Evangelisch-LutherischePaul-Gerhardt GemeindeHamburg-Winterhudein derE. Felix <strong>Moser</strong><strong>Pastor</strong>Gottesdienst zur Konfirmation1. Mai <strong>2011</strong>Predigttext: Matthäus 13,44-46:Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand undverbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte denAcker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und alser eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.Liebe Gemeinde!Was fällt Ihnen als erstes beim Stichwort „Schatz“ ein? Die allwöchentlich ersehnten „5 Richtigenmit Zusatzzahl“? Die Kronjuwelen des englischen Königshauses? Oder – vielleicht vielnäher liegend – der Partner, die Partnerin (immerhin ist „Schatz“ das mit Abstand gebräuchlichsteKosewort)? Oder das Häuschen am Meer (verbunden mit einer entsprechendenMenge an freier Zeit, es auch genießen zu können)? Ich bin sicher: Je länger Sie darübernachdenken, desto mehr wird Ihnen dazu einfallen.Euch ging es da nicht viel anders. Ein ganzes Wochenendelang haben wir uns mit den Schätzen des Lebensbeschäftigt. Mit viel Phantasie und Farbe hat jeder voneuch seine ganz eigene Schatzkiste gefertigt und dannauch nach und nach gefüllt. Natürlich sind wir neugierigund werfen einen Blick hinein. Listet man eure materiellenSchätze auf, glaubt man erst mal den Prospekt eines E-lektronikkaufhauses vor sich zu haben: Laptop und Computer,Fernseher, Facebook, I-Pod und I-Phone sind daeindeutig die Renner. Daneben sind aber auch ganz andere individuelle Schätze genannt:Das Reisen etwa (mit Natur und Strand), gleich mehrfach das Essen (in einem Fall sogar mitFavoriten-Nennung: der fette Burger) und einer nennt sogar (ganz ehrlich) sein Bett – aberdas nicht nur zum Schlafen, sondern vor allem zum Träumen.Spätestens jetzt merken wir schon, wie wir uns von der rein materiellen Seite wegbewegen.Wahre Lebensschätze müssen nicht teuer sein. Was sie zu Schätzen macht, ist, dass siedem Leben einen Sinn geben oder wenigstens Farbe und Fröhlichkeit. In dieser Hinsichtsteht die Musik bei euch an erster Stelle (11 von 15 haben sie genannt). Ihr hört Musik (amliebsten von morgens bis abends), viele machen selbst Musik (spielen ein oder sogar mehrereInstrumente, einige singen sogar gerne). An zweiter Stelle: der Sport (7 Nennungen). DieNennung der Musik wird nur noch von einem übertroffen: Mit einer Ausnahme nennt ihr alleFamilie und Freunde als wichtigsten Lebensschatz. Ich glaube, das freut nicht nur die, dieheute hier sind und mit euch feiern. Christus wird es in gleicher Weise freuen, war es dochsein wichtigstes Anliegen zu zeigen: Der wahre Schatz ist nicht aus Gold und Silber. Derwahre Schatz ist die Liebe, verlässliche Beziehungen, die tragen – ob in der Familie oderunter Freunden oder den Gemeinschaften in Staat und Gesellschaft. Etliche von euch nehmendas aus der Konfirmandenzeit mit ins Leben. Ich sehe das an der Wahl eurer Konfirma-
Evangelisch-Lutherische Seite 2 E. Felix <strong>Moser</strong>Paul-Gerhardt Gemeinde<strong>Pastor</strong>Hamburg-Winterhude Predigt am 01.05.11tionssprüche (Marie, Leonie, Juliane, Alex: „Liebe sollte auf Taten stehen, nicht auf Worten.Denn Worte sind vergänglich …). Ja, das ist der Weg, auf dem sich „Schätze im Himmel“sammeln lassen.Wer Liebe üben will (und das nicht nur ab und zu mal, sondern auf Dauer), der braucht eineQuelle, aus der er die Kraft dazu schöpfen kann. Der Glaube an Gott kann eine solche Quellesein. Man muss nicht gleich eine Mutter Teresa