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JAHRESBERICHT 2011 - Diakonie de La Tour

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Gestalt eröffnet - Rektor Hubert Stotter freut sich sicht<br />

lich über <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Großprojekts: „Beson<strong>de</strong>rer Dank gilt<br />

<strong>de</strong>m <strong>La</strong>nd Kärnten und <strong>de</strong>r Aktion Licht ins Dunkel“, erklärt<br />

er. „Ohne die Unterstützung <strong>de</strong>r vielen Spen<strong>de</strong>r von Licht<br />

ins Dunkel hätte die Renovierung in dieser gelungenen Form<br />

sicher nicht erfolgen können.“<br />

Den Umbau dringend erfor<strong>de</strong>rlich machten unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r<br />

nicht barrierefreie Eingangsbereich und die nicht behin<br />

<strong>de</strong>rtengerechten Sanitäranlagen. Notwendig war auch die<br />

Schaffung <strong>de</strong>s dringend benötigten Platz für Archivierungs<br />

schränke. Das erneuerte Atelier ermöglicht <strong>de</strong>n Künstlern nun<br />

endlich i<strong>de</strong>ale Arbeitsbedingungen.<br />

Vor über dreißig<br />

Jahren entstand die<br />

Kunstwerkstatt, resul<br />

tierend aus Willi<br />

bald <strong>La</strong>ssenbergers<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft zum<br />

Zeichnen und Malen.<br />

Mittlerweile arbeiten<br />

zehn Künstlerin<br />

nen und Künstler im<br />

Atelier, zwei davon als<br />

Holzbildhauer.<br />

„Als Künstler wer<strong>de</strong>n bei uns diejenigen <strong>de</strong>finiert, die neben<br />

Talent und Können auch Kreativität, Einfallsreichtum und eine<br />

gewisse Kontinuität im künstlerischen Schaffen beweisen. Ein<br />

gelungenes Werk allein reicht nicht aus, das wäre ein Zu<br />

fallstreffer“, so Atelierleiterin Christine Stotter, die auch für<br />

das Kunstmanagement und die Leitung <strong>de</strong>r Galerie <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong><br />

(siehe unten und Interview S. 11) verantwortlich zeichnet.<br />

Christine Stotter - Hintergrundgedanken zur Galerie und<br />

<strong>de</strong>m Kunstmanagement: „Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Eröffnung und Führung<br />

einer Galerie wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Wunsch heraus geboren, Werke<br />

von Menschen mit einer Beeinträchtigung, die als Künstler<br />

arbeiten, vermehrt einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu<br />

machen. Also ohne <strong>de</strong>m Atelier <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> gäbe es die Galerie<br />

<strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong>, die im Sommer 2003 eröffnet wur<strong>de</strong>, nicht. Die<br />

Galerie <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> wird das ganze Jahr über bespielt.<br />

Künstler aus <strong>de</strong>m Atelier <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong>, aus Ateliers und Werk<br />

stätten aus Österreich und an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Welt sowie<br />

„externe“ Künstler stellen aus.<br />

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines erweiterten Kunst<br />

managements. Es ist eine Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>r Arbeit,<br />

die im Atelier vonstattengeht und <strong>de</strong>r „Außenwelt“.<br />

Es geht dabei auch um viel Administration wie Archivierung<br />

<strong>de</strong>r Werke und <strong>de</strong>r damit zusammenhängen<strong>de</strong>n Arbeit, <strong>de</strong>r<br />

Organisation und Zusammenstellung von Ausstellungen im In<br />

und Ausland und somit <strong>de</strong>n Kontakt mit an<strong>de</strong>ren Galeristen<br />

und Künstlern, <strong>de</strong>r Teilnahme an Wettbewerben auf nationaler<br />

und internationaler Ebene, die Durchführung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Projekte, die damit verbun<strong>de</strong>ne Kommunikation nach innen<br />

und außen, die Organisation und Erstellung von Drucksorten<br />

wie Kunstkalen<strong>de</strong>rn, Katalogen bis hin zu Postkarten, Bil<br />

lets, Verhandlungen mit Druckereien, Sponsorensuche, Kontakt<br />

zur Presse. Ein sehr breitgefächertes und interessantes<br />

Arbeitsgebiet.“<br />

Neue Tagesstruktur für Menschen<br />

mit Autismus<br />

In speziellen Wohngruppen <strong>de</strong>s Köraus, einem Wohnhaus für<br />

Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r <strong>Diakonie</strong> <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong>, leben<br />

jeweils acht Menschen mit autistischer Wahrnehmungsstö<br />

rung. Früher mussten die Wohnräumlichkeiten auch für das<br />

tagesstrukturieren<strong>de</strong> Angebot genutzt wer<strong>de</strong>n, im Mai <strong>2011</strong><br />

wur<strong>de</strong>n jedoch Arbeit und Wohnen für einen Teil <strong>de</strong>r Bewohner<br />

getrennt.<br />

„Für die Betreuer, aber auch die Klienten be<strong>de</strong>utet das eine<br />

enorme Entlastung. Die Klienten haben nun die Möglichkeit,<br />

sich mit an<strong>de</strong>ren außerhalb ihrer Wohngruppe auszutauschen<br />

und vermehrt Normalität zu leben“, erklärt Sylvia Röckel,<br />

Leiterin <strong>de</strong>r Tagesstrukur.<br />

Zur För<strong>de</strong>rung zählen kognitives Training (erlernte Fähigkei<br />

ten sollen nicht verloren gehen, son<strong>de</strong>rn ausgebaut wer<strong>de</strong>n),<br />

