Bedeutende Nadescher Persönlichkeit - nadesch.de

Es besteht kein Zweifel dass von Anfang an der Pfarrer, als Oberhaupt
der Kirche, die wichtigste Person innerhalb der Gemeinde war. In den
nachstehenden Zeilen soll verdeutlicht werden, dass der Pfarrer weitaus
mehrere Aufgaben und Pflichten hatte als nur sonntags zu predigen. Hier
sei noch vermerkt, dass bis zum bischöflichen Umlaufschreiben des
Jahres 1848 auch in Nadesch in sächsischer Mundart von der Kanzel
gepredigt wurde.
In früheren Zeiten fanden einige zusätzliche Feiertagsgottesdienste statt,
außerdem mehrere Bußgottesdienste oder Fasttage zum Gedenken an
schlimme Katastrophen wie Brand, Unwetter, Pestepidemien oder
Kriege. Friedens- und Siegesfeiern, Krönungs- und Trauerfeiern des
herrschenden Geschlechtes, aber auch besondere Schul- und
Vereinsfeiern bedachte man ebenfalls mit einem Gottesdienst. Zeitweise
musste der Pfarrer täglich die Frühmesse und den Vespergottesdienst
abhalten, sofern er bzw. die Gemeinde sich keinen Prediger
(Hilfspfarrer) leisten konnte. Zahlreiche Taufen, Konfirmationen,
Verlobungen, Trauungen und Beerdigungen gehörten ebenfalls zu den
Hauptaufgaben des Pfarrers. Allein in der Zeitspanne zwischen 1768 und
1800 musste Pfarrer Matthäus von Hoch 866 Taufen, 695 Beerdigungen
und 270 Trauungen abhalten. Selbst ausserhalb der Kirchenmauern war
der Pfarrer zu religiösen Amtshandlungen wie Nottaufen, Einsegnung
der Wöchnerinnen, Krankenkommunion u. a. verpflichtet. Das Pfarramt
erforderte auch beträchtliche Schreibarbeiten wie z. B. die
Schriftführung der Kirchenbuchunterlagen oder reger Briefverkehr zu
kirchlichen und weltlichen Ämtern. Darüber hinaus vertrat der Pfarrer
die Gemeinde bei Kapitels-, später Bezirks- und Landeskirchenversammlungen.
Als äußerst wichtige Angelegenheit des Pfarrers galt
das Wachen über das sittliche Leben seiner „Schäfchen“. In diesem
Zusammenhang ist uns ein gutes Beispiel aus dem Jahr 1693 genannt,
als ein Graf Breuner, der damals mit einer österreichischen Garnison in
Nadesch einquartiert war, ein Verhältnis mit der Tochter des Burghüters
begann. Pfarrer Welther erkannte die unernsten Absichten des Grafen
und erhob dagegen seine warnende Stimme. Weder die drohende Gewalt
des Grafen, noch eine vorgetäuschte Exekution auf dem Pfarrhof
konnten Georg Welther abhalten, dem Mädchen ins Gewissen zu reden.
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