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„Und es schrie aus den Wunden“ - eDiss - Georg-August-Universität ...

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9 Schmerz – nichts für Hel<strong>den</strong>?9.1 Das Schmerzverhalten der Hel<strong>den</strong>Schmerz wird in großen Teilen der untersuchten Sagaliteratur eher selten thematisiert(Abbildungen 1 und 2). Je nach Sagatypus berichtet im günstigsten Fall jede zweiteStelle über Schmerz, im ungünstigsten jede 39. Gleichzeitig existieren auch reinquantitative Unterschiede in der Anzahl potentiell <strong>aus</strong>wertbarer Textstellen. DieÍslendingasögur verfügen über fast zehnmal mehr Passus, in <strong>den</strong>en Krankheit,Gewalt und Tod thematisiert wer<strong>den</strong>. Gleichzeitig muß jedoch auch in Betrachtgezogen wer<strong>den</strong>, daß der Umfang der Íslendingasögur deutlich über dem der übrigenSagagattungen liegt. Während sich die anderen in etwa die Waage halten, ist ihrTextcorpus um etwa das Vierfache größer. In der Sturlunga saga, die etwa dasFormat von Byskupa- und Konungasögur b<strong>es</strong>itzt, fin<strong>den</strong> sich immerhin noch 900Textstellen von Inter<strong>es</strong>se. Trotz di<strong>es</strong><strong>es</strong> auch optisch in <strong>den</strong> Abbildung 2 und 3sichtbaren Unterschied<strong>es</strong>, verfügen die Byskupasögur in absoluten Zahlen betrachtetüber die meisten Passagen zum Schmerz. Fünfundachtzig B<strong>es</strong>chreibungen vonSchmerz stehen gegen 20 in <strong>den</strong> Konungasögur, 23 in der Sturlunga saga und 48 in<strong>den</strong> Íslendingasögur. Di<strong>es</strong>e Beobachtungen wer<strong>den</strong> im folgen<strong>den</strong> genauer untersucht.Von Inter<strong>es</strong>se sind die Protagonisten der jeweiligen Passagen sowie die genauerenäußeren Umstände und die kontextuale Funktion von Schmerz. Hierzu dient einVergleich von Zitaten mit und ohne Schmerzinhalt.Schmerz beeinflußt die Persönlichkeit und di<strong>es</strong>e wiederum dasSchmerzempfin<strong>den</strong>. 298 Laut Schwob befindet sich Persönlichkeit in konstanterVeränderung und muß dabei zwei unterschiedliche Strömungen koordinieren: „zumeinen die Entwicklung von psychologischen, psychomotorischen instinktivaffektivenVerhaltensweisen; zum anderen die notwendige Anpassung an äußereEinflüsse.“ 299 Der Schmerz sei in di<strong>es</strong>em Zusammenhang ein „b<strong>es</strong>onderswirkungsvoll<strong>es</strong> Instrument zur Veränderung der Persönlichkeit […].“ 300 Als Beispielnennt er chronisch kranke Patienten, bei <strong>den</strong>en Schmerz leicht zu einem Teil derPersönlichkeit werde. Andererseits hat die bereits angeführte Untersuchung von298 Schwob 1999, 51 ff.299 Schwob 1999, 51.300 Schwob 1999, 51.93

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