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Food first! … damit Demokratie schmeckt - Heide Rühle

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Hunger nach>was sie kosten. Und wenn sie auf meinen Hof kommenund sehen, wie die Tiere gehalten werden undwie viel Arbeit das macht, ist der Preis der Produktezu erklären. Es geht also nicht um passiven Schutzder Verbraucher, sondern um das Verhandeln überAnsprüche, Erwartungen und Leistungen. Nur sokommen wir raus aus dem anonymen Markt zumehr gegenseitiger Verantwortung.Soll das heißen, dass wir jetzt alle wieder auf denWochenmarkt gehen und um Eier und Gemüse feilschensollen?<strong>Heide</strong>: Zwischen Wochenmarkt, Binnenmarktund Weltmarkt gibt es prinzipielleUnterschiede. Der Wochenmarkt lässt nochKommunikation zu und Einkaufskultur. Da schauich nicht nur nach dem Preis, sondern nehme dieMenschen wahr, von denen ich kaufe. Wenn dieQualität nicht stimmt, kann ich das nächste Malnachhaken. Der Binnenmarkt der EU gibt nichtmehr und nicht weniger als einen Gesetzesrahmen,der keine Verstöße gegen die Hygiene- und Gesundheitsvorsorgeregelnerlaubt, aber gleichzeitigKonzentration und die Marktmacht der Konzernefördert. Auf dem Weltmarkt herrscht die vollständigeAnonymität, es wird mit Rohstoffen und staatlicherFörderung spekuliert, aber gerade deshalbmüssen wir uns einmischen und demokratischePrinzipien in Organisationen wie der WTO durchsetzen.Das geht um so besser, je mehr Menschenwissen, wie sie auf ihren lokalen und regionalenLebensmittelmärkten Einfluss nehmen können.Friwi: Die amerikanische Ministerin fürLandwirtschaft sagte kürzlich beiunserem Besuch in Washington: »Ihr Europäer seidin Eure Verbraucherschutz-Bürokratie verliebt. Beiuns bestimmt der Markt die Qualität. Wenn Lebensmittelschlecht sind und mir schaden, sind ein starkesHaftungsrecht und gute Anwälte zur Stelle. Soeinfach ist das«. Da hab’ ich gesagt: »Wir haben nunmal eine andere Tradition in Europa. Wir wollenauch weiterhin politisch beeinflussen können inwelchem Rahmen sich Landwirtschaft und Industriebewegen sollen. Wir wollen wissen, was dieFuttermittelindustrie in ihre Produkte mischt,ob GVO in Lebensmitteln sind oder nicht, und wirwollen die Besonderheiten unserer Kulturlandschaftengegen die destruktive Marktmacht derMultis schützen.«Die EU ist doch auf dem besten Wege, sich dem Druckder Amerikaner hinsichtlich mehr Handelsliberalisierungzu beugen.<strong>Heide</strong>: Wir müssen uns auch bewegen inEuropa, aber mehr in RichtungSelbstverantwortung der Verbraucher. Verbrauchermüssen gemeinsam gegen Konzerne vorgehen können,die die Regeln verletzen. Wir wollen also eineuropäisches Verbandsklagerecht, das Verbänden,nicht nur Einzelverbrauchern dabei hilft, zu ihremRecht zu kommen. Das ist das was Friwi meint mitmehr Verhandlungsmöglichkeiten schaffen. Nichtdiese Schaukämpfe wie die Klage einer Verbraucherinin den USA, die sich bei McDonald’s die Lippenmit zu heißem Kaffee verbrannte. Die Folge: Jetztist da nur noch lauwarmer Kaffee zu bekommen.24

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