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Predigten Pastor Moser 2011 - Alsterbund

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Evangelisch-Lutherische Seite 2 E. Felix <strong>Moser</strong>Paul-Gerhardt Gemeinde<strong>Pastor</strong>Hamburg-Winterhude Predigt am 13.02.11Am Anfang steht eine Grenzüberschreitung. Als Hirte kannte sich Mose in der Steppe bestensaus. Jetzt aber geht er über seine Grenzen, wagt sich auf neues, unbekanntes Gelände.Er kommt zum Berg Horeb.Im Text wird das nur am Rande erwähnt. Ich halte es aber für wichtig. Grenzen zu überschreitenist (oder war zumindest) Thema für jeden von uns. Es gehört zum Erwachsenwerdendazu. In der Auseinandersetzung mit Eltern und Autoritäten probieren wir aus, wie weitwir gehen können. Wir stellen eigene Wünsche und Vorstellungen auf die Probe; wir entdeckeneigene Fähigkeiten und neue Seiten an uns. Wir wagen uns auf unbekanntes Terrain.Ähnlich ergeht es Mose. Allerdings muss in seinem Fall gesagt werden: Es ist weniger derWunsch und der eigene Entschluss, der ihn leitet. Vielmehr ist er in einer Grenzsituation, ineiner Lebenskrise. Da bleibt manchmal nur die „Flucht nach vorne“, um überleben zu können.„Krise“ klingt in unseren Ohren sehr negativ; wir denken dabei an Krankheit und Chaos, anNot und Untergang. Ursprünglich ist das nicht so. Das griechische Wort „Krisis“ meint auchWendepunkt, Entscheidung, Umkehr. Es schließt die Möglichkeit von etwas ganz Neuem,vorher nicht Vorstellbaren mit ein.Kürzlich wurde eine der Frauen porträtiert, die in Deutschland die Hospiz-Arbeit mit aufgebauthat. Als „Sterbehebamme“ bezeichnet sie sich, denn sie hilft anderen Menschen ihren jeeigenen Weg im Sterben zu finden und zu gehen. Im Interview wird sie gefragt, wie sie dazugekommen sei, ausgerechnet das zu ihrem Lebensthema zu machen, was für andere nur eingroßes Tabu ist. Auslöser, antwortet sie, war eine schwere Lebenskrise. Als ihre eigene kleineTochter im Alter von sechs Jahren an Leukämie starb, sah sie nur eine Alternative: entwederauch selbst an diesem Tod zugrunde zu gehen oder einen großen Schritt nach vornezu wagen und anderen Menschen zur Hilfe auf dem letzten Weg zu werden.Grenzüberschreitung durch eine Lebenskrise, das kann zur unfassbaren Erfahrung werden.Für Mose wird es zur Gotteserfahrung. Er sieht sich unvermittelt Gott gegenüber. Er erfährt(wie die „Sterbeamme“) seine Berufung zu einer neuen großen Aufgabe.An diesem Punkt überrascht uns der Text noch einmal. Wir kennen ja (etwa von den Propheten)manch großartiges, dramatisches Berufungserlebnis. Aber hier bei Mose ist der Ort derBerufung nicht der prächtige Tempel, auch nicht der geöffnete Himmel mit singenden Engelscharen.Es ist ein Stück steiniger Wüstenboden mit einem Dornbusch – so banal, dass Gottihn selbst darauf hinweisen muss: „Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.“Sicher ist das kein Zufall. Der Dornbusch gilt den Israeliten als wertlos; sein trockenes Gestrüppdient nur als Brennstoff. Als Symbol steht er biblisch für das Verdorrte, Verwundete,Gescheiterte. Ein Boden voller „Disteln und Dornengestrüpp“ erwartet die Menschen nachder Vertreibung aus dem Paradies. Ausgerechnet hier will Gott dem Mose begegnen!Wüstenkenner aber wissen: Der Dornbusch sieht zwar staubig und vertrocknet aus, er kannaber dennoch wunderbar blühen. Und auch das wird zum biblischen Symbol. So offenbartsich Gott: Er kann neues Leben und wunderbare Blüten bei uns erwirken. Mag sein, dass wiruns selbst noch tief in der Krise sehen – verletzt, vertrocknet, „wie tot“. Gott schaut schondarüber hinaus, er hält Neues für uns bereit. Gott verwandelt das Öde und Leere zum Ortseiner Gegenwart. Er „leuchtet“ darin auf.Mose erlebt das (im wahrsten Sinne des Wortes) als ein Feuer besonderer Art. Es hat denDornbusch erfasst, es verwandelt ihn, aber es zehrt ihn nicht auf. Dieses Feuer vernichtetnicht, hinterlässt keine Asche. Im Gegenteil: Es bringt Leben, es erleuchtet Mose, feuert ihnan, entfacht neues Lebensfeuer in ihm. „Der Funke springt über“, sagen wir. Und er löst beiMose etwas aus, was wir eigentlich nur mit dem Pfingstwunder vergleichen können. Als dieApostel deprimiert und ratlos beieinander sitzen und nicht wissen, wie es weitergehen soll,gibt Gottes Geist als Pfingstfeuer ihnen die Kraft zum Neuanfang.

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