Wahrnehmungsschulungen (Stimulationen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Sinne), Sport, kreatives Gestalten o<strong>de</strong>r die Erlebnispädagogik.<br />

„Für unsere Klienten be<strong>de</strong>utet diese gezielte För<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r<br />

Tat Arbeit, <strong>de</strong>nn eine bewusste Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r<br />

Umwelt fällt Menschen mit schwerer autistischer Wahrneh<br />

mungsproblematik sehr schwer“, erklärt Röckel.<br />

Mit <strong>de</strong>m Training im Rahmen eines strukturierten Tagesablaufs<br />

sollen <strong>de</strong>n Klienten größtmögliche Selbständigkeit vermittelt<br />

und Ängste abgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

KUNST - GALERIE DE LA TOUR<br />

Zehn unter Vertrag stehen<strong>de</strong> Künstler arbeiten täglich im Atelier <strong>de</strong> <strong>La</strong><br />

<strong>Tour</strong> in Treffen - eines <strong>de</strong>r ältesten Ateliers für Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung.<br />

Ihre Werke wer<strong>de</strong>n regelmäßig in <strong>de</strong>r Klagenfurter Galerie <strong>de</strong> <strong>La</strong><br />

<strong>Tour</strong> präsentiert. Zu<strong>de</strong>m zeigt die Galerie immer wie<strong>de</strong>r Ausstellungen<br />

renommierter internationaler Künstler. Kuratorin Christine Stotter gibt<br />

im Interview Einblick in die Arbeit <strong>de</strong>s Kunstmarketings:<br />

Wie viele Ausstellungen organisieren und kuratieren Sie im Jahr?<br />

Christine Stotter: Durchschnittlich 15 Ausstellungen. <strong>2011</strong> waren es<br />

allerdings nur 14. Unsere Ressourcen waren an<strong>de</strong>rweitig gebun<strong>de</strong>n, da wir<br />

wegen <strong>de</strong>r Renovierung <strong>de</strong>r alten Werkstatt vorübergehend in ein an<strong>de</strong>res<br />

Gebäu<strong>de</strong> übersie<strong>de</strong>ln mussten und nach Fertigstellung <strong>de</strong>r Umbauarbeiten<br />

die Umsie<strong>de</strong>lung ins neue Atelier zu bewältigen hatten.<br />

Warum ist die Galerie <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> sowohl eine Plattform für Menschen<br />

mit Behin<strong>de</strong>rung, ihre Arbeiten zu zeigen, als auch eine Ausstellungsmöglichkeit<br />

für nichtbehin<strong>de</strong>rte Künstler?<br />

Stotter: Bei <strong>de</strong>r Kunst geht es nicht darum, ob es Kunst von Menschen mit<br />

Behin<strong>de</strong>rung ist o<strong>de</strong>r nicht. Es geht allein um Kunst. Um das zu ver<br />

<strong>de</strong>utlichen, zielt das Konzept <strong>de</strong>r Galerie auf Ausstellungen mit diversen<br />

Künstlern. Für die Künstler aus <strong>de</strong>m Atelier <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> geht es aber zu<strong>de</strong>m<br />

auch um Integration und zwar nicht im Sinne von Angleichung an z. B.<br />

zeitgenössische Ausdrucksformen o<strong>de</strong>r bestimmte stilistische Anpassung<br />

<strong>de</strong>r Kunst, das hat hier nichts verloren – gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Kunst ist „Un<br />

terscheidung“ angesagt -, son<strong>de</strong>rn um die Möglichkeit <strong>de</strong>r Teilhabe am<br />

kulturellen Geschehen, sowie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Künstler auch daran teilnimmt<br />

und um die Möglichkeit <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit an<strong>de</strong>ren Künstlern.<br />

Die Galerie <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> ist ein Ort <strong>de</strong>r Kommunikation, <strong>de</strong>s Austausches und<br />

<strong>de</strong>r Inspiration sowohl für die Künstler als natürlich auch <strong>de</strong>m interes<br />

sierten Rezipienten. Im südlichen Raum Österreichs hat sich die Galerie<br />

jedoch unter an<strong>de</strong>rem auch als Galerie für die sogenannte „art brut“ o<strong>de</strong>r<br />

„outsi<strong>de</strong>r art“ etabliert.<br />

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus?<br />

Stotter: Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Es geht hier natürlich<br />

einerseits um das Werk, an<strong>de</strong>rerseits aber auch um die Auseinan<strong>de</strong>r<br />

setzung mit <strong>de</strong>m Künstler und seinen Arbeiten. Was möchte <strong>de</strong>r Künstler<br />

aussagen? Wie setzt er dies um? Passt die Arbeit in unser Ausstellungs<br />

konzept? Und gleichzeitig spielt auch immer eine subjektive Wahrnehmung<br />

mit, die einhergeht mit persönlichem Empfin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Berührtsein und<br />

