JAHRESBERICHT 2011 - Diakonie de La Tour
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MENSCHEN IM ALTER<br />
Hospizbegleitung: „Wir als Gesellschaft<br />
müssen uns das leisten wollen!“<br />
„Der Mensch lebt bis zum letzten Atemzug“, schickt Doris<br />
Scheiring gleich voraus. Die Leiterin <strong>de</strong>r Hospizbewegung<br />
Kärnten hat selbst einiges an Erfahrung vorzuweisen. „Wir<br />
begleiten Menschen während ihres letzten Lebensabschnitts<br />
und versuchen, die Tage, die ihnen noch bleiben, lebenswert<br />
zu gestalten“, erklärt Scheiring die Motivation <strong>de</strong>r Hospiz<br />
mitarbeiter. „Es ist gewiss nicht ganz einfach, Menschen zu<br />
fin<strong>de</strong>n, die sich freiwillig in <strong>de</strong>r Hospiz engagieren. Und doch<br />
treten oft einige an uns heran und wollen aktiv wer<strong>de</strong>n. Meist<br />
ist <strong>de</strong>r Beweggrund ein persönlicher, man hat selbst einen<br />
Freund o<strong>de</strong>r ein Familienmitglied sterben sehen. Allerdings ist<br />
es wichtig, dass die Hospizbegleitung nicht als Aufarbeitung<br />
<strong>de</strong>r eigenen Geschichte betrachtet wird, <strong>de</strong>swegen sollen<br />
Ehrenamtliche in <strong>de</strong>r Hospiz im letzten Jahr vor ihrem Einsatz<br />
keinen To<strong>de</strong>sfall in <strong>de</strong>r Familie gehabt haben“, so Scheiring.<br />
Neu organisiert: <strong>2011</strong> erfolgte organisatorisch eine Umstruk<br />
turierung. Die Hospizbetreuung wird nun zentral vom<br />
<strong>Diakonie</strong>Rektorat in Harbach aus koordiniert. „Die Umstellung<br />
wur<strong>de</strong> notwendig, da wir gewachsen sind. Mittlerweile haben<br />
wir gut 500 Mitglie<strong>de</strong>r, davon wer<strong>de</strong>n 150 regelmäßig aktiv“,<br />
erzählt Scheiring. Die Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hospizbewegung<br />
arbeiten allesamt ehrenamtlich. Dabei leisten die freiwillig<br />
Engagierten Enormes: Allein <strong>2011</strong> wur<strong>de</strong>n 15.000<br />
Stun<strong>de</strong>n Freiwilligenarbeit in <strong>de</strong>r Hospizbewegung Kärnten, die<br />
übrigens als eigenständiger Verein gilt, jedoch in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>r <strong>Diakonie</strong> <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> agiert, verbucht. „Davon waren<br />
11.101 Stun<strong>de</strong>n reine Begleitungszeit.“<br />
Hospizmitarbeiter absolvieren keine Behör<strong>de</strong>nwege, Einkäufe<br />
o<strong>de</strong>r Ähnliches, dafür sind Heimhilfen zuständig. Jedoch wird<br />
bei Bedarf vernetzt: „Wir halten Adressen von Pflegeanbie<br />
tern und Sozialdiensten bereit, damit Betroffene und <strong>de</strong>ren<br />
Angehörige professionelle Unterstützung erhalten“, erklärt<br />
Scheiring.<br />
Eine Arbeit, die belastet?<br />
„Manchmal kann sie schon belastend sein, schließlich wird<br />
man dabei permanent mit <strong>de</strong>r eigenen Endlichkeit konfron<br />
tiert. Es ist aber gleichzeitig eine wun<strong>de</strong>rschöne Erfahrung,<br />
einen Menschen während seines letzten Lebensabschnitts zu<br />
begleiten. Viele Klienten haben das Bedürfnis, ihre Lebens<br />
geschichte aufzuarbeiten. Auch Glaubensfragen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Hospizbewegung sehr ernst genommen - <strong>de</strong>swegen stellen<br />
wir auf Wunsch gerne <strong>de</strong>n Kontakt mit einem Seelsorger her.<br />
4<br />
Bewohner <strong>de</strong>s Altenwohn- und Pflegeheims Maria Gail blicken auf ihr erstes<br />
Jahr im neuen Zuhause zurück. Einige von ihnen erhalten regelmäßig Besuch<br />
ehrenamtlicher Mitarbeiter. Die wur<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rum im Jahr <strong>2011</strong> von <strong>de</strong>r<br />
