Spielzeit 12 13 - Niedersächsische Staatstheater Hannover
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ladY macBeth<br />
VOn mzensk<br />
Mzensk ist eine Kleinstadt im südwestlichen Russland.<br />
Folglich entstammt diese Lady Macbeth auch keinem<br />
schottischen Adelsgeschlecht, sondern ist die Frau eines<br />
Kaufmanns und heißt hier Katerina Ismailowa. Doch auch<br />
sie hinterlässt eine breite Blutspur, weil sie sich mit dem<br />
täglichen Einerlei an der Seite ihres Mannes Sinowi und<br />
unter der Fuchtel ihres tyrannischen Schwiegervaters<br />
Boris nicht abfinden will. Der Wunsch, ihrem tristen Leben<br />
zu entkommen, treibt sie in die Arme des Arbeiters Sergej.<br />
Aber das Verhältnis fliegt auf, und so fordert die Fleischeslust<br />
ihre Opfer: Katerina wird zur Mörderin zunächst an<br />
Boris, der mit einem mit Rattengift angereicherten Pilzgericht<br />
zur Strecke gebracht wird. Danach beseitigt sie zusammen<br />
mit Sergej ihren Mann Sinowi. Doch just am<br />
Hochzeitstag von Katerina und Sergej macht sich Leichengeruch<br />
bemerkbar, und die Morde werden entdeckt. Ein<br />
Strafgefangenenlager in Sibirien ist für beide Endstation.<br />
Dort betrügt Sergej Katerina mit Sonjetka, einem jungen<br />
Mädchen, das Katerina in ihrer Verzweiflung schließlich<br />
mit sich in den Tod reißt.<br />
1932 vollendete der 26jährige Dmitri Schostakowitsch<br />
seine zweite Oper Lady Macbeth von Mzensk und wählte<br />
dafür als Vorlage eine Novelle des russischen Erzählers<br />
Nikolai Leskow, die seit ihrem Erscheinen 1865 sehr po<br />
pulär war. Die Geschichte aus der Provinz über Langeweile,<br />
unbefriedigte Sexualität und entfesselte Gewalt sollte<br />
nach Schostakowitschs ursprünglichem Plan der erste Teil<br />
einer Trilogie über verschiedene Frauenschicksale im vorund<br />
nachrevolutionären Russland sein. Mit der Wahl<br />
dieses drastischen Stoffes aber geriet Schostakowitsch in<br />
Konflikt mit dem stalinistischen Regime. Obwohl die Oper<br />
nach ihrer Uraufführung schnell internationale Erfolge feierte,<br />
erregte sie 1936 bei einer Vorstellung in Moskau das<br />
Missfallen Stalins. Unter der Überschrift »Chaos statt Musik«<br />
startete die Prawda daraufhin eine Pressekampagne gegen<br />
den Komponisten, nach der das Werk von den Spielplänen<br />
der sowjetischen Bühnen verschwand. Zwar konnte die<br />
Oper nach der StalinZeit wieder aufgeführt werden, allerdings<br />
in einer von Schostakowitsch vorgenommenen entschärften<br />
Überarbeitung. In seiner ursprünglichen Gestalt<br />
kehrte das Werk aber erst nach Schostakowitschs Tod auf<br />
die Bühne zurück.<br />
Schostakowitsch bezeichnete seine Lady Macbeth von<br />
Mzensk als eine »TragödienSatire«, die mit schonungs<br />
loser Direktheit und mit grellen musikalischen Mitteln das<br />
Portrait einer Frau zeichnet, die Opfer und Täterin zugleich<br />
ist. In der Dumpfheit und Brutalität ihrer Welt, von der sie<br />
geprägt ist, kennt Katerinas Auflehnung nur den Weg in<br />
krude Sexualität und skrupellosen Mord.<br />
Nach Karl Amadeus Hartmanns Simplicius Simplicissimus<br />
und Verdis Macbeth arbeitet der Regisseur Frank Hilbrich<br />
zum dritten Mal an der Staatsoper <strong>Hannover</strong>. Besondere<br />
Beachtung fand in den letzten Jahren seine Beschäftigung<br />
mit dem Werk Richard Wagners: Auf Parsifal in Kiel folgten<br />
Die Meistersinger von Nürnberg in Halle, 2010 wurde mit<br />
der Götterdämmerung am Theater Freiburg seine Inszenierung<br />
des Ring des Nibelungen abgeschlossen, dem in<br />
der <strong>Spielzeit</strong> 2011/<strong>12</strong> Lohengrin folgte.