73 PRÄVENTION UND FRÜHERKENNUNGEFFEKT-Training für Eltern und Kin<strong>der</strong> im VorschulalterDie Schwierigkeiten fangen häufig schon imKin<strong>der</strong>garten an: Die Kleinen sind trotzig,aggressiv und können sich nur schlecht konzentrieren,die Eltern fühlen sich hilflos undsind überfor<strong>der</strong>t. „Oftmals wachsen sich dieProbleme lei<strong>der</strong> nicht von selbst <strong>aus</strong>, son<strong>der</strong>nbleiben relativ stabil und können sich bis insErwachsenenalter verfestigen“, beschreibtProfessor Friedrich Lösel vom Institut für Psychologie<strong>der</strong> Universität Erlangen-Nürnbergdie Situation.Internationale Studien belegen, dassknapp ein Fünftel aller Kin<strong>der</strong> und Jugendlichenschwerwiegende Verhaltensproblemehaben: Dazu gehören Aggressionen, Ängs te,Depressionen, Hyperaktivität, Drogenabhängigkeitund Essstörungen. „PräventiveMaßnahmen, die in Familien, Kin<strong>der</strong>gärtenund Schulen ansetzen, sind deshalb beson<strong>der</strong>swichtig“, betont Lösel. Problematisch ist,dass zwar zahlreiche Präventionsprogrammeangeboten werden, aber kaum jemand weiß,wie wirksam sie sind. Lösel und seine Kollegenhaben daher die soziale Entwicklung vondrei- bis siebenjährigen Kin<strong>der</strong>n über mehrereJahre untersucht. Dabei sammelten sieein breites Spektrum an Daten: Zum Beispielwurden die Eltern bei einem H<strong>aus</strong>besuchzur Entwicklung ihres Kindes befragt unddie Familie beim Spielen beobachtet. In Fragebögenmachten die Eltern Angaben zu denProblemen und dem Sozialverhalten ihresKindes, aber auch zu ihren Erziehungspraktiken,<strong>der</strong> Beziehung zum Partner und demsozialen Netzwerk <strong>der</strong> Familie. Über die Hefte<strong>der</strong> Vorsorgeuntersuchungen erfassten dieWissenschaftler zusätzlich Daten zur körperlichenEntwicklung und Gesundheit des Kindes.Parallel zu dieser Studie entwickeltenLösel und seine Mitarbeiter ein För<strong>der</strong>trainingzur Verbesserung des Sozialverhaltensbei Kin<strong>der</strong>n und untersuchten, wie wirksames ist. „EFFEKT“ (EntwicklungsFör<strong>der</strong>ung inFamilien: Eltern- und Kin<strong>der</strong>-Training), so<strong>der</strong> Name des Präventionsprogramms, setztsich <strong>aus</strong> einem Kurs für die Eltern und einemspielerischen Kin<strong>der</strong>kurs zusammen. Elternerhalten Tipps für Erziehungsprobleme undlernen die Grundregeln positiver Erziehung.Im Kin<strong>der</strong>training lernen Vier- bis Siebenjährigezum Beispiel die Folgen des eigenenVerhaltens einzuschätzen und Konflikte zulösen. „Für beide Programme konnten signifikanteEffekte nachgewiesen werden“, berichtetLösel. „Insbeson<strong>der</strong>e bei Kin<strong>der</strong>n mit relativstark <strong>aus</strong>geprägten Verhaltensproblemenkonnten wir Verbesserungen beobachten.“EFFEKT wird von zahlreichen Einrichtungenwie Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Kin<strong>der</strong>gärteno<strong>der</strong> Familienbildungsstätten angeboten.Weitere Informationen sowie Adressenvon Kursanbietern unterwww.effekt-training.de.wichtig für den Abbau von Stress ist es, sich einsoziales Netz aufzubauen.“Weiteres Element des Kurses sind praktischeH<strong>aus</strong>aufgaben, die nach je<strong>der</strong> Sitzung zu er -ledigen sind: Zum Beispiel das eigene Kind zuetwas auffor<strong>der</strong>n, in dem man ihm ruhig undkonkret erklärt, warum es dies tun o<strong>der</strong> unterlassensoll. „Dabei lernen die Mütter, dass<strong>der</strong> Nachwuchs auch pariert, wenn man nichtschreit“, sagt Flick. Die so gemachten Erfah run-gen helfen, das Selbstvertrauen <strong>der</strong> Mütter zustärken.In einer abschließenden gemeinsamen Sitzung<strong>der</strong> Mütter und ihrer Kin<strong>der</strong> werden dieInhalte noch einmal vertieft. „Die Resonanz aufdie EFFEKT-E Kurse ist durchweg positiv“, berichtetFlick. Die Frauen fühlten sich nach dem Kurssicherer in ihrer Mutterrolle und besser gewappnetfür die Lösung zukünftiger Probleme. Davon profitierendann beide: Mütter und Kin<strong>der</strong>.
