<strong>Polizei</strong>die die menschliche Psyche alleine kaumverar<strong>bei</strong>ten kann.„Der Dienstgruppenleiter übernimmt miteinem Notfallseelsorger die Angehörigenbenachrichtigungnach einem tödlichenUnfall“, beschreibt Schnei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ablauf.Nach <strong>de</strong>r Erstbenachrichtigung vergehenin <strong>de</strong>r Regel ein bis zwei Stun<strong>de</strong>n, manchmalaber auch bis zu 48 Stun<strong>de</strong>n, ehe dieOpferschützer aktiv wer<strong>de</strong>n. „Das hängtvon <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n ab. Passieren dieUnglücke außerhalb <strong>de</strong>s Oberbergischenmüssen wir genauso erst informiert wer<strong>de</strong>n,wie wenn sich <strong>de</strong>r Unfall am Wochenen<strong>de</strong>ereignet hat“, betont <strong>de</strong>r 53-jährigePoschner.Bei ihrer Ar<strong>bei</strong>t kümmern sie sich nichtnur um die Angehörigen, son<strong>de</strong>rn auchum Ersthelfer, Zeugen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Unfallverursacher.„Es han<strong>de</strong>lt sich <strong>bei</strong> je<strong>de</strong>mum einen Schicksalsschlag, <strong>de</strong>r einen aus<strong>de</strong>r Bahn werfen kann“, führt Schnei<strong>de</strong>rhören, dass sie keine Schuldtrifft.“Bevor sich die <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Opferschützer<strong>de</strong>r OberbergischenKreispolizei auf <strong>de</strong>n Weg zu <strong>de</strong>nAngehörigen machen, durchleuchtensie immer das Umfeld<strong>de</strong>r Unfallopfer. „Wir gehen optimalvorbereitet in die Gespräche,um böse Überraschungen zu vermei<strong>de</strong>n.Dies mutiert manchmalwirklich zu einer wahren Detektivar<strong>bei</strong>t“,sagt Schnei<strong>de</strong>r. VorOrt machen die <strong>bei</strong><strong>de</strong>n klar, dasssie keine Ermittler in <strong>de</strong>m Fallsind, die etwas über die Umstän<strong>de</strong>herausfin<strong>de</strong>n wollen, son<strong>de</strong>rnals Ansprechpartner dienen wollen.„Die Menschen haben inihrer Verzweiflung sehr vieleFragen und da wollen wir ihnenhelfen. Wir versuchen sie da<strong>bei</strong>Gera<strong>de</strong> nach Unfällen ist es wichtig,auch auf die kleinen Zeichen zu achten,die je<strong>de</strong>r Mensch aussen<strong>de</strong>t.Foto: Christian HerseEin Golf rast in Bayern in eine Gruppe spielen<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und verletzt zwei von ihnenschwer: Hier müssten sich die Opferschützer nicht nur um die Angehörigen <strong>de</strong>r Kleinenkümmern, son<strong>de</strong>rn auch um <strong>de</strong>ren Spielkamera<strong>de</strong>n, mehrere Zeugen und <strong>de</strong>n Unfallahrerselbst. Foto: Christian Herseaus. Vor allem wenn Kin<strong>de</strong>r vom Unglückbetroffen sind, ist die Ar<strong>bei</strong>t <strong>de</strong>r Opferschützergefragt. „Wenn man dort dieWarnzeichen nicht erkennt, kann dies ihrLeben negativ prägen“, weiß Poschner.„Gleiches gilt auch für <strong>de</strong>n Autofahrer, <strong>de</strong>r<strong>de</strong>n Unfall nicht verhin<strong>de</strong>rn konnte. Vielemachen sich <strong>de</strong>nnoch enorme Vorwürfeund für die ist es einfach schon wichtig,aus <strong>de</strong>m Mund eines Uniformierten zuzu unterstützen, ihre Gedanken zu sortieren.“Da<strong>bei</strong> kommt ihnen auch die Rolle<strong>de</strong>s Vermittlers zu, <strong>de</strong>r Adressen und Therapeutenkennt o<strong>de</strong>r weiß, unter welcherTelefonnummer die Trauern<strong>de</strong>n direkt an<strong>de</strong>r richtigen Adresse herauskommen.„Wir sind alles nur Menschen“, stelltPoschner klar. „Und natürlich zeigen wirunsere Betroffenheit, es ist nur wichtig,danach wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hebel umlegen zukönnen, um diese Erlebnisse nicht mitnach Hause zu nehmen.“ Doch nichtimmer gelingt das. Nach einem schwerenVerkehrsunfall, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>m ein Kind umsLeben kam, sollte er nur Stun<strong>de</strong>n später<strong>bei</strong> fast Gleichaltrigen in einem Kin<strong>de</strong>rgartenPräventionsar<strong>bei</strong>t leisten. „Dakonnte ich nicht einfach nach ‘Schema F’vorgehen.“ Gera<strong>de</strong> Unfälle mit jungenMenschen sind für die Familienväter sehrergreifend – im Team besprechen sie danndas Erlebte und helfen sich gegenseitig <strong>bei</strong><strong>de</strong>r Verar<strong>bei</strong>tung. Genau <strong>de</strong>swegen tretensie auch immer zu zweit auf, um unteran<strong>de</strong>rem auf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu achten.