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Journal - Jänner 2007 - Zentralverein der Wiener Lehrerschaft

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HOMO ODER HETEROschule <strong>der</strong> Altersunterschied bis zu eineinhalbJahre beträgt. 9- Auch durch Gruppenbildung gelingt es nicht,SchülerInnen mit global ausgangshomogenenEigenschaften zusammenzufassen.- Homogenisierung, die durch nur ein Auswahlkriterium(z.B. Rechtschreibvermögen) determiniertwird, kann komplexen Ansprüchenvon Lerninhalten (z.B. kommunikative Kompetenzen,Textgestaltung, Kenntnisse in <strong>der</strong>Sprachbetrachtung,...) nicht gerecht werden.- Die Orientierung am punktuell festgehaltenenLernpotential berücksichtigt nicht die individuellunterschiedlichen Faktoren wie Lerntempo,Abstraktionsfähigkeit o<strong>der</strong> Problemlösungsfähigkeit.- Bei <strong>der</strong> Bildung sogenannter „homogener“Lerngruppen wird die Biografie <strong>der</strong> SchülerInnen– die Faktoren <strong>der</strong> individuellen Sozialisation– nicht berücksichtigt. Dadurchwerden vorhandene Potentiale bei Kin<strong>der</strong>naus schwächeren Sozialschichten negiert.- In „homogenen“ Lerngruppen, in denen dieKin<strong>der</strong> zusammengefasst werden, denenwenig(er) Bildungspotential zuerkannt wird,erfahren diese keine Anregung durch leistungsstärkereSchülerInnen. Die „Attraktoren“– die Anreizpunkte – gehen verloren.- Das Phänomen <strong>der</strong> „Selffulfilling Prophecy“führt in diesen Lerngruppen dazu, dass die(geringeren) Erwartungen sich in <strong>der</strong> Realitätwi<strong>der</strong>spiegeln.- Die Homogenisierung ist primär an kognitivenParametern interessiert. Somit kommt esmeist zur Auslassung <strong>der</strong> sozialen Dimension(Kommunikationskompetenz, Beziehungsfähigkeit,Toleranz gegenüberan<strong>der</strong>en[m].generierte. Aus dieser Zeit stammen viele Schulversuche,die bis heute noch in die österreichischeSchullandschaft hinein wirken.Hier seien nun einige Bestrebungen gegen Selektionerwähnt:- alternative Beurteilungsformen (verbale Beurteilung,Pensenbuch, KDL [Kommentierte DirekteLeistungsvorlage], Lernfortschrittsdokumentation)- Schulversuch IGS (Integrierte Gesamtschule):Dieser erste Versuch <strong>der</strong> gemeinsamen Beschulung<strong>der</strong> 10 – 14 jährigen SchülerInnen,<strong>der</strong> zur Umsetzung einer gemeinsamen SekundarstufeI führen sollte, konnte, da <strong>der</strong>Diskurs primär über parteipolitische Intentionengeführt wurde, nicht ins Regelschulwesenüberführt werden. Es kam zur regionalenEinrichtung von „SchulverbündenMittelschule“, in denen die Kooperationzwischen allgemeinbildenden höheren Schulenund Hauptschulen eine tragende Säuledarstellte. Im Jahr 2002 wurde die Durchführungdes Schulversuches KMS (KooperativeMittelstufe – heute Kooperative Mittelschule)einstimmig im Kollegium des Stadtschulratesfür Wien beschlossen. 10- Die Integration Behin<strong>der</strong>ter stellt sicher einenMeilenstein im Bestreben gegen Selektiondar. Eine zuerst hauptsächlich von den Elternund Angehörigen von betroffenen Kin<strong>der</strong>ngetragene Bewegung hat mittlerweileschon die rechtliche Verankerung in <strong>der</strong> Bundesverfassungerwirkt. 11- Weiters sind noch die Modelle des selektionsfreienSchuleingangs, sowie die Errichtungvon bewusst so genannten heterogenen Lerngruppen(Mehrstufenklassen, modifizierteGrundschule) zu erwähnen.B. Ansätze zur Gegensteuerungim österreichischen SchulsystemSchon seit geraumer Zeit gab es immer wie<strong>der</strong>reformorientierte Bestrebungen <strong>der</strong> Selektionsfunktiondes österreichischen Schulsystems entgegenzuwirken.Historisch seien hier die reformpädagogischenAnsätze von Otto Glöckelerwähnt, die näher auszuführen den Rahmendieses Beitrages sprengen würden.In den 1970ern gab es eine neuerliche reformpädagogischeBewegung, die sich aus <strong>der</strong> gesamtgesellschaftlichenDynamik <strong>der</strong> 1968er-ZeitC. Vision „Schule für alle“C.1 Die Salamanca Erklärung: 12An <strong>der</strong> UNESCO-Weltkonferenz „Pädagogikfür beson<strong>der</strong>e Bedürfnisse: Zugang und Qualität“nahmen 1994 über 300 VertreterInnen von92 Regierungen und 25 internationalen Organisationenteil, darunter auch VertreterInnenaus Österreich..) Textauszüge:<strong>Journal</strong> /:9

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