Staunen.<br />

Was braucht es, um eine Galerie zu führen?<br />

Stotter: Unbedingt Neugier<strong>de</strong>. Neugier<strong>de</strong> auf Neues und Ungewohntes, das<br />

Hinterfragen nach <strong>de</strong>m, was sich unter <strong>de</strong>r Oberfläche befin<strong>de</strong>t. Es braucht<br />

die Fähigkeit <strong>de</strong>s Sichbewegens in Zwischenwelten. Es braucht die Lust<br />

<strong>de</strong>s Schauens und <strong>de</strong>s Gestaltens. Neben <strong>de</strong>r vielen Organisation, <strong>de</strong>m<br />

Denken in wirtschaftlichen Belangen und an<strong>de</strong>ren Notwendigkeiten sind<br />

es die Neugier<strong>de</strong> und das Interesse für die Arbeit, die ausschlaggebend<br />

sind. Aber ich <strong>de</strong>nke, das gilt für viele an<strong>de</strong>re Tätigkeiten auch.<br />

Welchen Stellenwert sollte Kunst in <strong>de</strong>r Gesellschaft haben?<br />

Stotter: Kunst hat von jeher zum Menschsein gehört, wenn auch <strong>de</strong>r<br />

Kunstbegriff sich immer wie<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rt hat und verän<strong>de</strong>rt. Kunst ist<br />

etwas, was <strong>de</strong>n Menschen inspiriert, ob das ein Bild, ein Buch, ein<br />

Theater o<strong>de</strong>r Musikstück ist. Erst durch emotionales Berührtsein wird<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n bereitet für eine intellektuelle Auseinan<strong>de</strong>rsetzung. Das heißt,<br />

Kunst kann Kreativität anregen und die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit sich und<br />

<strong>de</strong>r Umwelt för<strong>de</strong>rn. Somit kann <strong>de</strong>r Stellenwert <strong>de</strong>r Kunst in unserer von<br />

Konsum geprägten Gesellschaft nicht hoch genug geschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ihre Highlights <strong>2011</strong>? Gab es beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rungen?<br />

Stotter: Neben vielen interessanten Ausstellungen und Projekten war si<br />

cherlich die Ausstellung in Fresach im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>La</strong>n<strong>de</strong>sausstellung ein<br />

beson<strong>de</strong>res Ereignis. Es gab zu<strong>de</strong>m eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Ca<br />

rinthischen Sommer. Die Künstler aus <strong>de</strong>m Atelier <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> stellten sich<br />

einem bestimmten Text und erarbeiteten diesen. Die dazu entstan<strong>de</strong>nen<br />

Werke wie<strong>de</strong>rum inspirierten verschie<strong>de</strong>ne Komponisten. Uraufführungen<br />

gab es sodann seitens <strong>de</strong>s Carinthischen Sommers im Sommer <strong>2011</strong>.<br />

Die Herausfor<strong>de</strong>rung bestand darin, die Arbeiten <strong>de</strong>r Künstler in <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nsten Techniken und Formaten als Gesamtwerk und als eine<br />

Einheit zu konzipieren und in <strong>de</strong>r Fresacher Kirche zu präsentieren.<br />

Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme und Ausstellung bei <strong>de</strong>r Kunst<br />

messe „2x2 Forum für Outsi<strong>de</strong>r Art“ in Münster, wo <strong>de</strong>n Arbeiten unserer<br />

Künstler großes Interesse entgegengebracht wur<strong>de</strong> und die sogar zum<br />

Ankauf von Arbeiten seitens eines Museums führte. Und ein ganz beson<br />

<strong>de</strong>res Ereignis war die Eröffnung <strong>de</strong>s neu renovierten Ateliers im Oktober<br />

mit einer Ausstellung in <strong>de</strong>n neuen Räumlichkeiten.<br />

Die Arbeiten <strong>de</strong>s Ateliers <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> fin<strong>de</strong>n auch international Anerkennung.<br />

Weshalb sind solche Erfolge so wichtig?<br />

Stotter: Zwei Ausstellungen gab es in Wien und eine im Kunsthaus Kannen<br />

in Münster, Deutschland. Im Jahr zuvor war Christoph E<strong>de</strong>r nominiert für<br />

INSITA in Bratislava. Erfolge sind wichtig: Sie honorieren nicht nur die<br />

Leistungen, die erbracht wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn sind auch in gesellschafts<br />

politischer Hinsicht relevant. Denn sie zeigen, dass Menschen in einer<br />

schwierigen Ausgangslage Großartiges erbringen können, wenn ihr Talent<br />

ent<strong>de</strong>ckt, geför<strong>de</strong>rt und gelebt wer<strong>de</strong>n kann. Sie führen uns weg von<br />

einem <strong>de</strong>fizitorientierten hin zu einem ressourcenorientierten Denken. So<br />

sind sie in dieser Weise auch Mutmacher für die Gesellschaft.<br />

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