Ausgabe 02/2011 - Golf am Niederrhein
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Gentlemen’s G<strong>am</strong>e – Klappe, die zweite<br />
Als Preise für das s<strong>am</strong>stägliche private<br />
Wettspiel werden für die Sieger<br />
– je nach Startzeit – entweder ein<br />
alkoholfreies Weizen ausgelobt oder<br />
ein großes Alt. Kostenpunkt gerade<br />
4 Euro. Schön zu gewinnen, schlecht<br />
zu verlieren.<br />
An der „18“ schon schien die Entscheidung<br />
zu fallen – der Flight-<br />
Freund, leicht in Führung liegend,<br />
drosch doch tatsächlich seinen Ball<br />
vom Tee ins dichte Unterholz. Drei<br />
Meter drin, gut sicht-, aber schwer<br />
spielbar. Die drei anderen Akteure<br />
standen 30 Meter vom Tatort entfernt,<br />
wohin gerade der Flight-Freund eindrang.<br />
Denen lief schon das Wasser<br />
im Mund zus<strong>am</strong>men ob der zu<br />
erwartenden Freigetränke, weil man<br />
sich übereinstimmend klar war: „Da<br />
kommt keiner auf Anhieb und ohne<br />
größeren Schaden raus“!<br />
Doch plötzlich flog das weiße Spielgerät<br />
in str<strong>am</strong>mer Flugbahn aus dem<br />
tiefsten Dickicht durch Ast und Zweig<br />
auf’s Fairway zurück, in optimale<br />
Position für den dritten Schlag auf’s<br />
Grün. Das Trio staunte und wurde<br />
unvermittelt an die 4 Euro, die jetzt<br />
wohl zu zahlen seien, erinnert. Komplimente,<br />
schweren Herzens, prasselten<br />
auf den Zauberspieler ein, der sich<br />
erst einmal der Blüten und Blätter,<br />
der Dornen und Disteln, vom leicht<br />
zerkratzten Pullover entledigte und<br />
dann sagte: „Schade, als ich gerade<br />
schlagen wollte, rollte der Ball doch<br />
tatsächlich eine volle Umdrehung<br />
nach vorne – ich habe ihn nicht mehr<br />
zurücklegen können und mir deshalb<br />
leider noch zwei Strafschläge reingezogen!“<br />
Er hat die „18“ verloren, das Match<br />
verloren, 4 Euro verloren. Und bei<br />
seinen Flight-Freunden gewonnen,<br />
die von dieser rollenden Aktion überhaupt<br />
nichts mitbekommen hatten.<br />
Warum diese kurze Geschichte? Unser<br />
„<strong>Golf</strong> <strong>am</strong> <strong>Niederrhein</strong>“-Mitstreiter und<br />
Regelexperte Erhard Wetterich hatte<br />
vor nicht einmal einem Jahr einen<br />
bemerkenswerten Beitrag verfasst<br />
mit dem Titel: „Gentlemen’s G<strong>am</strong>e“<br />
und in einem fl<strong>am</strong>menden Appell<br />
allen <strong>Golf</strong>spielerinnen und <strong>Golf</strong>spielern<br />
ganz warm ans Herz gelegt, <strong>Golf</strong><br />
nach den Regeln zu spielen, die für<br />
diese Sportart <strong>Golf</strong> anzuwenden sind.<br />
Unser Flight-Freund brauchte den<br />
Artikel nicht zu lesen, für ihn galten<br />
und gelten die Regeln.<br />
Aber wenn man jetzt erfährt, dass<br />
sich der Sportausschuss des Verbandes<br />
erneut mit einigen schwerwiegenden<br />
Regelverstößen in offiziellen<br />
Wettspielen befassen muss, dann<br />
schüttelt man nur wieder verständnislos<br />
den Kopf und fragt sich nach<br />
dem „Warum“? Betrügt der <strong>Golf</strong>er<br />
auch im wahren Leben? Ist man ein<br />
schlechter Mensch mit einer „101“?<br />
Verliert man gute Freunde als „Streicher“?<br />
Und in Berlin hat der Verband<br />
gleichfalls das leidige Thema behandeln<br />
und gar eine fünfmonatige Wettspiel-<br />
und Platz-Sperre aussprechen<br />
müssen. Richtig so! Und Erhard Wet-<br />
Claus-Peter Doetsch<br />
edItorIal<br />
terich fragte schon an: „Soll ich noch<br />
einmal schreiben? Gentlemen’s G<strong>am</strong>e<br />
– Klappe, die Zweite?!“<br />
<strong>Golf</strong> spielen soll auch heißen Spaß<br />
haben. Haben die Pfuscher Spaß?<br />
Haben die Mitspieler des Pfuschers<br />
Spaß? Im Fußball darf man den<br />
Ball auch nicht ungestraft mit der<br />
Hand ins Tor werfen. Im Tennis ist<br />
ein Ball auch nicht „in“, wenn er 2<br />
Meter „out“ ist. Und im <strong>Golf</strong> darf man<br />
auch keinen Ball heimlich von „out<br />
of bounds“ rasch mal einen Meter<br />
zurück ins Gelände schubsen oder aus<br />
einer „7“ mal nachträglich eine „4“<br />
machen.<br />
Genug der Worte mit dem mahnenden<br />
Zeigefinger – <strong>Golf</strong> ist viel zu<br />
schön und macht viel zu viel Spaß,<br />
um sich die Freude an dieser Sportart<br />
von ein paar Außenseitern vermiesen<br />
zu lassen.<br />
Ich wünsche Ihnen für die zweite<br />
Halbzeit des <strong>Golf</strong>jahres <strong>2011</strong> weiterhin<br />
viel Freude und ehrliche Flightpartner.