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„Und es schrie aus den Wunden“ - eDiss - Georg-August-Universität ...

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müssen. Grund für di<strong>es</strong>e Annahme ist das deutliche Mißverhältnis zwischen Wundeund Blutung in di<strong>es</strong>er Textstelle. Zunächst wird g<strong>es</strong>agt, <strong>es</strong> handele sich um einekleine Wunde: „ok var þat ekki mikit sár.“ Später ist von großem Blutverlust dieRede. Di<strong>es</strong> setzt aber in <strong>den</strong> allermeisten Fällen eine größere Wunde vor<strong>aus</strong>. ImTextbeispiel ist sie oberhalb d<strong>es</strong> Handgelenk<strong>es</strong> lokalisiert. Kleine Wun<strong>den</strong> in di<strong>es</strong>emBereich pflegen nicht stark zu bluten. Allenfalls eine tiefere Verletzung an derBeug<strong>es</strong>eite d<strong>es</strong> Unterarms wäre dazu in der Lage. Nur dort verlaufen Gefäße (di<strong>es</strong>og. „Pulsadern“), deren Verletzung eine hämodynamisch relevante Blutunghervorrufen könnte. Die große Anzahl frustraner Selbstmordversuche mit dem Ziel,sich die „Pulsadern“ zu durchtrennen, zeigt, wie schwer <strong>es</strong> ist, sie mit dem M<strong>es</strong>ser zutreffen. Eine „kleine“ Wunde in di<strong>es</strong>em Gebiet würde in <strong>den</strong> meisten Fällen nicht<strong>aus</strong>reichen, die betreffende Person innerhalb weniger Minuten durch <strong>den</strong>entstehen<strong>den</strong> Blutverlust zu schwächen. Grob g<strong>es</strong>chätzt wären dazu mind<strong>es</strong>tens1.000 ml Blut erforderlich. Zudem wird in der Passage berichtet, Grímr spränge imletzten Augenblick auf. Die Verletzung an der Hand deutet darauf hin, daß erschützend <strong>den</strong> Arm hebt, um <strong>den</strong> Schlag abzuwehren. Dadurch würde nicht dieBeuge-, sondern eher die Streckseite d<strong>es</strong> Unterarms getroffen und überdi<strong>es</strong> als„kleine Wunde“ keine größeren Gefäße verletzt wer<strong>den</strong>. Zudem fin<strong>den</strong> sich im Textkeine Angaben über eine stärkere Blutung. Trotzdem verliert Grímr so viel Blut, daßer dadurch g<strong>es</strong>chwächt wird. Die Erhebung d<strong>es</strong> Blutverlust<strong>es</strong> zur Hauptsacheerscheint widersinnig. Offenbar verbirgt sich hinter der Chiffre blóðrás mœðir e-n, 480der Versuch, Schmerz zu verschleiern. Di<strong>es</strong>e Absicht läßt sich auch für andereRedewendungen f<strong>es</strong>tstellen. Di<strong>es</strong>em Thema soll daher ein eigen<strong>es</strong> Kapitel gewidmetwer<strong>den</strong>.Zum Abschluß der magischen Schmerzursachen soll eine Begebenheit näherbetrachtet wer<strong>den</strong>, die sowohl in <strong>den</strong> Íslendingasögur (Egils þáttr Síðu-Hallssonar)als auch <strong>den</strong> Konungasögur (Saga Óláfs konungs hins helga) b<strong>es</strong>chrieben wird.König Knútr von Dänemark b<strong>es</strong>tellt <strong>den</strong> verfeindeten König Óláfr Haraldsson zuangeblichen Frie<strong>den</strong>sverhandlungen in <strong>den</strong> Limfjord. In Wahrheit segelt er selbstnach England und schickt an seiner Statt einen zauberkundigen Finnen zumTreffpunkt (<strong>„Und</strong> das sagen die Leute, daß König Knútr einen sehr zauberkundigen480 = Blutverlust schwächt jmd.149

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