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Journal - Jänner 2007 - Zentralverein der Wiener Lehrerschaft

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JOURNAL /: PERSPEKTIVE DES ZENTRALVEREINS DER WIENER LEHRERINNEN - WWW.ZV-WIEN.AT JÄNNER <strong>2007</strong>werden, um vieles erträglicher ist. Wertschätzungund Respekt, Authentizität und Sympathie, nachvollziehbareRahmenbedingungen und eine konsequenteHaltung sind Parameter einer für alleSeiten lebenswerten Schule. Je nach Kapazität desjeweiligen geistigen Potenzials müssen bei Verfehlungenmöglicherweise individuell adaptierte,transparente, aber pädagogisch begründbareSanktionen folgen. Die Schule bzw. ihre hervorragendenPädagogen können nicht jedes Schicksalbzw. jegliche (auch pädagogischen) Fehltritte<strong>der</strong> Vergangenheit mit einer lustvollen und anregendenSpaßpädagogik kompensieren. Wir unterrichtenja um <strong>der</strong> Bildung willen, möchte Schulenoch als Bildungsinstitution gelten wollen.Käme nun das Argument, Schule müsse sich aufdie Vorbereitung zur gesellschaftlichen Teilhabekonzentrieren, so sei hier die Lektüre von WolfgangFischers „Schule als parapädagogische Institution“7 empfohlen.In all den mo<strong>der</strong>nen pädagogischen Zeitgeistphänomenensetzt man auf Individualisierung,Eigenständigkeit o<strong>der</strong> auf die Fähigkeit des flexiblenSelbstmanagements. Zu vermissen bleibtdas, was Marian Heitger als den pädagogischenDialog bezeichnete. Übernommen hat er diesesystematisch begründete Notwendigkeit desLehrer-Schüler-Verhältnisses von dessen akademischemLehrer Alfred Petzelt: „Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist das Prinzip allen pädagogischenVerhaltens, welche Formen es auchimmer annehme, welche Gegenstände es auchimmer beträfe. In ihm stehen alle Ordnungsmomente<strong>der</strong> Bildung, d.h. alle pädagogischenGrundbegriffe.“ 8 Auf Grund42 <strong>Journal</strong> /:Rote über Bücher:<strong>der</strong> wirtschaftlich dominiertenAnsprüche an die gegenwärtigeneoliberal infizierte Pädagogikwird <strong>der</strong> Dialog stiefkindlichbehandelt. Man sollelediglich geeignete Lernsettingsarrangieren, um die eigenverantwortlicheAuseinan<strong>der</strong>setzungzu ermöglichen.Gerade in Zeiten zerrütteterFamilien, <strong>der</strong> Erfahrung vonsozial-emotionalen Defizitenund nicht zuletzt durch dasAufkommen neuer Technologien,die lei<strong>der</strong> oft mit einerSingularisierung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>einhergeht, fehlt diese soimmens wichtige Kommunikation,welche man sich zumeistspäter in Form von teuren Therapien nachkaufenmuss. Die grundlegenden Elemente despädagogischen Dialogs, das Erklären, Beschreiben,Fragen und Hinterfragen, die Argumentation unddas Reflektieren lassen verabschieden sich. Erstaus den Familien. Schließlich auch aus <strong>der</strong> Schule.Das sozial-familiär vereinsamte Kind, das stetsmit Fernsehen bzw. Internet vertröstet wurde,kommt in die Schule, wo es wie<strong>der</strong>um materialwucherndenund medial aufbereiteten Lernumgebungenausgesetzt wird, die zum selbstständigenund individuell bestimmten Arbeitenanleiten sollen. Und dann zeigen sich Bildungspolitikeraber auch so manche Pädagogen befremdet,wenn sich Kin<strong>der</strong> we<strong>der</strong> in geeigneterWeise artikulieren noch den Sinn eines Gesprächsbzw. Textstückes erfassen können? Nurlogisch, dass sich diese Defizite auch auf das Leseverhaltenausdehnen. Bezeichnen<strong>der</strong>weisegibt es dann aber diverse Kompetenztrainings,Lesepässe etc., welche diese Defizite kompensierenwollen.Dieses Essay sei we<strong>der</strong> als Plädoyer für denRohrstock noch als „Ode an den Karzer“ zu verstehen.Es geht schlichtweg um das, was unsallen bewusst ist und in vermeintlich progressiv-pädagogischenKreisen nur sehr verhaltenzum Ausdruck gebracht wird. Für einen erfolgreichenUnterricht bedarf es eines entsprechendenOrdnungsrahmens, welcher erst die Voraussetzungfür jegliche Form von Unterrichtbildet. Dabei ist ziemlich gleichgültig, welche Sozial-bzw. Arbeitsform in <strong>der</strong> Folge gewählt wird.Die interessierten Reformpädagogen dürfen alsonun wie<strong>der</strong> aufatmen.Indische Brahmanen sagten mir:Wir sind nicht so dumm unser Volkin Schulen zu schicken. Dort lernensie lesen und das erste wassie lesen sind kommunistischeHetzschriften. Kerala die Provinzmit <strong>der</strong> höchsten Alphabetisierungsratedank katholischer Missionsschulenhatte die erste gewähltekommunistische Regierungnatürlich wurde sie von <strong>der</strong> Zentralregierungabgesetzt. (NEN-NING, Günther: Rot und realistisch.Wien 1973. S. 91.)Die Frage, die wir uns allestellen ist jedoch, wie wirdiesen Rekurs auf dasNormative bewerkstelligenwollen. Wie bekommenwir den Schüler „vorden Richterstuhl seiner`Urteilskraft´“ 9 , wie Heitgerdas Ziel <strong>der</strong> NormativenPädagogik beschreibt?Die Theorie desNormativen beschreibt,die Sprösslinge durch eineentsprechende pädagogischeFührung dahingehendzu leiten, zwischenrichtig und falsch selbstunterscheiden zu können.Als pädagogische Hilfs-

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