„Dies ist sowieso das Wichtigste“, merktSchnei<strong>de</strong>r an. „Wir müssen alle aufeinan<strong>de</strong>raufpassen. Wenn jemand ein schlimmesUnglück, egal ob als direkt Beteiligtero<strong>de</strong>r Zeuge erlebt hat, ist es wichtig, einAuge auf ihn zu werfen.“ Sobald sichjemand zurückzieht o<strong>de</strong>r ungewohntemotional reagiert, sind dies Zeichen, dieman nicht ignorieren darf. „Die Zeiten, wo<strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>s Stärkezeigens unserHan<strong>de</strong>ln dominiert hat, sollten wahrlichvor<strong>bei</strong> sein“, fin<strong>de</strong>t Poschner <strong>de</strong>utlicheWorte. Denn letztendlich sind es Ausnahmesituationen,die einer beson<strong>de</strong>renUnterstützung bedarf, die die Beamten <strong>de</strong>sOpferschutzes geben können.25
OVZ<strong>Polizei</strong>WAFFENBESITZERBEKOMMEN BESUCHDaten <strong>de</strong>r Kreispolizei sind jetzt auch imnationalen Waffenregister registriertVolker Dittmar ist <strong>de</strong>r für Waffen zuständige Sachgebietsleiter in <strong>de</strong>r Kreispolizei. Er appelliert andie Waffenbesitzer, zu prüfen, ob sie ihre Waffen tatsächlich noch gebrauchen. (Foto: Arnold)Unter <strong>de</strong>n 279.000 Bewohnern <strong>de</strong>sOberbergischen Kreises leben 5.593 Menschen,die insgesamt 24.840 Waffen besitzen.Das belegen die Zahlen <strong>de</strong>r Kreispolizeibehör<strong>de</strong>,die En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres erstmalsan das Nationale Waffenregister gemel<strong>de</strong>twor<strong>de</strong>n sind (s. Kasten). Wie hoch die Zahl<strong>de</strong>r illegalen Waffen ist, kann niemandsagen.Gesamtzahl ist gesunkenDie aktuelle Statistik <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong> dokumentiertnicht nur, welche Gruppen aufgrundwelcher Berechtigung welche Waffenbesitzen, sie belegt auch, dass dieGesamtzahl <strong>de</strong>r Waffenbesitzer im Vergleichzum Vorjahresmonat <strong>de</strong>utlichgesunken ist, wie Sachgebietsleiter VolkerDittmar erläutert. Und zwar von 5.928(2011) auf nunmehr 5.593. 35 Prozentdavon sind sogenannte Altbesitzer, alsoMenschen, die sich vor Einführung <strong>de</strong>sWaffenrechts in <strong>de</strong>n 1970er Jahren ihreWaffen haben legalisieren lassen, wieDittmar erklärt. Weitere 20 Prozentmachen die Erben von Waffen aus. AlsoMenschen, die selbst keine Waffe erworbenhaben und diese in aller Regel auchmit einem entsprechen<strong>de</strong>n Mechanismussichern lassen müssen, wenn sie diesebehalten wollen. 25 Prozent <strong>de</strong>r Waffenbesitzersind Jäger und weitere 20 Sportschützen.Nach einem Personalwechsel in <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>im Jahr 2009 seien alle Waffenbesitzerauf <strong>de</strong>n Prüfstand gekommen berichtetDittmar. Da<strong>bei</strong> sei es vor allem darumgegangen, wie zuverlässig die Menschensind, <strong>de</strong>nen man <strong>de</strong>n Besitz einer Waffegestattet habe.In einem nächsten Schritt will dieBehör<strong>de</strong> nun überprüfen, wie <strong>de</strong>rWaffenbesitzer seine Waffen zuHause aufbewahrt und ob seinangemel<strong>de</strong>tes Bedürfnis tatsächlichnoch begrün<strong>de</strong>t ist. „In diesemZusammenhang wer<strong>de</strong>n wir innaher Zukunft auch unangemel<strong>de</strong>tHausbesuche machen“, sagt<strong>de</strong>r Polizist. Denn vielfach sei aufAnschreiben <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong> nichtreagiert wor<strong>de</strong>n. Dittmar appelliertin diesem Zusammenhangnoch einmal, kritisch zu prüfen,ob sie ihre Waffe tatsachlich nochbenötigen.Zu einem Nein kamen anno 2012die Besitzer von 509 Waffen undgaben diese freiwillig ab. „Wirunterstellen ja nicht allen Waffenbesitzern,dass sie mit ihren WaffenBlödsinn machen, doch wenneine nicht ordnungemäß aufbewahrteWaffe zum Beispiel in dieHän<strong>de</strong> eines Einbrechers kommt, ist auch<strong>de</strong>r Eigentümer mit dran.“WaffenregisterNach <strong>de</strong>r europäischen Waffenrichtliniesind alle Mitgliedsstaaten verpflichtet, bisspätestens 31. Dezember 2014 ein computergestütztesWaffenregister auf nationalerEbene zu schaffen und stets auf <strong>de</strong>maktuellen Stand zu halten. Nach Vorgabendieser Richtlinie muss laut Auskunft <strong>de</strong>sBun<strong>de</strong>sverwaltungsamtes das nationaleRegister allen zuständigen Behör<strong>de</strong>nZugang zu <strong>de</strong>n gespeicherten Daten eröffnen.Der <strong>de</strong>utsche Gesetzgeber hat daraufhingeregelt, dass das Nationale Waffenregister(NWR) bereits bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres2012 und damit zwei Jahre vor Ablauf<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r EU-Waffenrichtlinie vorgesehenenFrist aufzubauen ist. (r)26