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Buch - Integrale Psychotherapie

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80 W. M. Weinreich: <strong>Integrale</strong> <strong>Psychotherapie</strong>________________________________________________________________________________1.2.2 Die Entstehung psychischer StörungenJeder Mensch ist in seiner Entwicklung Belastungen ausgesetzt, die imWechselspiel mit seiner genetischen Ausstattung und seiner körperlichenKonstitution sowie seiner sozialen Einbettung einen hemmenden Einfluß aufdie Persönlichkeitsentwicklung haben können. Insofern ist ein idealtypischerEntwicklungsverlauf eher die Ausnahme, die Abweichung davon jedoch dieRegel. Erst wenn diese Einflüsse zu stark werden, kommt es zu pathologischenFehlentwicklungen, z.B. in Form von Deformation des Charakters,der Gehirnfunktionen, des Sozialverhaltens, der Umweltwahrnehmung etc.,die in allen Quadranten sowie auf den nachfolgenden Entwicklungsebenenbeeinträchtigend wirken und die um so schwerer und umfassender ausfallen,je früher sie stattfanden. 120 Nachfolgend die idealisierte Darstellung fürein einmaliges traumatisches Lebensereignis:*GEIST*GEISTSeeleVernunftLebengestörteEntwicklungunbewältigterDrehpunktgesunde Entwicklungexpandierendes Selbst-SystemAb b . 1.15: A bhä ng i g k ei t d es A us m a ßes der S t ör ung vom S t ör ung s z ei t punk t120vgl. Wilber, 1997b, S. 184, 212, 192; auch Ammon, 1971, S. 336gekürzte Onlineversion 81________________________________________________________________________________Der Ursachenort für eine Psychopathologie kann Wilber zufolge in einemoder mehreren der vier Quadranten liegen: psychische Traumata im weitestenSinne sowie Lerndefizite, außerdem genetische Voraussetzungen undkörperliche Ursachen, kulturelle, soziale, berufliche und andere Umwelteinflüsse,auch gebündelt als multifaktorielle Ätiologie – oder andersausgedrückt: bio-psycho-soziale Ursachen. Als psychisches Trauma könnenin diesem Zusammenhang alle Lebenserfahrungen bezeichnet werden, dieaufgrund ihrer Dauer und/oder Intensität die momentane Integrationsfähigkeitdes Selbst übersteigen, so daß sie nicht zu einem konstruktiven Erfahrungszuwachsführen, sondern das Selbst aus der Bahn seiner natürlichenEntwicklung werfen. Beispiele dafür sind Trennungs- und Verlusterfahrungen,Belastungssituationen, zwischenmenschliche Konflikte, frustrierte existentielleBedürfnisse, Kränkungen, psychischen Folgen schwerer körperlicherErkrankungen, plötzliche kritische Lebensereignisse (Life Events) etc. 121Die Störung der Entwicklung durch diese bio-psycho-sozialen Ursachenkann auf zweierlei Weise geschehen, die beide auf den Transformationsprozeßbeim Übergang von einer Bewußtseinsebene zur nächsten wirkenund die eigentliche Deformation einer Entwicklungsebene verursachen 122 :a) W enn di e D i ffe r e n zi e r u n g ni cht g el i ng t , k om m t es zur Stagnation in F or mv on F i x i er ung , Ve r s c hm el z ung od e r ma ng e l nde r Gr e nzbi l dung : Da s Se l bs t( od er ei ne S ubpe r s önl i c hk e i t / ei ne Ent w i c k l ung s l i ni e) ve r ha r r t in de rI de nt i f i k a t i on m i t ei ne r er r e i c ht en Ebene und we hr t s i c h ge g en di e we i -t er e Ent wi ck l ung . „ E s is t d i e A ng s t , Unt e r s c hi ed e z uz ul a s s en …“ 123b) Wenn andererseits die Integration beeinträchtigt ist, kommt es zur Deformationeiner Entwicklungsebene durch Dissoziation, Fragmentierung,Verdrängung oder Entfremdung: ein Persönlichkeitsanteil (oder Subpersönlichkeit/ Entwicklungslinie) wird vom Selbst abgespalten bzw. übernimmtdie Herrschaft. So kann z.B. das aktuelle Selbst sich jetzt mit derneu gewonnenen Ebene des rationalen Denkens identifizieren und die121 vgl. Wilber, 2001a, S. 120, 269 f; Wilber, 1996a, S. 661 f; auch C. Reimer et al,2000, S. 528122 vgl. Wilber, 2001a, S. 110123Fuhr & Gremmler-Fuhr, 2000, S. 30

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