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„Und es schrie aus den Wunden“ - eDiss - Georg-August-Universität ...

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gezielt in Erstaunen und Hochachtung versetzt wer<strong>den</strong> soll. Es ist somit zu vermuten,daß die Hel<strong>den</strong> sind, was sie sind, nämlich Hel<strong>den</strong>, die für ihren drengskaprbewundert wur<strong>den</strong>. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich der Schluß, daß sich das Schmerzverhalten derBevölkerung von dem der Hel<strong>den</strong> unterschie<strong>den</strong> haben muß. Der Held wäre ja sonstkein Held, sondern ein Durchschnittsmensch.Ehre und drengskapr waren f<strong>es</strong>te B<strong>es</strong>tandteile d<strong>es</strong> isländischen Lebens auch nach derChristianisierung und überdauerten mehrere Jahrhunderte. 335 Das ist um soerstaunlicher, weil von Seiten der Kirche große Anstrengungen unternommenwur<strong>den</strong>, di<strong>es</strong><strong>es</strong> unchristliche Verhaltensmuster abzuschaffen. 336 Da sich „wichtig<strong>es</strong>oziale Institutionen wie Ehre und Rache, Denken und Verwandtschaftsstrukturen,Ehe und Verfügungsgewalt über das Grundeigentum“ 337 nur langsam veränderten,„konnten die Sagaverfasser und ihre Zeitgenossen zwischen ihrer Zeit und der Zeit,von der die Sagas handeln, eine Kontinuität sehen“ 338 bemerkt MeulengrachtSørensen in Bezug auf die Íslendingasögur. Dar<strong>aus</strong> läßt sich folgern, daß sich auchdas Hel<strong>den</strong>verständnis zwischen Vergangenheits- und Gegenwartssagas nichtgrundlegend geändert haben kann. Der Begriff d<strong>es</strong> Hel<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Konungasögur undin der Sturlunga saga steht dem der Íslendingasögur somit sehr nahe.9.2 Þormóðr Kolbrúnarskáld: Schmerzverhalten <strong>aus</strong> der Sicht d<strong>es</strong> Hel<strong>den</strong>.Schmerz ist ein wichtiger Schutzmechanismus d<strong>es</strong> Körpers. Er warnt vorVerletzungen und verhindert selbstgefähr<strong>den</strong>d<strong>es</strong> Verhalten. Menschen, die ohneSchmerzempfin<strong>den</strong> geboren wer<strong>den</strong>, was obendrein äußerst selten vorkommt,sterben meist schon in jungen Jahren an <strong>den</strong> Folgen von Verletzungen. 339 Wie dieeinführen<strong>den</strong> Beispiele illustrieren, sucht man bei Hel<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Sagas oft vergeblich335 Meulengracht Sørensen 1992 [ERGA 5], 721.336 Fell 1999 [AUS VII 201], 15.337 Meulengracht Sørensen 1992 [ERGA 5], 721.338 Meulengracht Sørensen 1992 [ERGA 5], 721.339 Morris schildert <strong>den</strong> Fall d<strong>es</strong> Edward H. Gibson, der als „Das menschliche Nadelkissen“ in <strong>den</strong>amerikanischen Varietés der 20‘er Jahre d<strong>es</strong> 20. Jahrhunderts für Furore sorgte: Gibson war so gut wieimmun gegen Schmerzen, was er entdeckte, als er im Alter von sieben Jahren so heftig von einem Beilam Kopf getroffen wurde, daß <strong>es</strong> in seinem Schädel steckenblieb. So zugerichtet rannte er nachH<strong>aus</strong>e, wo sein Vater <strong>es</strong> her<strong>aus</strong>zog. Außer leichten Kopfschmerzen verspürte Gibson bei der ganzenSache nichts. Seine Show lief folgendermaßen ab: „Zweimal täglich, nur mit einer Unterhosebekleidet, b<strong>es</strong>tieg Gibson die Bühne und forderte einen Zuschauer auf, seinen ganzen Körper außerdem Unterleib und der Leistengegend mit Nadeln zu spicken.“ Seine Karriere war schnell beendet, alser damit begann, außergewöhnlichere Dinge zu zeigen. So wollte er einmal die Kreuzigung Christinachstellen und nachdem er sich auf das Holzkreuz gelegt hatte, schlug ein Mann „mit einem102

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