theoretisch-didaktische grundlagen - Sir Peter Ustinov Institut
theoretisch-didaktische grundlagen - Sir Peter Ustinov Institut
theoretisch-didaktische grundlagen - Sir Peter Ustinov Institut
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Didaktische Leitprinzipien vorurteilssensiblen Unterrichtens<br />
Klassenrat,<br />
Schülermitverantwortung,<br />
Schulkonferenzen,<br />
Schülerzeitungen<br />
38<br />
Aspekte von<br />
Demokratie<br />
Befürwortung<br />
der Demokratie<br />
Jugendliche ernst<br />
nehmen<br />
3. Schulkultur als Wertegemeinschaft<br />
Die Schule muss demokratische Grundtugenden im Schulleben und in der Schulkultur<br />
erfahrbar machen. Es geht dabei insbesondere um die gemeinsame Gestaltung<br />
des sozialen Miteinanders. Die Einstellungen, aus denen sich unsere Demokratie<br />
speist, können Kinder und Jugendliche im schulischen Leben lernen und praktizieren:<br />
die Achtung vor der Überzeugung anderer, die Bereitschaft, sich in den Beschluss der<br />
Mehrheit zu fügen, die Pflicht, seine eigene Meinung vorzubringen und für sie einzutreten.<br />
Schule muss Räume eröffnen, in denen Formen der formellen und informellen<br />
Partizipation (z. B. Klassenrat, Schülermitverantwortung, Schulkonferenzen, Schülerzeitungen)<br />
möglich sind. Wenn auch die Partizipationsmöglichkeiten in der Schule begrenzt<br />
sind, ist die Erfahrung von Mitbestimmung eine Grundbedingung für die Internalisierung<br />
demokratischer Werte (vgl. Frech 2005).<br />
Reflexive Werteerziehung steht in deutlichem Kontrast zu der Vorstellung, moralischethisches<br />
„Rüstzeug“ könne durch Appelle bereitgestellt werden. Gerade hier kommt<br />
die Person der Erziehenden und Lehrenden ins Spiel. Ihre Modellwirkung und Glaubwürdigkeit<br />
ist vielleicht das stärkste Mittel, wenn wir auf die Kraft der Erziehung und<br />
Bildung bauen. Damit werden aber auch die Grenzen deutlich. Es kann in der Schule<br />
keine „mechanische“ Tradierung oder Indoktrinierung durch abzuarbeitende Wertekataloge<br />
geben. Wertereflexion folgt einer eigenen Dynamik.<br />
Leitprinzip B: Demokratiebildung<br />
Demokratie als Herrschaftsform und Demokratieakzeptanz<br />
Demokratie ist einerseits eine Herrschaftsform, welche auf Grundprinzipien wie Gewährleistung<br />
der Menschen- und Bürgerrechte, Legitimation der staatlichen Herrschaft<br />
durch Wahlen, Gewaltenteilung usw. beruht. Gleichzeitig ist Demokratie eine<br />
Gesellschaftsform, die durch Parteienpluralismus, die Existenz von Interessenverbänden<br />
und unabhängigen Medien u.a. gekennzeichnet ist. Darüber hinaus ist Demokratie<br />
auch eine Lebensform, die von Autonomie, Selbstständigkeit, Gleichberechtigung,<br />
Respekt, Toleranz, Verantwortung usw. gekennzeichnet ist. 2<br />
Sowohl die Shell-Jugendstudie (2010) als auch die IEA-Studie zum politischen Wissen<br />
(Oser/Biedermann 2003) belegen, dass die überwiegende Mehrheit der deutschen<br />
und Schweizer Jugendlichen Demokratie als Staatsform befürwortet, dass sie aber<br />
aufgrund eines geringen Vertrauens in die Praxis der konventionellen Politik und der<br />
geringen Beteiligungsmöglichkeiten am traditionellen Regierungs- und Parteiensystem<br />
unterdurchschnittlich politisch interessiert und engagiert ist. Allerdings tritt sie<br />
sehr wohl außerhalb der traditionellen politischen Strukturen und Organisationen aktiv<br />
für eigene Interessen ein (vgl. Eikel 2007, 58ff.). Ähnliche Befunde liegen für österreichische<br />
Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren vor: 69 % sind mit der österreichischen<br />
Demokratie zufrieden, allerdings beklagen auch über 60 % das mangelnde<br />
Interesse von Politikern und Politikerinnen an den Meinungen Jugendlicher.<br />
Durch Partizipation Demokratie erfahren<br />
Damit Jugendliche sich dauerhaft demokratischen Werten und Strukturen verbunden<br />
fühlen, ist es einerseits notwendig, dass diejenigen Personen und <strong>Institut</strong>ionen, welche<br />
in den demokratischen Strukturen gestaltende Positionen innehaben, die Jugendlichen<br />
mit ihren Bedürfnissen (u.a. nach Mitsprache) ernst nehmen und respektieren<br />
und sie nicht mit pseudodemokratischen Appellen und Ritualen abspeisen. Andererseits<br />
bedarf es aber auch einer Demokratiebildung, welche sich nicht im <strong>theoretisch</strong>en<br />
Lernen über Demokratie erschöpft, denn „erst wenn Kinder Demokratie originär er-