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Seele aus der Balance - BMBF

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59 THERAPIENPillen für die <strong>Seele</strong>: Wie Psychopharmaka wirkenDie Ursachen von Depressionen, Schizophrenien,Bipolaren Störungen sowie AngstundZwangsstörungen sind komplex. DasZusammenwirken von äußeren und innerenFaktoren bei diesen Erkrankungen verstehenwir bisher kaum. Sehr viel präzisersind dagegen die Vorstellungen darüber,wie es zu den Symptomen <strong>der</strong> Erkrankungenkommt: Ein Chaos bei den Signalmolekülendes Gehirns verursacht Fehler in <strong>der</strong> Verständigung<strong>der</strong> Nervenzellen untereinan<strong>der</strong> undlöst Symptome wie Angst, Wahn o<strong>der</strong> überstarkeTraurigkeit <strong>aus</strong>.Arzneimittel für psychische Störungen beeinflussendie Nerven-Botenstoffe und die Signalübertragungvon einer Gehirnzelle in die an<strong>der</strong>e.Je nachdem, welcher Botenstoff durch das Medikamentbeeinflusst wird und in welcher Gehirnregiondas stattfindet, werden antidepressive,stimmungsaufhellende, angstlösende o<strong>der</strong> beruhigendeWirkungen erzielt. Wichtige, als Neurotransmitterbezeichnete Botenstoffe des Gehirnssind Serotonin, Noradrenalin, Dopamin undGamma-Amino-Buttersäure. Sie werden in denNervenzellen (Neuronen) gebildet und an denKontaktstellen zu benachbarten Neuronen, denSynapsen, freigesetzt. Auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enNeuronen verbinden sie sich mit den zu ihrerchemischen Struktur passenden Empfängermolekülen(Rezeptoren). Diese Neurotransmitter-Rezeptor-Bindung wird von den Empfängerzellenregistriert, die dann das entsprechende Signalweiterleiten o<strong>der</strong> in einen „Effekt“ um wandeln,beispielsweise in eine Gefühlsempfindung. Dasist dann die therapeutisch erwünschte Wirkungdes Psychopharmakons, welche die Patientenbeispielsweise als „Beruhigung“ o<strong>der</strong>„Stim mungsaufhellung“ erleben. Psychopharmakabeeinflussen die Neurotransmitter: Die Medikamenteerhöhen die Produktion o<strong>der</strong> hemmen denAbbau <strong>der</strong> Neuro transmitter, för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> hemmendas Andoc ken <strong>der</strong> Neurotransmitter an dieRezeptoren. Die Signalwirkung wird verstärkt o<strong>der</strong>blockiert – in jedem Fall soll wie<strong>der</strong> Ordnung in das„chemische Chaos“ des Gehirns gebracht und dasnatürliche Gleichgewicht hergestellt werden.Die Psychopharmaka-Familie:Wer macht was?Bei Depressionen synthetisieren die Neuronen zuwenig Serotonin und Noradrenalin. Antidepressivaerhöhen die Konzentration dieser Botenstoffeim Gehirn und verbessern dadurch Stimmungund Antrieb <strong>der</strong> Patienten. Dazu benötigen sieeine Anlaufzeit von zwei bis vier Wochen, weshalbdie Patienten zu Beginn <strong>der</strong> Behandlung je nachSymptomatik meist noch an<strong>der</strong>e Medikamenteerhalten müssen.Bei Psychosen mit Wahnvorstellungen undHalluzinationen wird zu viel Dopamin freigesetzt.Daher lassen Medikamente, die die Dopamin-Rezeptoren blockieren, die Symptome langsamabklingen. Diese Medikamente werden Neuroleptikao<strong>der</strong> Antipsychotika genannt und leistenvor allem bei Schizophrenie-Patienten wertvolleDienste. Eine weitere wichtige Psychopharmaka-Gruppe sind die Tranquilizer. Sie beeinflussen dieGamma-Amino-Buttersäure und wirken dadurchangstlösend und schlafanstoßend.Keine Wirkung ohne NebenwirkungTranquilizer haben kaum Nebenwirkungen,können aber schnell abhängig machen, weshalbsie meist nur über ein bis zwei Wochen verabreichtwerden. Antidepressiva und Neuroleptika machen

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