Unter der STALEKE - Ausgabe 169 - Frühling
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<strong>STALEKE</strong> Land und Leute<br />
Gestatten, mein Name ist Hase!<br />
Sehr geehrte Leser/-innen <strong>der</strong> <strong>STALEKE</strong>. Jetzt, in <strong>der</strong> Osterzeit,<br />
bin ich ja wie<strong>der</strong> in aller Munde. Und sicherlich auch auf<br />
vielen Tellern, lei<strong>der</strong>!<br />
Aber was wissen Sie wirklich über mich? Nun ja, den „Angsthasen“<br />
kennen Sie, vielleicht auch den „Hasenfuß“. Aber ich<br />
bin nicht nur ein Symbol <strong>der</strong> Furchtsamkeit! Ich stehe auch für<br />
die Fruchtbarkeit! So schmückten die Germanen ihre Fruchtbarkeitsgöttin<br />
Ostara mit mir und die alten Griechen ihre Aphrodite,<br />
ihre Göttin <strong>der</strong> Liebe, Schönheit und <strong>der</strong> Begierde.<br />
Woher gerade das kommt, möchten Sie wissen?<br />
Nun, unsere Häsinnen sind<br />
biologische Wun<strong>der</strong>. Denn<br />
sie können schon wie<strong>der</strong><br />
befruchtet werden, wenn in<br />
ihnen noch die Föten <strong>der</strong><br />
vorherigen Befruchtung heranwachsen.<br />
Deshalb können<br />
sie zwei bis drei Mal pro Jahr<br />
junge Hasen gebären – bis zu<br />
neun Sprösslinge insgesamt.<br />
Und ich komme ja auch in<br />
vielen Ihrer Redensarten vor.<br />
Erinnern Sie sich? „Da liegt<br />
<strong>der</strong> Hase im Pfeffer“, sagen<br />
Sie, wenn Sie meinen, dass Sie den entscheidenden Punkt einer<br />
Angelegenheit getroffen haben.<br />
Und natürlich wussten Sie längst, „wie <strong>der</strong> Hase läuft“, als Sie<br />
darauf hinwiesen, dass Ihnen „die Sache nicht ganz hasenrein“<br />
sei – also nicht ganz in Ordnung („hasenrein“ ist bei den Jägern<br />
ein Hund, <strong>der</strong> nur auf Hasen abgerichtet ist).<br />
Auch wenn Sie ganz einsam wohnen, also dort, wo „sich Fuchs<br />
und Hase guten Nacht sagen“, brauchen Sie nicht sofort „das<br />
Hasenpanier zu ergreifen“ (flüchten), wenn <strong>der</strong> Sturm um ihr<br />
Haus pfeift. Schließlich haben Sie doch kein „Hasenherz“ –<br />
sind also überhaupt nicht ängstlich (Als „Hasenpanier“ gilt <strong>der</strong><br />
Schwanz des Hasen, und den sieht man ja nur, wenn er Reißaus<br />
nimmt).<br />
Nicht ganz so geläufig sind Ihnen sicherlich die folgenden<br />
Aussprüche: „Aus einem kleinen Gebüsch springt oft ein großer<br />
Hase“. Das heißt: Bedeutende Menschen stammen oft aus<br />
kleinen Verhältnissen. Und wenn „die Hasen brauen“, dann<br />
liegt dichter Nebel über Fel<strong>der</strong> und Wiesen. „Dem toten Löwen<br />
kann je<strong>der</strong> Hase die Mähne zupfen“. Dieses Sprichwort<br />
meint, dass eine überstandene Gefahr – und sei sie auch noch<br />
so groß gewesen – niemanden mehr bedrohen kann. „Fetter<br />
Klee, fette Hasen“; dieser kurzen Redensart entspricht die Aussage:<br />
Wo gut verdient wird, werden die Menschen reich. „Groß<br />
sein tut´s nicht allein, sonst holte die Kuh den Hasen ein“. Das<br />
soll heißen: Nicht auf die Größe kommt es an, son<strong>der</strong>n auf<br />
Witz und Schläue.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leser/-innen <strong>der</strong><br />
<strong>STALEKE</strong>, eine angenehme Osterzeit. Lassen Sie sich mich<br />
gut schmecken: nicht als „Falschen Hasen“, son<strong>der</strong>n als „Hasen<br />
á la Navarra“ – zart gebraten, pikant gewürzt, fein gespickt<br />
und mit einer rassigen Rotweinmarinade verfeinert.<br />
Mit freundlichen Grüßen …<br />
<strong>169</strong> UNTER DER <strong>STALEKE</strong> 1-2008<br />
Ihr „Mein-Name-ist-Hase, ich-weiß-von-nichts“. Das antwortete<br />
nämlich <strong>der</strong> Student Viktor Hase im Jahre 1844/45 einem<br />
Kontrolleur, als <strong>der</strong> ihn wegen <strong>der</strong> unberechtigten Benutzung<br />
seines Studentenausweises zur Rede gestellt hatte.<br />
PS: Und noch etwas ganz Wichtiges sollten Sie über mich wissen:<br />
Ich bin ein Wie<strong>der</strong>käuer – wie die Kuh, ein Hirsch o<strong>der</strong><br />
ein Kamel. Aber auf ganz an<strong>der</strong>e Weise!<br />
Wir Hasen essen nämlich das, was wir verdaut und als Hasenköddel<br />
ausgeschieden haben, ein zweites Mal. Und dabei holen<br />
dann unsere aktiven Magensäfte viel mehr Nährstoffe aus<br />
<strong>der</strong> Nahrung heraus, als ihnen das zuvor überhaupt möglich<br />
gewesen ist. ■ Hansdieter Kurth<br />
Quellen: Großes Handbuch <strong>der</strong> Zitate und Redensarten; Hrsg. Lutz Mackensen,<br />
Buch und Zeit Verlag, ohne Jahrgang; ISBN 3-8166-0187-1; Sonntagsblatt<br />
vom 8.4. 2007; NORDSEE-Zeitung vom 7.4. 2007<br />
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