Ausgabe 02/2011 - Golf am Niederrhein

KolUmne
Kamikaze-Golf und Schwachsinn
„Kamikaze-Golf“ ist ein von mir
geprägter und genutzter Begriff für
mich selbst und im Coaching. Ich
meine damit den Zustand totaler innerer
Freiheit, den Ball zu schlagen - im
Turnier natürlich! Es muss egal sein, wo
der Ball hinfliegt, Hauptsache angstloses
Draufhauen. Geht doch nicht, meinen
Sie jetzt vielleicht? Doch, das geht,
nur traut sich fast niemand so an sein
Spiel heranzugehen.
Interessant, was Kamikaze ursächlich
bedeutet. Der Begriff Kamikaze
bezeichnet laut wikipedia im Japanischen
den „göttlichen Wind“ oder
auch „Hauch Gottes“ in Form von
zwei Taifunen, die zwei mongolische
Eroberungsversuche Kulai Khans im
13. Jahrhundert scheitern ließen. Erst
später wurden die japanischen Fliegerattacken
Kamikaze-Einsätze genannt.
Den Hauch des Golf-Gottes spürend,
ging es Taifun-ähnlich bei der IAM 2011
in Mettmann zur Sache. Ich habe ja
schon viel erlebt, aber solche Orkanböen
lange nicht mehr. Ob sich unsere Wetterlage
Richtung Strafe Gottes entwickelt?
Die Wettspielleitung war kurz davor,
das Turnier am 1. Spieltag abzubrechen.
Auch die anderen Turniertage war der
Platz in Mettmann sehr „challenging“,
was die Scores deutlich zeigen.
Klassischer Schwachsinn in meinem
Kopf: Ich wollte unbedingt sehr (!) gut
spielen wegen des Cuts. Das führte zu
14 G LFA M NIEDERRHEIN
Uschi Beer
einer leichten Verkrampfung, und nach
9 Löchern war es mir egal! Ich schaltete
auf Kamikaze-Golf und siehe da,
es lief super. Ich habe mal wieder viel
gelernt, auch wenn ich den Cut um
einen Schlag verpasste.
Die zwei Fragen, die Sie sich nach einer
Runde stellen sollten, empfehle ich auch
Eltern für ihre Golfkinder: 1. Hattest
du Spaß? 2. Na, was hast du gelernt?
Alles andere ist meist Schwachsinn.
Kamikaze-artige Fragen attacken sind
besonders von Kindern gefürchtet.
Erstaunlich, wie andere immer besser
wissen, was man hätte tun sollen …
Die schwachsinnige Abwandlung von
Kamikaze-Golf passierte mir im GC
Wasserburg-Anholt anlässlich der
Proberunde zur NRW-Seniorenmeisterschaft.
Ich stehe auf der „10“ und
hätte tot sein können. Ganz knapp am
Kopf vorbei verfehlte mich ein wuchtiger
Drive vom Herrentee der „8“. Die
begleitende Dame im Flight stand an
ihrem Tee und muss mich gesehen
haben – ich habe sie ja auch gesehen.
Wie auch immer, auf meine Frage,
wieso kein „Fore“ gerufen wurde, wurde
in Kombination mit der Entschuldigung
rübergerufen: „Wir konnten ja
nichts sehen vom Abschlag.“ Hallo!?
Man ruft immer Fore, besonders dann.
Basta! Alles andere ist Kamikaze-
Angriff, nur ist dann der andere Spieler
tot und nicht man selbst.
Das Geheimnis guter Scores
Mit Leichtigkeit besser Golf spielen
160 Seiten, Hardcover
20 Illustrationen
14,95 Euro, ISBN 3-440-10297-1
KOSMOS Verlag, Stuttgart, 2005
Diese Spieler hatten Glück, dass ich
nicht völlig ausgerastet bin. Meine
Amygdala war in Extrem-Alarm und
wäre am liebsten Kamikaze-gleich mit
dem Driver auf...Na ja, lassen wir das.
Schwachsinn heißt schwache Sinne.
Das meint wenig Wahrnehmung für
sich selbst und besonders auch für
Andere. Den Begriff Kamikaze-Golf
in die Runde gestellt beflügelt allseits
gemachte Erfahrungen. Dazu gehört,
dass im Golfclub Am Alten Fliess das
Kreuz- und Querspielen der Longhitter
beim Willy Schniewind Mannschaftspreis
doch auch Kamikaze-gefährlich
und sehr egoistisch sei. Richtig!
Wer achtet denn noch auf das Gemeinwesen
Golf? Ich sage ja immer, es
fängt bei der Toilette im Clubhaus an.
Schwache Sinne beim Golf sind keine
gute Voraussetzung für den Kamikaze-
Angriff auf die Birdies, das ist sicher!
Probieren Sie es doch mal aus - angstfrei
zu schlagen.
Ach ja, wenn nur der quatschende Edi
im Kopf nicht wäre …