theoretisch-didaktische grundlagen - Sir Peter Ustinov Institut
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Didaktische Leitprinzipien vorurteilssensiblen Unterrichtens<br />
40<br />
Qualitätskriterien für Partizipation<br />
Nötige Kompetenzen<br />
Entwicklungsstufen<br />
Individuum<br />
Regeln<br />
Zusammenhänge<br />
dere (vgl. Burk u.a. 2003, 10f.). Allerdings findet diese Demokratiebildung in einer<br />
Schulrealität statt, die trotz vieler Bemühungen von Lehrerinnen und Lehrern durch<br />
den Pflichtcharakter schulischen Lernens, durch die Hierarchie der schulischen<br />
Organisation, durch Konkurrenz und Anpassung an Erwartungen von Lehrern und<br />
Lehrerinnen u.a. (von Reeken 2001, 5f.) geprägt ist. Unter diesen Rahmenbedingungen<br />
muss stattfindende Partizipation bestimmte Qualitätskriterien erfüllen (siehe Kasten).<br />
> Inwieweit sind die partizipativen Möglichkeiten strukturell verankert? (Handelt es sich bei den Partizipationsmöglichkeiten<br />
um eine „Gnade“ oder ein Recht?)<br />
> Inwieweit sind die Kinder und Jugendlichen über ihre Rechte informiert?<br />
> Wie ist es um die Zugänglichkeit zu den Partizipationsmöglichkeiten bestellt?<br />
> Welche Ressourcen (Zeit, Geld, Raum, Begleitung durch Erwachsene) stehen zur Verfügung?<br />
> Gibt es tatsächliche Entscheidungsalternativen, zwischen denen die Kinder und Jugendlichen wählen<br />
können? Besteht ein Recht auf Scheitern?<br />
> Wie steht es mit einem Recht auf Verweigerung an der Mitwirkung?<br />
Vgl. Knauer 2004, 112ff.<br />
Im Zuge der Kompetenzdebatten der letzten Jahre wurden von unterschiedlicher Seite<br />
sowohl für politische Bildung als auch für Demokratiebildung Kompetenzen formuliert.<br />
3 Für die Demokratiebildung hat die Fachgruppe Sozialwissenschaften im Auftrag<br />
der Kultusministerkonferenz in Deutschland fünf Kompetenzen entwickelt:<br />
Fünf Kompetenzen für Demokratiebildung<br />
> Perspektivenübernahme/Rollenübernahme: Kompetenz zur Wahrnehmung und Übernahme der Handlungsperspektiven<br />
Dritter.<br />
> Konfliktfähigkeit: Kompetenz zur diskursiven Klärung konkurrierender und konfligierender Ideen und<br />
Interessen und zum Aushandeln von Konfliktregelungen.<br />
> Sozialwissenschaftliches Analysieren: Kompetenz zur problemorientierten Analyse struktureller Bedingungen<br />
und institutioneller Ordnungen.<br />
> Politisch-moralische Urteilsfähigkeit: Kompetenz zur Einschätzung und Bewertung gesellschaftlicher<br />
Problemlagen sowie zum reflektierten Gebrauch von Urteilskriterien.<br />
> Partizipation/politische Handlungsfähigkeit: Kompetenz zur Beteiligung an Initiativen, informellen und<br />
formalisierten Prozessen öffentlicher Meinungs- und Willensbildung.<br />
Aus: Behrmann/Grammes/Reinhard 2004, S. 337, zit. aus: Reinhardt 2011, 34<br />
Die Entwicklung demokratischer Kompetenzen muss auf die jeweilige Entwicklungsstufe<br />
abgestimmt sein. Daher formuliert Sybille Reinhardt in Anlehnung an die Stufenfolge<br />
der moralischen Entwicklung von Lawrence Kohlberg drei Niveaustufen, auf<br />
denen diese Kompetenzen entwickelt werden:<br />
Niveaustufe 1: Im Zentrum stehen die Perspektive und Bedürfnisse der einzelnen Person,<br />
ihr Nahraum, ihr sozialer Umgang.<br />
Niveaustufe 2: Die Perspektive wird erweitert um den Zusammenhang von Regeln und<br />
<strong>Institut</strong>ionen, welche über die personale Perspektive hinausgreifen und das Zusammenleben<br />
und die Konflikte einer Vielzahl von Personen koordinieren.<br />
Niveaustufe 3: Hier werden systematische Zusammenhänge und Standorte der Person<br />
und der <strong>Institut</strong>ionen im Gesamtzusammenhang erfasst. Die dritte Stufe ist ein reflexives<br />
und selbst-reflexives Niveau (Reinhardt 2011, 34).