04.12.2012 Aufrufe

Ausgabe 02/2011 - Golf am Niederrhein

Ausgabe 02/2011 - Golf am Niederrhein

Ausgabe 02/2011 - Golf am Niederrhein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GolF & PSYCHe<br />

von mentalen Strategien<br />

„Beim nächsten loch<br />

bin ich raus!“ Kerstin Wittke-Laube und Dennis Küpper<br />

Der wiederholte Ballverlust an<br />

bestimmten Löchern des heimischen<br />

Platzes führt mitunter zu kuriosen<br />

Reaktionen. „Beim nächsten Loch<br />

bin ich raus. Da schlage ich nur<br />

noch ab und nehme dann auf.“ Auf<br />

Nachfrage in einem ProAm stellt sich<br />

heraus, dass die Spielerin an diesem<br />

Par 4 noch nie das Grün erreicht hat.<br />

Sämtliche Bälle verschwanden in<br />

dem Wasserhindernis vor dem Grün.<br />

Verwunderlich eigentlich. Schließlich<br />

ist das Hindernis keine zwanzig<br />

Meter breit, und ihre Pitches flogen<br />

zuvor noch deutlich weiter.<br />

Verwunderlich? Nicht wirklich. Genau<br />

wie <strong>Golf</strong>bälle werden auch Gedanken<br />

wie magisch von Hindernissen<br />

angezogen. Wenn sich der Kopf, egal<br />

wie hintergründig, mit dem vor dem<br />

Ziel liegenden Hindernis auseinandersetzt,<br />

wird dem „Problem“ eine<br />

größere Bedeutung beigemessen und<br />

dadurch zwangsläufig wenigstens ein<br />

Teil des Fokus darauf gerichtet. D<strong>am</strong>it<br />

steigt auch die Wahrscheinlichkeit,<br />

dem Ball kein eindeutiges Ziel mehr<br />

zu geben und d<strong>am</strong>it einen inkonsequenten<br />

Schwung zu provozieren. Ob<br />

die <strong>Golf</strong>technik nun für das Zielen<br />

24 G LFA M NIEDERRHEIN<br />

auf einen kleinen Punkt reicht oder<br />

nicht, ist eigentlich unerheblich.<br />

Grundlegend ist der Unterschied<br />

in der Wahrnehmung und den Formulierungen.<br />

Einerseits finden sich<br />

Aussagen wie: „Ich schlage den Ball<br />

über das Wasser“ oder „Ich schlage<br />

<strong>am</strong> Bunker vorbei“, andererseits „Ich<br />

schlage den Ball an die Fahne“ oder<br />

„Ich schlage den Ball aufs Grün“.<br />

Natürlich nimmt der <strong>Golf</strong>er potentielle<br />

Hindernisse wahr. Aber er muss<br />

sie nicht im Fokus behalten. Schließlich<br />

möchte er seinen Ball ja zu einem<br />

bestimmten Ziel befördern und nicht<br />

irgendwo hin. Da es faktisch keinen<br />

Unterschied macht, ob der Ball über<br />

20 Meter Wasser, Sand, Abgrund oder<br />

Gras fliegt, ist der einzige bedeuts<strong>am</strong>e<br />

Ort der Zielpunkt des kommenden<br />

Schlags hinter dem Hindernis.<br />

Auch sollte sich jeder Spieler d<strong>am</strong>it<br />

beschäftigen, was passieren soll, nicht<br />

d<strong>am</strong>it, was nicht passieren soll. Eine<br />

gewisse Neugierde und Vorfreude<br />

beim Spielen ungewohnter Lagen<br />

reduzieren den Situationsdruck. Kontrolliert<br />

aggressiv lautet das Zauberwort.<br />

Leichtsinn hat noch niemandem<br />

auf dem <strong>Golf</strong>platz weitergeholfen,<br />

Angst vor wiederkehrenden Gegebenheiten<br />

aber ebenso wenig.<br />

Da der perfekte Schlag selbst bei Weltklasse-<strong>Golf</strong>ern<br />

absoluten Seltenheitswert<br />

hat, sind Qualität und Umgang mit<br />

den schlechteren Schlägen von großer<br />

Bedeutung. Zum einen reduziert ein<br />

wohl definiertes, kleines Ziel allgemein<br />

die Streuung der Schläge. Selbst bei<br />

einer Abweichung von zehn Metern<br />

vor, hinter oder neben einem anvisierten<br />

Punkt auf dem Fairway wird der<br />

Ball nach einem unterdurchschnittlich<br />

getroffenen Schlag wahrscheinlich<br />

noch auf dem Fairway liegen. Dieselbe<br />

Abweichung bei „irgendwo neben dem<br />

Hindernis“ befördert den Ball eventuell<br />

gleich in’s Rough oder eben über<br />

die Hindernisgrenze. Zum anderen<br />

fördert die Wahrnehmung der aus<br />

einem verunglückten Schlag resultierenden<br />

„schlechten Lage“ als interessante<br />

Herausforderung mit Sicherheit<br />

das Ergebnis des folgenden „Rettungsschlages“.<br />

Jeder Spieler, gleich welcher Handicap-<br />

oder Könnensklasse, muss<br />

den für ihn optimalen Weg finden,<br />

mit den eigenen Herausforderungen<br />

umzugehen. Aber eine positive<br />

Grundhaltung ist unerlässlich. Denn<br />

diese positive Grundhaltung ist der<br />

beste Weg, eine <strong>Golf</strong>runde erfolgreich<br />

zu beenden. An manchen Tage klappt<br />

es gut, an manchen schlechter und an<br />

manchen überhaupt nicht. Die Herausforderung<br />

liegt gerade darin, zu<br />

versuchen, an Tagen, an denen „mal<br />

wieder gar nichts läuft“ und irgendwie<br />

alle Bälle „auslippen“, aus diesem<br />

ganzen „Haufen zus<strong>am</strong>men gewürfelter<br />

schlechter Schläge“ doch noch<br />

einen brauchbaren Score zu machen.<br />

Wenig hilfreich für eine schöne<br />

<strong>Golf</strong>runde ist die Zuschreibung von<br />

eigenen Fehlschlägen auf externe<br />

Faktoren: „Die Bunker sind frisch<br />

gesandet“, „der Wind heute war<br />

unberechenbar“, „mein Mitbewerber<br />

hat immer so gestanden, dass ich ihn<br />

beim Putten gesehen habe“. Natürlich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!