PRÄVENTION UND FRÜHERKENNUNG74Gemeinsam fürs Leben:Präventionsstrategien bei DepressionenIn Deutschland nehmen sich knapp 10000Menschen pro Jahr das Leben, über 100000begehen einen Suizidversuch und oft habendiese Menschen eine depressive Störung.Depressionen früher zu erkennen, dieBetrof fenen schneller zu behandeln undso Suizide zu verhin<strong>der</strong>n, sind Ziele des Kompetenznetzes„Depression, Suizidalität“.Ein im Jahr 2001 in Nürnberg gestartetesModellprojekt zeigt beispielhaft, wie dieserreicht werden kann.Die Erfolge des „Nürnberger Bündnisses gegenDepression“ waren so überzeugend, dass es auchnach Ende <strong>der</strong> offiziellen Studienphase weitergeführtwurde: Denn innerhalb <strong>der</strong> zwei Untersuchungsjahrewurden in Nürnberg die Suizideund Suizidversuche – verglichen mit <strong>der</strong> WürzburgerKontrollregion – um rund ein Viertelreduziert. Beson<strong>der</strong>s deutlich war <strong>der</strong> Rückgangbei drastischen Tötungsmethoden wie Erschießen,Er hängen und Springen <strong>aus</strong> großer Höhe.Mitt lerweile ist das Nürnberger Modell zumbundesweiten „Deutschen Bündnis gegen Depression“angewachsen, in dem sich über 50 ähnlicharbeitende regionale Bündnisse auf lokaler Ebenefür die Aufklärung über Depressionen und eineVerbesserung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur einsetzen.„Wir wollen das Rad nicht immer wie<strong>der</strong> neuerfinden, son<strong>der</strong>n Synergieeffekte optimal nutzen.So können wir mit vergleichsweise geringenMitteln enorm viel bewegen“, sagt <strong>der</strong> Sprecherdes Kompetenznetzes, Professor Dr. Ulrich Hegerl.Auch im Ausland kommt das Modellprojekt gutan: Seit 2004 wird es mit Unterstützung <strong>der</strong> EuropäischenKommission und <strong>der</strong> „European AllianceAgainst Depression (EAAD)“ in 18 europäischenLän<strong>der</strong>n verbreitet.Handeln auf vier EbenenDas als Vier-Ebenen-Interventionsstrategiebe kannt gewordene Vorgehen des NürnbergerBündnisses besteht <strong>aus</strong> Fortbildungen und Kooperationenmit H<strong>aus</strong>ärzten (Ebene 1), Schulungenfür Multiplikatoren wie Lehrer, Pflegekräfte, Apotheker,Polizisten, Beratungskräfte o<strong>der</strong> dem örtlichenPfarrer (Ebene 2) sowie Veranstaltungen fürBetroffene und ihre Angehörigen (Ebene 3). Unterstütztwerden sie sowohl durch Informationsmaterial(Videos, Broschüren, CD-ROMs) als auch bei<strong>der</strong> Suche nach o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gründung einer Selbsthilfegruppe.Darüber hin<strong>aus</strong> wird mit Postern,Kinospots und Informationsveranstaltungendie Öffentlichkeit für die Erkrankung sensibilisiert(Ebene 4). Denn falsche Vorstellungen überDepressionen sind nach wie vor ein großes Problem:Viele Menschen denken, bei depressiven Störungenhandle es sich nur um selbstverschuldeteund harmlose Stimmungsschwankungen. H<strong>aus</strong>ärztenehmen in diesem Interventionsmodell eineSchlüsselposition ein, da sie in <strong>der</strong> Regel die ersteAnlaufstelle für depressive Menschen sind: Allerdingsübersehen viele von ihnen die Erkrankungnoch viel zu oft. So geht häufig wertvolle Zeit verloren,ehe eine Depression angemessen behandeltwerden kann. In dieser Zeit leiden die Betroffenenund sind im schlimmsten Fall sogar in Lebensgefahr.Dabei gibt es heute verträgliche Therapien,mit denen depressive Erkrankungen erfolgreichbehandelt und ihre Symptome deutlich gemil<strong>der</strong>twerden können.Weitere Information: www.buendnis-depression.deDeutsches Bündnis gegen Depression e. V.
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