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„Und es schrie aus den Wunden“ - eDiss - Georg-August-Universität ...

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gegeben ist. Hel<strong>den</strong> suchen nach schweren Kampfverletzungen daher oftmals <strong>den</strong>Tod. Unter Vernachlässigung d<strong>es</strong> Eigenschutz<strong>es</strong> kämpfen sie mit erbarmungsloserKampf<strong>es</strong>wut bis zum Ende. Auch wenn sie aufgrund fehlender Gliedmaßen kaumnoch in der Lage sind, eine Waffe zu führen, kämpfen sie weiter, wenn auch mitverminderter Kampfkraft. Das Schmerzverhalten der Hel<strong>den</strong> b<strong>es</strong>teht also nicht imtypischen Einnehmen einer Schonhaltung, sondern <strong>aus</strong> dem Gegenteil.Am Beispiel Þórhallr Ásgrímssons <strong>aus</strong> der Brennu-Njáls saga wurde aufgezeigt, wi<strong>es</strong>chmerzbedingter Funktionsverlust zu autoaggr<strong>es</strong>sivem Verhalten führen kann.Aufgrund einer schmerzhaften Entzündung am Bein muß er das Bett hüten und kannnicht am Prozeß gegen die Mörder Njáls und seiner Familie teilnehmen. Als einerder b<strong>es</strong>ten Rechtsgelehrten d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong> kann er somit nicht verhindern, daß dieGegenpartei <strong>den</strong> Spieß umdreht und beinahe die Ächtung der klagen<strong>den</strong> Opferdurchsetzt. Als er die Nachricht erhält, springt er vor Wut <strong>aus</strong> dem Bett und rammtsich einen Speer ins Bein. Di<strong>es</strong>e Handlung richtet sich gegen <strong>den</strong> Schmerz, der ihndaran hindert, seine Funktion als Anwalt wahrzunehmen.13.1.2 Sinn und narrative Funktion d<strong>es</strong> Schmerz<strong>es</strong>Schmerz hat in der heroischen Sagaliteratur nicht selten strafen<strong>den</strong> Charakter.Nachlässigkeit bei der Versorgung von Wun<strong>den</strong> ist ein wiederkehrend<strong>es</strong> Motiv. AufWundtoilette wird oft eingegangen, wor<strong>aus</strong> sich folgern läßt, daß der Zusammenhangzwischen Wundhygiene und Heilungskomplikationen bekannt war. So haben jeneTextstellen belehren<strong>den</strong> Charakter, in <strong>den</strong>en sorgloser Umgang mit VerletzungenSepsis und Tod zur Folge hat. Mit erhobenem Zeigefinger wird dem L<strong>es</strong>er vorAugen geführt, welche Folgen <strong>aus</strong> Fahrlässigkeit erwachsen können. Der hierb<strong>es</strong>chriebene Schmerz unterstreicht als Warnsignal einer gefährlichen Infektion <strong>den</strong>Ernst der Lage und kündet <strong>den</strong> nahen<strong>den</strong> Tod an. An di<strong>es</strong>em Punkt kann praktischnur noch ein Wunder helfen. Bannerträger Þórðr Folason, dem in der Schlacht beiStiklastaðir ein Finger teilamputiert wird, überlebt nur dank Wunderheilung durchKönig Óláfr. Auch Þormóðr Bersason steht unter Óláfrs Schutz und verdankt ihmsein Überleben, als er entkräftet von Wun<strong>den</strong> und Infektion auf einer kleinen Schäreliegt.Magie ist ein weiterer Urheber von Schmerz. Selbst Hel<strong>den</strong> haben <strong>den</strong> dunklenMächten nur wenig entgegenzusetzen. Der Hel<strong>den</strong>schmerz unterstreicht die Machtmagischer Handlungen. B<strong>es</strong>onders deutlich wird di<strong>es</strong>er Umstand bei Verletzungen240

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