sein und sein ganzes Lebenswerk darauferbauen. Auch für das ganz normale Leben mit seinen Höhen und Tiefen bietet sich Gott alsHelfer und Begleiter an. Und viele von euch nehmen dies Angebot an (Konfirmationssprüchevon Sara, Irene, Pauline, Florian). Gott soll mir Kraft und Schutz sein, möglichst ein Lebenlang. So kann auch der Glaube an Gott ein „Lebensschatz“ sein.Für Gott seid ihr alle ein Schatz – nicht nur im Sinne von „gemeinsam sind wir stark“, sondernjeder einzelne von euch. Ihr seid individuelle Persönlichkeiten, jeder, jede mit ganz speziellenGaben und Vorlieben, mit Ecken und Kanten, auch mit Schwächen. Die einen eherlaut und gern im Vordergrund (unter euch wohl die Mehrheit?!), andere eher die stillen, abertiefen Wasser. Da kann es „hienieden“ schon mal zu Konflikten kommen (etwa im Konfirmandenunterricht),„der da oben“ aber hat euch lieb, wie ihr seid. Das ist das Besondere anGottes Liebe: Er nimmt jeden, wie er ist. Er weiß um eure Möglichkeiten, und selbst, wenn ihrmal auf Um- oder Abwege geratet, gibt er nicht auf. Ein Gleichnis Jesu zeigt es: Der verloreneSohn ist ihm nicht weniger wichtig als der, der ihm ein Leben lang treu dient.Auf diese Liebe Gottes könnt ihr euch fest verlassen. Freilich, es gibt sie nicht zum Nulltarif.Das ist kein Schatz, über den man zufällig stolpert oder der einem einfach so in den Schoßfällt. Man muss sich schon auf den Weg machen und danach suchen, und wenn man ihnentdeckt hat, auch etwas investieren. Im Gleichnis, das wir vorhin gehört haben, ist einersogar bereit, alles zu geben für diesen einen besonderen Schatz. Im Grunde ist es das gleiche,wie wenn man ein besonderes Geschenk bekommt. Man kann es in die Ecke legen undvergessen. Oder man macht etwas daraus: Man freut sich daran, man setzt es ein, lässt anderedaran teilhaben, macht mehr daraus. Nicht anders ist es mit dem Glauben und der LiebeGottes. Das, was ihr heute davon mitnehmt, könnt ihr irgendwo ablegen und vergessen –oder ihr macht etwas daraus, was euer ganzes Leben bereichert.Dieser besondere Gottesschatz leuchtet nicht weithin wie ein Klumpen Gold. Eher ist es einSchatz aus vielen kleinen Münzen – und die muss man sehen, wahrnehmen können (überallim Alltag):− einen besonderen Menschen, den man kennen, vielleicht lieben lernt;−−die unerwartete Hilfe, die gerade im richtigen Moment kommt;die kleine Freude (eine Geste, ein freundliches Wort, was man allzu leicht übersieht oderüberhört);− ja, vielleicht sogar eine Auseinandersetzung. Wenn sie fair und offen geführt wird, kannsie „bereichern“.Solche oder ähnliche Münzen könnt ihr auch im Alltag finden!„Du bist das Beste, was mir je passiert ist …“ Dieser Ohrwurm der Gruppe Silbermond dudeltderzeit auf allen Kanälen. Darin heißt es: „Ich habe einen Schatz gefunden, und der trägtdeinen Namen. So wunderschön und wertvoll und mit keinem Geld der Welt je zu bezahlen.“Das ist natürlich ein Liebeslied. Aber ich denke, es weckt auch ganz andere Erinnerungen,etwa bei Ihnen, liebe Eltern. Vor 13 oder 14 Jahren wurde Ihnen ein Schatz geschenkt, einSchatz, auf den sie gut aufpassen mussten, den Sie behüten mussten und durften; einSchatz, der dann immer größer und größer wurde. Manche erstaunlich groß (oder besser:lang) gerade in den letzten beiden Jahren. Gerade ein Tag wie heute ist Anlass, zurückzudenkenan die Jahre mit diesem Ihrem Schatz, sich zu erinnern an viele wertvolle Münzen(die ersten Schritte; die ersten Worte; zuzuschauen, wie er/sie immer selbständiger wurde…).