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theoretisch-didaktische grundlagen - Sir Peter Ustinov Institut

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ANREGUNGEN FÜR DIE UNTERRICHTSPRAXIS<br />

Josef Berghold und Kurt Messmer<br />

Vorurteilsbeispiel Rassismus 1<br />

48<br />

Was definiert<br />

Rassismus?<br />

Eklatante innere<br />

Ungereimtheiten<br />

Was definiert Rassismus? Was ist das Wesentliche an ihm? Diese Frage einigermaßen<br />

schlüssig zu beantworten, mag auf den ersten Blick eher einfach erscheinen. Wenn<br />

man sich aber auf seine zahlreichen konkreteren (historischen, kulturellen, politischen<br />

…) Formen und Hintergründe einlässt, wird das Thema zunehmend vielschichtig<br />

und widersprüchlich. Was rassistische Einstellungen in ihrem logischen Kern enthalten<br />

müssen – ein Bild von Menschen und der Menschheit, das auf der Behauptung biologisch<br />

feststehender Unterschiede, Grenzen und Gegensätze aufbaut –, kommt in<br />

vielen praktischen Beispielen nur verschwommen zum Ausdruck oder bleibt überhaupt<br />

weitgehend im Dunkeln.<br />

Rassismus hat keine wissenschaftliche Grundlage<br />

Schon zur Zeit ihrer größten Popularität im 19. und 20. Jahrhundert strotzten die „biologischen“ Erklärungen,<br />

mit denen die angebliche Existenz von „Rassen“ begründet wurde, nur so vor logischen Ungereimtheiten. Im<br />

Laufe des 20. Jahrhunderts haben die Fortschritte in der Erforschung der Gene des Menschen (und ihrer<br />

Verteilung innerhalb der Weltbevölkerung) aber schließlich auch zum allgemeinen Konsens in den biologischen<br />

Wissenschaften geführt, den Begriff „Rasse“ endgültig fallen zu lassen, weil er absolut keiner genetischen<br />

Realität entspricht.<br />

Einige der wichtigsten Erkenntnisse, die diesen Konsens begründet haben:<br />

Grundsätzlich sind die genetischen Unterschiede innerhalb der menschlichen Art im Vergleich zu anderen<br />

Arten sehr gering: Zu 99,9 Prozent haben alle Menschen die gleichen Gene.<br />

Was die verbleibenden 0,1 Prozent betrifft, bei denen sich die Menschen genetisch unterscheiden, so<br />

existieren 85 Prozent davon innerhalb lokaler und nationaler Gemeinschaften – und nur 6 bis 10 Prozent<br />

zwischen Gruppen, die herkömmlicherweise (aufgrund von Merkmalen wie Hautfarbe, Form der Haare oder<br />

Gesichtsknochen) als „Rassen“ bezeichnet wurden; wobei diese ungenaue Prozentangabe daher rührt, dass<br />

es keine klaren Maßstäbe für ihre Unterteilung gibt (die angenommene Anzahl von „Rassen“ in verschiedenen<br />

Einteilungssystemen reicht von drei bis 30).<br />

Jene Gene, die die herkömmlichen „Rassen“-Merkmale bestimmen, machen nur einen Bruchteil eines<br />

Tausendstels der menschlichen Genstruktur aus und weisen auch einen so schwachen Zusammenhang mit<br />

unseren sonstigen Genen auf, dass es zum Beispiel zwischen den Menschen West- und Osteuropas keine<br />

größere genetische Ähnlichkeit gibt als zwischen den Menschen Europas und Afrikas.<br />

Vor allem aber gibt es nicht den geringsten Hinweis auf genetische Unterschiede zwischen menschlichen<br />

Gruppen – seien es „Rassen“, Nationen, Volksgruppen oder Stammesgemeinschaften –, aus denen auf<br />

Unterschiede in Charaktereigenschaften, Intelligenz oder ähnlichen Fähigkeiten geschlossen werden könnte.<br />

Vgl.: Cavalli-Sforza 2001; Lewontin 2006<br />

Scheinbiologie ohne Logik<br />

So ist es zunächst offensichtlich, dass entsprechende Denkweisen und Praktiken historisch<br />

viel weiter zurückreichen als die moderne Wissenschaft der Biologie, aus der<br />

der Rassismus (in den uns auch heute noch geläufigen Formen) entscheidende Ver-

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