Familienfüchse im Abo
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Wenn ich mich mit dieser Frage beschäftige,<br />
komme ich zu einer kurzen<br />
Antwort: Pubertät ist die Zeit, in der die<br />
Freunde anfangen, die Elternrolle zu<br />
übernehmen…<br />
Nicht nur, dass man viel mehr Zeit mit<br />
seinen Freunden als mit den Eltern<br />
verbringt, das Zuhause soll auch einfach<br />
nicht mehr darüber Bescheid<br />
wissen, was man erlebt und was einen<br />
bewegt.<br />
Die Freunde sind diejenigen, die jetzt<br />
zuhören und „beraten“. Ihre Meinung<br />
zählt nun. Sei es bei Unterhaltungen<br />
oder als Ansprechpartner bei Sorgen<br />
und eigentlich allem, was wichtig ist.<br />
Auf der Themen- Hitliste ganz weit<br />
oben stehen „Liebe“, „Sex“ und<br />
„Konflikte mit anderen Leuten“, vor<br />
allem mit den ewig verständnislosen<br />
Eltern und Erwachsenen – die Dinge<br />
eben, die man Eltern nur ungern<br />
erzählt. Neben der zeitlichen Hauptrolle<br />
übernehmen die eigenen Leute nun<br />
auch die Aufgabe „rumzuerziehen“. Sie<br />
geben uns die nötige Anerkennung und<br />
zeigen uns den richtigen Weg. Und sie<br />
ermahnen bei Fehlern. So gibt es eben<br />
auch Freunde, die kritisieren, wenn wir<br />
Jugendlichen Mist machen...<br />
Nachgedacht<br />
Was ist eigentlich Pubertät? Teil 1<br />
... eine Vierzehnjährige antwortet<br />
Foto: ©Dietmar Böhmer/PIXELIO<br />
Doch bis darauf, dass die Pickel<br />
sprießen, Haare an eher ungewohnten<br />
Stellen wachsen und man(n) die<br />
Periode bzw. den ersten Samenerguss<br />
bekommt, besteht die größte Veränderung<br />
wohl <strong>im</strong> Verhalten. Zu oft<br />
versteht man die eigenen Eltern nicht<br />
mehr. Zu oft verstehen einen die<br />
eigenen Eltern nicht mehr. Dann folgen<br />
stunden- manchmal auch tagelange<br />
Diskussionen, an deren Ende man<br />
doch nicht einer Meinung ist…<br />
Man will erwachsen sein und ist es<br />
doch nicht. Aber das Niveau hebt sich.<br />
Man versteht, ist vernünftiger, weiß<br />
Dinge anders einzuordnen als ein Kind<br />
und man entscheidet (<strong>im</strong>mer noch zu<br />
wenig) Dinge selber. Zumindest will<br />
man das! Man entdeckt das andere<br />
Geschlecht, Jungen und Mädchen sind<br />
nicht mehr nur doof, sondern plötzlich<br />
auch interessant. Erste zarte Beziehungen<br />
entstehen und Liebeskummer<br />
macht sich breit. Man hat nur<br />
noch selten Lust auf Schule und erste<br />
und auch ernste Kontakte mit Alkohol,<br />
Zigaretten und ja, manchmal auch mit<br />
anderen Drogen. Klar weiß man, dass<br />
es Gesetze gibt. Aber, cool sein, zu<br />
den Angesagten dazugehören und<br />
eben nicht am Rande stehen und still<br />
beobachten, ist einfach wichtiger. Man<br />
ist eben kein Kind mehr, das auf das<br />
hört, was Eltern sagen, sondern man ist<br />
auf dem Weg zum Jugendlichen!<br />
…und braucht gleichzeitig so sehr die<br />
Unterstützung der Eltern. Man kann ja<br />
schließlich nicht allein zu Gesprächen<br />
bei der Polizei gehen. Genauso wie die<br />
Lehrer bei Fehlverhalten einfach nicht<br />
mit der Anwesenheit des Schülers vorlieb<br />
nehmen wollen, sondern eben die<br />
Eltern einladen…<br />
Unterstützung - leider benötigt man<br />
diese auch, um sich den aktuellen<br />
Traum in Sachen Handy, Mode oder<br />
eben auch PC- Spiel zu erfüllen. Denn<br />
<strong>im</strong>mer ist am Ende des Taschengeldes<br />
noch Monat übrig. Tja, und neben<br />
finanzieller und moralischer Hilfe gibt<br />
es tatsächlich Momente, in denen man<br />
sich wünscht, dass Eltern einem einfach<br />
zuhören und da sind…<br />
Auc h Pubertierende brauchen<br />
manchmal Gespräche mit den Eltern.<br />
Wir wollen ihnen gefallen und ihnen<br />
auffallen. Daran ändert auch die Tatsache<br />
nichts, dass Eltern viel zu häufig<br />
mit dem erhobenen Zeigefinger unterwegs<br />
sind und meistens die falschen<br />
Fragen stellen (beispielsweise nach<br />
dem aktuellen Beziehungsstatus oder<br />
der Zensur der letzten Mathearbeit)<br />
oder aber sich in hinkenden Vergleichen<br />
sonnen (z. B. mit „besseren<br />
Geschwistern“ oder was sie früher alles<br />
nicht hatten und durften).<br />
Pubertät ist einfach eine für Eltern,<br />
Kinder und Lehrer schwierige Zeit, in<br />
der vor allem die Idee, uns<br />
Pubertierende zu verändern und<br />
„dieses als Kind behandelt werden“<br />
nerven…<br />
Doch… sind wir in dieser Phase auch<br />
kaktusähnlich stachelig, so wünschen<br />
wir uns dennoch manchmal, dass<br />
unsere Eltern sich ein bisschen dicker<br />
anziehen, damit sie uns umarmen<br />
können…<br />
SUSANNA UELTZEN<br />
<strong>Familienfüchse</strong> 1/2010 - 24