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Predigten Pastor Moser 2011 - Alsterbund

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Evangelisch-Lutherische Seite 2 E. Felix <strong>Moser</strong>Paul-Gerhardt Gemeinde<strong>Pastor</strong>Hamburg-Winterhude Predigt am 05.06.11„Wer die Freude des Wasserschöpfens nicht erlebt hat, der hat sein Lebtag keine Freudegesehen“, lautet ein Sprichwort in Israel.Nun stellen sie sich einmal vor, mitten in dieser feierlichen Zeremonie steht einer auf undruft: „Wenn jemand Durst hat, so komme er zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt!“ Jesustut genau das. Und er hätte sich keinen besseren Moment dafür aussuchen können: am Höhepunktdes Festes, am exklusiven Ort (Tempel), vor der versammelten Zielgruppe. Natürlichstört er den Ablauf der Zeremonie, aber er darf sich der Aufmerksamkeit aller gewisssein. Schließlich setzt er dem Ganzen noch die Krone auf: „Wer an mich glaubt, von dessenLeib werden Ströme lebendigen Wassers fließen!“ ruft er. Das heißt doch: Er setzt sichselbst an die Stelle von Altar und Wasserspende! In den Augen der Priester ein ungeheurerFrevel.Aber Jesus geht es um mehr als nur den Effekt der Aufmerksamkeit. Er sieht die Sehnsuchtder Menschen – eine Sehnsucht, die genau so schlimm und quälend sein kann wie Durst.Jesus will, dass kein Mensch mehr dürsten muss, nicht im wörtlichen und auch nicht im übertragenenSinn. Erfülltes Leben verspricht er allen, die an ihn glauben; die ihm zutrauen, dasser ihr Leben reich und froh machen kann. Jesus verspricht Leben im Überfluss.Viele Menschen leiden ja an „Lebens“-Durst. Damals wie heute gilt: Menschen leiden an derÖde und Trockenheit ihres Lebens, an dem täglichen Einerlei und dem immer wiederkehrendenTrott. Sie spüren, dass es doch noch mehr geben muss als den ständigen Kreislauf vonArbeiten, Essen und Schlafen. Sie mühen sich ab wie die Hamster im Rad und bleiben dochinnerlich leer und unglücklich.Zur Zeit Jesu fanden die Menschen Sinn und Abwechslung wenigstens in Zeiten großer religiöserFeste. Vor allem im Tempel von Jerusalem konnte man sich der gemeinsamenGrundlage des Glaubens vergewissern und Kraft schöpfen, wieder in den Alltag einzusteigen.Aber als Johannes sein Evangelium niederschreibt, liegt der Tempel schon seit mehrerenJahrzehnten in Trümmern. Das Gottesvolk ist seiner wichtigsten Grundlage beraubt.Deshalb entwickeln Jesu Worte jetzt erst ihre eigentliche Kraft und Bedeutung. „Ihr brauchtdem alten Heiligtum nicht nachzutrauern“, will er sagen. „Die Heilszeit ist da! Der Strom desLebens fließt. Die Verheißung der alten Propheten hat sich erfüllt. An die Stelle des Tempelsist Christus getreten, auferstanden und lebendig. Er ist der Mittelpunkt der Welt; er ist derBrunnen allen Heils, die nie versiegende Quelle. Jeder kann davon trinken und zu einemsinnerfüllten Leben finden.“Die Botschaft ist angekommen. Sie hat (trotz mancher Krisen) durch die Jahrhunderte nichtan Kraft und Aktualität verloren. Gerade in dieser Stunde dürfen wir das sagen, wo in Dresdenein evangelischer Kirchentag zu Ende geht, der mit über hunderttausend Besuchern zuden größten gerechnet werden darf. Im Kirchenalltag mag man manchmal daran zweifeln, obunser Glaube lebendig ist. Gerade in den Städten ist der Gottesdienstbesuch gering, dieExistenz etlicher Gemeinden gefährdet. Aber ein Blick über die Grenzen macht Mut. Geradein fernen Ländern wie Indien entfaltet der Glaube seine befreiende, Leben schaffende Kraftund lässt die Kirche Christi kräftig wachsen.Nicht weniger entscheidend ist, dass sich an Jesu Analyse nichts geändert hat. Die Sehnsuchtder Menschen ist ungebrochen da, die Sehnsucht nach einem wahren, einem wirklicherfüllten Leben. Sie äußert sich in unserer Zeit in einer eigentümlichen Hast und Unruhe oderauch in der Angst, zu kurz zu kommen oder etwas zu verpassen. Da werden dann ganzneue Quellen aufgetan, heute etwa der Konsumstrom, der sich als Wasser des Lebens tarntund doch immer nur neuen Durst erzeugt.Du, Anneke, hast dich entschlossen, in Christus deinen Lebensquell zu finden, und du traustder Kraft des Glaubens wirklich viel zu. „Nichts ist unmöglich dem, der glaubt“ hast du dir alsTaufspruch ausgesucht. Das klingt sehr nach religiösem Supermann (oder besser: -frau).Aber es ist interessant zu sehen, dass Jesus dieses Wort gerade einem Mann sagt, der sichoffen zu seinen Fragen und Zweifeln bekennt. Mit anderen Worten: Es sind keinesfalls die

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