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theoretisch-didaktische grundlagen - Sir Peter Ustinov Institut

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Einleitung<br />

Zielsetzung der vorliegenden Publikation ist es, einen Beitrag für eine vorurteilsbewusste<br />

Bildungsarbeit zu leisten und Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe I<br />

dabei zu unterstützen, dem Thema Vorurteile in der Schule zu begegnen. Es soll damit<br />

ein Arbeitsbehelf zur Verfügung gestellt werden, der ihnen dabei hilft, den Entstehungsprozess<br />

wie auch das Wirken von Vorurteilen und Feindbildern besser zu<br />

verstehen und den Umgang mit Vorurteilen so in den Unterricht einzubauen, dass<br />

Schülerinnen und Schüler dieser Altersstufe Vorurteile als solche erkennen und in der<br />

Lage sind, gegen sie aufzutreten. Der konzeptuelle Bogen spannt sich daher von einer<br />

<strong>theoretisch</strong>en-<strong>didaktische</strong>n Fundierung des Themas auf Basis der aktuellen fachwissenschaftlichen<br />

und fach<strong>didaktische</strong>n Literatur über Leitprinzipien eines vorurteilssensiblen<br />

Unterrichts bis hin zu ganz konkreten Anregungen und Unterrichtsbeispielen<br />

für die Unterrichtspraxis.<br />

Wie Vorurteile wirken<br />

Die <strong>theoretisch</strong>-<strong>didaktische</strong>n Grundlagen widmen sich zunächst der Definition und<br />

den Wirkmechanismen von Vorurteilen. Wolfgang Benz, emeritierter Professor und<br />

langjähriger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, unternimmt<br />

den einleitenden Versuch, Vorurteile und Feindbilder zu definieren, und zeigt anhand<br />

von historischen Beispielen auf, wie mittels Vorurteilen und Feindbildern Minderheiten<br />

ausgegrenzt werden und Ressentiments in Hass und kollektiven Gewalttaten kulminieren<br />

können. Wo liegen die Wurzeln von Vorurteilen? Der Sozialpsychologe Josef<br />

Berghold beschreibt, wie Vorurteile auf individueller Ebene wirken, und hebt die emotionale<br />

Verwurzelung und den Zusammenhang mit der individuellen Wahrnehmungsund<br />

Gefühlswelt hervor. Verachtung bzw. Verweigerung des Respekts anderen gegenüber,<br />

Schwarz-Weiß-Denken und Angst vor Bedrohung nennt er als zentrale Elemente,<br />

die auf individueller Ebene die Wirkung von Vorurteilen verstärken.<br />

Vorurteile tragen über die Konstruktionen von „anderen“ dazu bei, ein deutlicheres<br />

Bild von „uns“ zu schaffen, sie bilden aber auch Rangordnungen und Ungleichheiten,<br />

wie der Politikwissenschaftler und Leiter des <strong>Institut</strong>s für Konfliktforschung in Wien<br />

Professor Anton Pelinka in seinem Beitrag ausführt, und haben dadurch auch Anteil<br />

an der Konstruktion von „Sündenböcken“. Vor diesem Hintergrund ist es auch wichtig,<br />

zu verstehen, welche Typen von Vorurteilen es gibt. Vorurteile tragen dem menschlichen<br />

Bedürfnis Rechnung, „komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären“, sind aber letztendlich<br />

„Scheinwissen“, das nicht auf Erfahrung beruht, wie Pelinka ausführt.<br />

Neben den zentralen Wirkmechanismen von Vorurteilen geht es in dem Lehrbehelf<br />

vor allem auch um ihre zentrale Rolle für die angesprochene Altersgruppe der 10- bis<br />

14-Jährigen. Gerade diese Altersstufe ist eine sensible und relevante Phase im<br />

Kontext der Vorurteilsbildung – wie der Bildungswissenschaftler Dietmar Larcher in<br />

seinem Beitrag darlegt –, da sie eine Phase der Identitätsbildung darstellt, die bei Jugendlichen<br />

häufig zur Identifikation mit verschiedenen (u.a. auch ethnischen) Gruppen

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