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Seele aus der Balance - BMBF

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29STÖRUNGSBILDERNicht „Jekyll and Hyde“: SchizophrenienAuch wenn <strong>der</strong> Name wörtlich übersetzt„Spaltungsirresein“ o<strong>der</strong> „Bewusstseinsspaltung“bedeutet: Mit einer in einen gutenund einen bösen Charakter gespaltenenPersönlichkeit haben Schizophrenien nichtszu tun. Schizophrenien sind schwere psychischeErkrankungen. Laut Statistik istweltweit ein Mensch von hun<strong>der</strong>t betroffen.In Deutschland leiden rund 800000Menschen an einer <strong>der</strong> verschiedenen Schizophrenieformen.Die meisten Betroffenensind zwischen 20 und 40 Jahre alt, wobeiFrauen häufiger, dafür aber später erkranken.Mit <strong>der</strong> hebephrenen Schizophreniegibt es eine Jugendform, die meist zwischendem 15. und 25. Lebensjahr beginnt.Typische Symptome einer Schizophrenie sindWahrnehmungsstörungen: Betroffene habeneinerseits die Fähigkeit, „zu viel“ Eindrücke <strong>aus</strong> <strong>der</strong>Umwelt wahrzunehmen, was in <strong>der</strong> Fachspracheals „Positiv- o<strong>der</strong> Plussymptomatik“ bezeichnetwird, und Symptome wie Denkstörungen, Halluzinationen,Störungen des Gefühlslebens und Wahnphänomenenach sich ziehen kann. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enSeite ist die Erkrankung durch einen „Wegfall“an Fähigkeiten charakterisiert – sogenannte„Negativ- o<strong>der</strong> Minussymptomatik“ –, beispielsweiseverstärkte Antriebsmin<strong>der</strong>ung, vermehrtersozialer Rückzug, Aufmerksamkeitsstörungen undAffektverflachungen.Schizophrenien sind für die Betroffenen, aberauch ihre Angehörigen, eine enorme Belastung.Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt.Wahrscheinlich sind mehrere Faktoren an <strong>der</strong> Entstehungbeteiligt. So werden etwa angeboreneMerkmale – genetische Faktoren – als Grundlageangesehen, die im Zusammenwirken mit weiteren,sogenannten „umweltbedingten“ – psychologischenund sozialen – Faktoren die individuelleErkrankungswahrscheinlichkeit <strong>aus</strong>machen. Sokönnen beispielsweise Schädigungen <strong>der</strong> frühkindlichenGehirnentwicklung vor <strong>der</strong> Geburt(zum Beispiel Mangelernährung während <strong>der</strong>Schwangerschaft) o<strong>der</strong> Geburtskomplikationendas Erkrankungsrisiko erhöhen. Im Laufe desLebens haben vor allem kritische Lebensereignisse,beispielsweise Arbeitsplatzverlust, Tod einesAn gehörigen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Auszug <strong>aus</strong> dem Elternh<strong>aus</strong>,das Potenzial, akute Auslöser einer schizophrenenEpisode zu sein.Aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen und nicht nur fürSchizophrenien typischen Symptome – vor allemdurch den „Wegfall“ normaler Fähigkeiten – isteine rechtzeitige Diagnose schwierig. Auch deshalbwerden Schizophrenien oft erst drei bis fünfJahre nach dem Auftreten <strong>der</strong> ersten Symptomeerkannt. Die Krankheit ist gekennzeichnet durchunterschiedliche Verlaufsformen: möglich sindeine einmalige Episode im Leben, wie<strong>der</strong>kehrendeSchübe sowie ein chronisch-fortschreiten<strong>der</strong>Verlauf.Die Behandlung von Schizophrenien erfolgtsymptomatisch, in leichten Fällen ambulant, beischweren Formen stationär. Die Therapie besteht<strong>aus</strong> einem individuellen Behandlungsplan mitMedikamenten (Neuroleptika), geeigneten psychotherapeutischenMaßnahmen und oft auch soziotherapeutischenInterventionen, die darauf abzielen,die Kranken in ihrem täglichen Umfeld zustabilisieren. Dabei werden auch oft die Angehörigenim Rahmen einer Psychoedukation einbezogen,um die akuten Symptome besser verständlichzu machen und den Umgang mit dem Erkranktenzu erleichtern. Zur Verhin<strong>der</strong>ung von Rückfällenist meist eine langfristige Betreuung durch einenFacharzt sinnvoll. Ein großes Problem ist für vieleBetroffene die Stigmatisierung <strong>der</strong> Erkrankung,die wie eine zweite Krankheit empfunden wird.Weitere Informationen:www.kompetenznetz-schizophrenie.infoKompetenznetz „Schizophrenie“

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