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Seele aus der Balance - BMBF

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23STÖRUNGSBILDERJenseits <strong>der</strong> Norm: PersönlichkeitsstörungenKaltblütig, versöhnlich, trotzig, reizbar o<strong>der</strong>gehemmt: Um die Wesenszüge eines Menschenzu beschreiben, kennen wir vieleWorte – eine deutschsprachige Internetseitelistet sogar rund 1 200 Charaktereigenschaftenauf. Wie die Steine eines Mosaikssetzen sie jenes Bild zusammen, das wir alsdie individuelle Persönlichkeit eines Menschenbetrachten. Wenn nun aber einigeMosaiksteine größer werden? Wenn einzelneEigenschaften das Wesen eines Menschendominieren? Wenn er zu je<strong>der</strong> Zeit vorallem kaltblütig, trotzig o<strong>der</strong> gehemmt ist?Dann ist wahrscheinlich die Diagnose „Persönlichkeitsstörung“angebracht.Der Begriff „Persönlichkeitsstörung“ vereint vielesehr komplexe und auch sehr unterschiedliche,teils gegensätzliche Krankheitsbil<strong>der</strong>. Expertenbenutzen ihn, wenn jemand Verhaltensweisenzeigt, die stark und dauerhaft von den gesellschaftlichenund kulturellen Erwartungen – <strong>der</strong> Norm– abweichen und wenn diese Verhaltensweisenso extrem <strong>aus</strong>geprägt sind, dass sie die Fähigkeit<strong>der</strong> Betroffenen einschränken, in <strong>der</strong> Gesellschaftzu leben. So denken und fühlen die Betroffenenzum Beispiel an<strong>der</strong>s, sie sehen die Welt mit an<strong>der</strong>enAugen und zeigen typischerweise starre Verhaltensmuster,die sie nicht an unterschiedlicheLebenssituationen anpassen können.Die exakte Diagnose einer Persönlichkeitsstörungverlangt eine sorgfältige Prüfung <strong>der</strong>Symp tome und <strong>der</strong> Lebensgeschichte <strong>der</strong> Betroffenen.An<strong>der</strong>s zu sein als die Masse, ist kein <strong>aus</strong>reichen<strong>der</strong>Diagnosegrund. Die Schwierigkeit ist,Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung vonjenen abzugrenzen, die zwar psychisch gesundsind, aber „gelegentliche charakterliche Schwächen“zeigen, also nur zeitweilige, leichte Abweichungenvon einer als „normal“ definiertenPersönlichkeits<strong>aus</strong>prägung.Weltweiten Untersuchungen zufolge habenzwischen zwei und zehn Prozent aller Menscheneine Persönlichkeitsstörung. Für Deutschlandheißt das: an<strong>der</strong>thalb bis acht Millionen sindbetroffen, in <strong>der</strong> Regel Männer etwas häufiger alsFrauen. Je nach Störung zeigt die Verteilung aberdeutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern:Die Bor<strong>der</strong>line-Persönlichkeitsstörung ist miteinem Frauenanteil von rund 70 Prozent „typischweiblich“, die Antisoziale Persönlichkeitsstörung„typisch männlich“ (Männeranteil: 80 Prozent).Der wesentliche Faktor bei <strong>der</strong> Entstehung vonPersönlichkeitsstörungen – und generell bei <strong>der</strong>Prägung einer Persönlichkeit – sind die Lebensumstände,unter denen ein Mensch aufwächst. UngelösteKonflikte spielen bei <strong>der</strong> Entwicklung vonPersönlichkeitsstörungen eine Rolle. GenetischeEinflüsse sind ebenfalls wahrscheinlich, daraufdeuten zumindest Zwillings- und Adoptionsstudienhin. Sicher ist: Persönlichkeitsstörungenbeginnen bereits in <strong>der</strong> Kindheit o<strong>der</strong> Jugend. Undohne Therapie manifestieren sie sich im Erwachsenenalterauf Dauer.

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