EU-Kommission gewürdigt. Die Hospizbewegung Kärnten, eine Bewegung <strong>de</strong>r<br />
<strong>Diakonie</strong>, lebt ausschließlich vom Engagement Freiwilliger.<br />
Das Konfessionsübergreifen<strong>de</strong> ist uns jedoch sehr wichtig.<br />
Was aber in <strong>de</strong>r Arbeit auffällt ist, dass in <strong>de</strong>r letzten<br />
Lebensphase selbst jene, die sich Zeit ihres Lebens als<br />
Atheisten bezeichneten, sich irgen<strong>de</strong>ine Form <strong>de</strong>s Lebens<br />
danach vorstellen können“, erzählt Scheiring.<br />
Benefizkonzert: Im Oktober <strong>2011</strong> wur<strong>de</strong> ein großes Konzert zu<br />
Gunsten <strong>de</strong>r Hospizbewegung veranstaltet. „Es war mitunter<br />
eine Würdigung jener, die <strong>de</strong>n Kurs zur Hospizschulung<br />
absolviert haben - eine schöne Veranstaltung. Gut 150<br />
Besucher waren in <strong>de</strong>n Vel<strong>de</strong>ner Festsaal gekommen.“<br />
<strong>2011</strong> wur<strong>de</strong> übrigens auch die Erweiterung <strong>de</strong>r Hospizbe<br />
treuung beschlossen. Ab 2013 wer<strong>de</strong>n in Altenwohn und<br />
Pflegeheimen <strong>de</strong>r <strong>Diakonie</strong> <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> jeweils zwei Betten<br />
für Hospizbetreuung bereit stehen. „Da sind dann Pflege und<br />
palliative Betreuung inkludiert. Für Angehörige kann das schon<br />
eine Erleichterung sein, <strong>de</strong>nn die sind oft hoffnungslos über<br />
for<strong>de</strong>rt“, meint Scheiring.<br />
Die Grundschulungen zur Hospizbegleitung laufen seit <strong>2011</strong><br />
über die Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong>. „Danach absolvieren die Mitarbeiter<br />
zunächst ein Praktikum. Am wichtigsten ist, dass die<br />
Ehrenamtlichen auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Klienten sensi<br />
bilisiert wer<strong>de</strong>n. Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht nicht <strong>de</strong>r Tod, son<strong>de</strong>rn<br />
das Leben! Und das soll auch im letzten Abschnitt lebenswert<br />
sein. Wenn es Tage gibt, an <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Klient <strong>de</strong>n Wunsch zu<br />
Sterben äußert, soll man darauf eingehen und herausfin<strong>de</strong>n,<br />
was <strong>de</strong>n Menschen so <strong>de</strong>pressiv stimmt. Auch Sexualität und<br />
Zärtlichkeit wer<strong>de</strong>n immer mehr zum Thema. Dennoch ist je<strong>de</strong><br />
Begleitung an<strong>de</strong>rs.“<br />
Die Ehrenamtlichen finanzieren ihre Grundschulung (300 Euro)<br />
selbst - Supervision und Fortbildungen wer<strong>de</strong>n jedoch vom<br />
Verein getragen. Scheiring: „Natürlich kostet das etwas - aber<br />
wir als Gesellschaft müssen uns das leisten wollen!“<br />
Über 100 Menschen in <strong>de</strong>r <strong>Diakonie</strong><br />
<strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> freiwillig im Einsatz<br />
Nicht nur in <strong>de</strong>r Hospizbegleitung wird ein hohes Maß an<br />
Freiwilligenarbeit verzeichnet. Auch in an<strong>de</strong>ren Bereichen <strong>de</strong>r<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>de</strong> <strong>La</strong> <strong>Tour</strong> sind Menschen ehrenamtlich im Einsatz<br />
- vor allem die Bewohner <strong>de</strong>r Altenwohn und Pflegeheime<br />
profitieren davon, aber auch in <strong>de</strong>n Bereichen <strong>de</strong>r Jugend<br />
wohlfahrt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtenarbeit fin<strong>de</strong>t das Engagement<br />
<strong>de</strong>r Ehrenamtlichen Anwendung.<br />
„Man darf auch nicht jene vergessen, die <strong>de</strong>n Kranken im