Evangelisch-Lutherische Seite 3 E. Felix <strong>Moser</strong>Paul-Gerhardt Gemeinde<strong>Pastor</strong>Hamburg-Winterhude Predigt am 23.01.11Der Vater des Jungen hat die Begegnung mit Jesus „hinter sich“ und Jesu Wort „bei sich“.Genauso ist es für uns: Der Heimweg ist Kirchgang mit Gottes Wort im Ohr und im Herzen.Unser Glaube wird auf dem Rückweg vielleicht nicht gleich wachsen und reifen, aber er wirdetwas entfaltet: Er wird nachdenklicher, erwartungsvoller, ehrlicher, sehnsüchtiger …Ich habe als Konfirmand (wie die meisten) den Gottesdienstbesuch am Sonntag als eherlästige Pflicht gesehen. Besonders die <strong>Predigten</strong> (die damals noch deutlich länger waren alsheute), machten es mir schwer. Das hat sich erst in dem Moment geändert, als ich mir fürmich eine Art „Aufmerksamkeitstrick“ ausgedacht hatte. Ich zwang mich, der Predigt wenigstensso weit aufmerksam zu folgen, dass ich mindestens einen Gedanken daraus mitnehmenund weiter bedenken konnte. Das hatte große Wirkung, jedenfalls vielmehr als ich anfangsgeahnt hatte: Manchmal hat mich der Gedanke, den ich mitnahm, tatsächlich viele Tage langbeschäftigt, hat sich im Kopf (vielleicht sogar im Herzen) festgemacht und viele weitere Gedankennach sich gezogen.Erst viele Jahre später habe ich von der Angewohnheit mancher Pilger erfahren, einen sogenannten „Hosentaschenzettel“ auf dem Pilgerweg bei sich zu führen. Darauf steht (eigenhändiggeschrieben) ein bestimmter Bibelvers. Den holen sie immer wieder heraus, lesen ihnimmer wieder, murmeln ihn vor sich hin. Sie kauen ihn gleichsam wie „Wiederkäuer“. Dabeizeigt er sich von immer anderen Seiten, nimmt immer neue Formen an, entspinnt ein ganzesNetz von Gedanken und wird schließlich zum Teil ihrer selbst.Ich glaube, dem Vater des kranken Jungen ist es nicht viel anders ergangen. Er hat von Jesusnur einen einzigen Satz mit auf den Rückweg bekommen. Den wird er sich immer aufgesagthaben. „Geh hin, dein Sohn lebt!“ Welch weite und tiefe Bedeutung dieser Satz hat, weilhinausgehend über die konkrete Heilung, wird ihm erst viel später aufgegangen sein. Werden Glauben im Herzen hat, darf hier schon das Osterlicht leuchten sehen.Amen
Evangelisch-LutherischePaul-Gerhardt GemeindeHamburg-Winterhudein derE. Felix <strong>Moser</strong><strong>Pastor</strong>Gottesdienst zum 5. Sonntag nach Epiphanias6. Februar <strong>2011</strong>(mit Taufe)Predigttext: Jesaja 40,12-25:Wer misst die Wasser mit der hohlen Hand, und wer bestimmt des Himmels Weite mit derSpanne und fasst den Staub der Erde mit dem Maß und wiegt die Berge mit einem Gewichtund die Hügel mit einer Waage? Wer bestimmt den Geist des HERRN, und welcher Ratgeberunterweist ihn? Wen fragt er um Rat, der ihm Einsicht gebe und lehre ihn den Weg desRechts und lehre ihn Erkenntnis und weise ihm den Weg des Verstandes? Siehe, die Völkersind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waage. Siehe, dieInseln sind wie ein Stäublein. Der Libanon wäre zu wenig zum Feuer und seine Tiere zu wenigzum Brandopfer. Alle Völker sind vor ihm wie nichts und gelten ihm als nichtig und eitel.Mit wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Abbild wollt ihr von ihm machen?Der Meister gießt ein Bild, und der Goldschmied vergoldet’s und macht silberne Ketten daran.Wer aber zu arm ist für eine solche Gabe, der wählt ein Holz, das nicht fault, und suchteinen klugen Meister dazu, ein Bild zu fertigen, das nicht wackelt. Wisst ihr denn nicht? Hörtihr denn nicht? Ist’s euch nicht von Anfang an verkündigt? Habt ihr’s nicht gelernt von Anbeginnder Erde? Er thront über dem Kreis der Erde, und die darauf wohnen, sind wie Heuschrecken;er spannt den Himmel aus wie einen Schleier und breitet ihn aus wie ein Zelt, indem man wohnt; er gibt die Fürsten preis, dass sie nichts sind, und die Richter auf Erdenmacht er zunichte: Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat ihr Stamm eineWurzel in der Erde, da lässt er einen Wind unter sie wehen, dass sie verdorren, und ein Wirbelsturmführt sie weg wie Spreu. Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleichsei? spricht der Heilige.Liebe Gemeinde!Der Prophet hat ein schweres Amt. Sein Land ist verwüstet, der Tempel zerstört, das Volkauseinander gerissen. Nur eine Minderheit durfte im Land bleiben, die Mehrheit wurde deportiert.Sie sitzen an den Wassern in Babel und weinen. Es ist eine laute, nicht enden wollendeKlage. Was soll aus uns werden? Was soll aus unseren Kindern werden? Hat unserLand, unser Volk, unser Glaube eine Zukunft?Der Prophet will den Klagenden Mut zusprechen. Er weiß, dass es Hoffnung gibt. GottesGericht war furchtbar (da hatte er Recht behalten), aber jetzt sieht er Licht am Horizont. Nurseine Botschaft kommt nicht an. Er merkt: seine Landsleute sind gefangen gehalten. Abernicht allein von den Siegern, die sie zur Fronarbeit zwingen. Viel schlimmer noch ist die innere,die seelische Gefangenschaft. Sie sind gefangen gehalten von den Bildern der eigenenNiederlage und einer religiösen Obdachlosigkeit. Alle sichtbaren Zeichen ihres Glaubenssind zertrümmert, ihr Gott verloren und vergessen. Die babylonischen Götter scheinen ihreStärke bewiesen zu haben.Wie kann es dem Propheten gelingen, gegen so viel Hoffnungslosigkeit Mut und Trost zusetzen? Er versucht es mit einem Lied und fordert seine Landsleute auf: Hört mir zu und