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Predigten Pastor Moser 2011 - Alsterbund

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Evangelisch-Lutherische Seite 3 E. Felix <strong>Moser</strong>Paul-Gerhardt Gemeinde<strong>Pastor</strong>Hamburg-Winterhude Predigt am 13.03.11man wirklich an teuflische, diabolische Mächte denken, die das Unterste zu oberst kehren,so viele Leben auslöschen und die Existenzgrundlage so vieler Menschen zerstören. Ichhöre schon die Fragen, die nach der ersten Schockstarre auf uns einprasseln werden: „Warumdas alles?“, „Wie kann Gott das zulassen?“ oder auch (persönlicher und viel direkter):„Wie kannst du noch an einen guten Gott glauben, wenn derart unsagbares Leid geschieht?“Ich will mir nicht anmaßen, eine so furchtbare Katastrophe mit einer schnellen theologischenAntwort abzufertigen. Aber ich glaube doch, dass uns die Erzählung vom Sündenfall ein paarwichtige Denkanstöße gibt:1. Gott vertraut uns seine große, gute Schöpfung an. Er stellt uns sogar als Herren in undüber alles, was er geschaffen hat. Wir können frei walten und gestalten. In alledem gibtes aber einen Tabu-Bereich, einen Raum, den sich Gott vorbehält, eine Zone von Heiligkeit,einen letzten Vorbehalt (symbolisch hier als „Baum der Erkenntnis“ gefasst). Gottweiß um das „Kribbeln“ in uns, die Lust, so zu sein wie Gott. Er warnt uns, dieser Lustnachzugeben. Die Folgen („Vertreibung aus dem Paradies“) sind Mühsal und Not, Leidenund Tod. Dennoch geben wir seit Menschengedenken dieser großen Versuchung nach –sogar dann wenn die Folgen gar nicht absehbar sind. Etwa wenn wir die Bausteine derNatur gentechnisch verändern oder die Atome spalten.2. Gott lässt nicht zu, dass wir uns vor der Verantwortung drücken und die Schuld weiterreichen(Adam Eva Schlange, alle zusammen Gott, der sie so geschaffen hat, wiesie sind). Er geht uns nach, deckt unsere Feigheit und Rechtfertigungsversuche auf. Gottzwingt uns, in den Spiegel zu schauen und für die Konsequenzen der eingeräumtenFreiheit selbst einzustehen. Das heißt konkret:• Wir Menschen (und nicht Gott) sind verantwortlich, wenn wir eine Stadt wie Tokio aufden Schnittpunkt dreier sich bewegender Erdplatten stellen.• Wir selbst sind verantwortlich für die Art und Weise, wie wir unsere Häuser bauen.• Wir selbst sind verantwortlich für die Wahl und den Ausbau unserer Energiequellen.• Wir selbst entscheiden über das Maß von Profit, Wirtschaftswachstum wie auch überRessourcennutzung und -bewahrung.Um im Bild der Erzählung zu bleiben: Wir essen fast täglich vom verbotenen Baum, wir erwartenwie im Fieber, es möchte etwas Gutes für uns dabei herausspringen, kosten kurzfristigeErfolge aus – und ernten doch langfristig die Erfahrung des Bösen. Die Bibel nennt dasschonungslos beim Namen: Der Mensch wird zum Vertriebenen; er verliert den ihm von Gottzugedachten Lebensraum. Nichts anderes wiederholt sich bei den tausendfach menschengemachtenKatastrophen.Das ist eine niederschmetternde Bestandsaufnahme. Und dennoch keine hoffnungslose.Unsere Erzählung endet nicht mit Vertreibung und Vernichtung. Am Ende steht das ausdauernde,ausforschende Gespräch, das Gott mit seinen Menschen sucht. Gott fragt Adam:Woher weißt du das? Warum habt ihr das getan? Darin zeigt sich mir das Bild eines Gottes,dem seine eigene Schöpfung, vor allem der Mensch in seinem Wollen und Handeln, rätselhaftist.Gott bleibt den Menschen zugewandt trotz deren Versagen. Er will sie verstehen, mehr noch:er fühlt sich verantwortlich für sie. Ganz sinnfällig findet das seinen Ausdruck darin, dass erauch nach der Vertreibung weiter für sie sorgt. „Und Gott der Herr machte Adam und seinerFrau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an.“ (Vielleicht der schönste und bedeutendsteSatz in dieser langen Geschichte.) Gott wird zum Gerber und Schneider, damit die Menschenin der neuen Welt nicht frieren. Es ist wie eine zusätzliche Schöpfungstat, ein achterSchöpfungstag sozusagen. Und das, was er für sie produziert, legt er ihnen noch eigenhändigan.

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