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„Und es schrie aus den Wunden“ - eDiss - Georg-August-Universität ...

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di<strong>es</strong>er Literatur verantwortlich zeichnete. 781 Möglicherweise hätte ein Studium derleider nicht überlieferten Kopiervorlagen ein ganz ander<strong>es</strong> Ergebnis hervorgebracht.Vielleicht handelt <strong>es</strong> sich beim Schmerzverständnis der Hel<strong>den</strong> um ein nachträglicheingefügt<strong>es</strong> Stilmittel, das anfänglich nicht vorhan<strong>den</strong> war.13.3 Der Einfluß d<strong>es</strong> Christentums auf die Hel<strong>den</strong> und die heroischen SagasAm Beispiel Sturla Sighvatssons wurde der Einfluß d<strong>es</strong> Christentums auf heldisch<strong>es</strong>Verhalten erörtert. 1232 wurde er von Erzbischof Siðurðr auf Bußgang nach Romg<strong>es</strong>chickt. Anlaß war sein Rachefeldzug gegen Bischof Guðmundr Arason für dieErmordung sein<strong>es</strong> Bruders Tumi. Der Einfluß d<strong>es</strong> christlichen Glaubens auf <strong>den</strong>Verhaltenscodex der Hel<strong>den</strong> ist in di<strong>es</strong>em Beispiel bereits so groß, daß sich Sturlader Anordnung fügt und in Rom alle Strafen vorbildlich und ohne Äußerung vonSchmerz über sich ergehen läßt. Anhand di<strong>es</strong>er Szene ließ sich eine weitereDimension der Schmerzbetrachtung aufzeigen: der Schmerz d<strong>es</strong> Zuschauers, bzw.L<strong>es</strong>ers. Die der B<strong>es</strong>trafung Sturlas beiwohnen<strong>den</strong> Römer zeigen <strong>aus</strong> Mitleid mitseinen Qualen <strong>aus</strong>geprägt<strong>es</strong> Sympathieverhalten. In Analogie zu di<strong>es</strong>er Beobachtungergab sich die Frage, ob der Schmerz d<strong>es</strong> L<strong>es</strong>ers in der heroischen Literatur eineRolle spielen könnte. Der L<strong>es</strong>er ist ebenfalls „Zuschauer” und auch wennSchmerzäußerungen der Hel<strong>den</strong> in der Regel unterbleiben, ist er doch gezwungen,sich ihre Schmerzen am eigenen Leibe vorzustellen. Aufgrund einer anderenEinstellung zu Gewalt lassen sich zu di<strong>es</strong>em Punkt <strong>aus</strong> heutiger Sicht keine exaktenAussagen treffen. Außer über Sturla wird auch auf andere Beispiele eingegangen, in<strong>den</strong>en sich hel<strong>den</strong>hafte Schmerzr<strong>es</strong>istenz mit christlichen Glaubensinhalten paart(z.B. das Singen von Psalmen unter der Folter).13.4 Die Darstellung von Schmerz in <strong>den</strong> Byskupasögur13.4.1 Statistische UntersuchungWie die sprachliche Analyse der Byskupasögur ergab, verfügen di<strong>es</strong>e Sagas über <strong>den</strong>reichhaltigsten Wortschatz zum Schmerz mit insg<strong>es</strong>amt 40 verschie<strong>den</strong>en „direkten“und „indirekten“ Schmerzbegriffen. Die vom Textcorpus her weit<strong>aus</strong>umfangreicheren Íslendingasögur brachten <strong>es</strong> im Vergleich lediglich auf35 unterschiedliche Wörter zum Schmerz. Die „Schmerzquote“ der Byskupasögur781 Meulengracht Sørensen 2000 [CSML 42], 24.245

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