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„Und es schrie aus den Wunden“ - eDiss - Georg-August-Universität ...

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ein Überblick über die g<strong>es</strong>ellschaftlichen Strukturen, wie sie aufgrund überliefertenSchrifttums rekonstruiert wur<strong>den</strong>.5.2 Die Anfänge d<strong>es</strong> isländischen Freistaat<strong>es</strong>Als Auslöser für die B<strong>es</strong>iedlung Islands 870 n.Chr. wird in der Íslendingabók, derLandnámabók und auch in der Egils saga die Machtergreifung Harald Schönhaarsum 900 in Norwegen genannt. Die unter seiner Herrschaft stattfin<strong>den</strong>de Enteignungund politische Verfolgung norwegischer Kleinkönige initiierte di<strong>es</strong>en Quellenzufolge eine Auswanderungsbewegung in das kurz zuvor entdeckte Island. Nach demaktuellen Forschungsstand sind die Angaben in di<strong>es</strong>er Form vermutlich nicht haltbar.Zwar kann die Zeit der Landnahme in etwa stimmen, doch wird bezweifelt, daßHarald Schönhaar schon zu einem so frühen Zeitpunkt in seiner endültigenMachtposition war. Glaubhafter ist, daß die Einwanderung von <strong>den</strong> britischen Inseln<strong>aus</strong> stattfand, da <strong>es</strong> um 900 dort zu mehreren Niederlagen der Wikinger kam. ImZuge d<strong>es</strong>sen wur<strong>den</strong> vor allem die in Irland ansässigen Skandinavier <strong>aus</strong> ihrenSiedlungen vertrieben und suchten wahrscheinlich auf Island eine neue Heimat.DNA-Analysen haben ergeben, daß die männlichen Landnehmer zu über 75 %, dieweiblichen jedoch nur zu 37,5 % skandinavischen Ursprungs waren. Anscheinendwaren die männlichen Einwanderer Skandinavier, die ihre keltischen Frauen undDienstboten mitbrachten. 129 Die Landnámabók gibt einen detaillierten Bericht überdie „Landnehmer“. Hier ist von etwa 400 Siedlern die Rede, wohingegen <strong>es</strong>Schätzungen zufolge erheblich mehr gew<strong>es</strong>en sein müssen, <strong>den</strong>n in derLandnámabók sind nur g<strong>es</strong>ellschaftlich hochstehende Familien aufgeführt.Familienmitglieder und Sklaven wer<strong>den</strong> nicht beziffert. 130 Unsicheren Schätzungenzufolge lebten im Mittelalter zwischen 40. und 100.000 Menschen auf Island. 131Unter dem mutmaßlich großen Populationsdruck gab <strong>es</strong> bald Probleme mit derAufteilung d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong>. Die Verfassung d<strong>es</strong> Freistaat<strong>es</strong> sah zwar Gleichheit allerfreien Bauern vor, doch de facto zerfielen die Landnehmer schon nach kurzer Zeit inzwei Gruppen. Auf der einen Seite stand eine verhältnismäßig kleine Gruppe129 Sawyer & Sawyer 2002, 142 ff.130 Durrenberger weist darauf hin, daß nur die Häuptlinge die aktive Möglichkeit zur Auswanderunghatten. Untergeordnete H<strong>aus</strong>halte konnten sich ihnen anschließen, hatten aber nicht die finanziellenMittel, ein solch<strong>es</strong> Unterfangen <strong>aus</strong> eigener Kraft zu initiieren (Durrenberger 1992, 29).131 Hastrup 1985, 8; 171: 40.-100.000; Meulengracht Sørensen 2000 [CSML 42], 10: max. 50.000;Walter 1976 [ASAW 66 H2],14: 80.000.43

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