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RentneR mieten per Internet - Senio Magazin

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Man nannte sie „Püppchen“Immer wenn von „Püppchen“ dieRede war, wusste jeder im Ort, wergemeint war - und das seit vielenJahren. Püppchen war klein, zierlichund immer schick gekleidet. JedenTag trug sie eine andere Kette,ebenso an mehreren Fingern einenRing, einer schöner als der andere.Kein Wunder, denn ihr gehörte einSchmuck- und Uhrenladen.Seit dem frühen Tod ihres Mannes führtesie das Geschäft allein. Auch den kleinenHaushalt und das Kochen besorgtesie selbst. Undenkbar, dass sie jemals jemandenin ihre Wohnung gelassen hätte.Wie einen Gral hütete Püppchen Ladenkasseund Handtasche, und wenn sie sichim Geschäft aufhielt, schloss sie die angrenzendeTür zu ihrer Wohnung immerhinter sich ab. Ein falscher Kunde könnteja... wer weiß, wer weiß.Jeden Morgen machte sie die Runde, umall die vielen Wanduhren aufzuziehen, obdie nun abgelaufen waren oder nicht. Dasvielfältige Ticktack der großen, der kleinenund noch kleineren Uhren war PüppchensOhrenschmaus den ganzen Tag lang, nurunterbrochen vom Klingel- und Läutekonzertzur vollen Stunde. Selbst der Kuckuckklappte dann jedes Mal sein Türchen auf,um ein Wörtchen mitzureden.Fast jeden Tag sah man sie draußen ander Ladentür stehen, die Hand schützendüber den Augen, so als sei sie von der Sonnegeblendet oder als halte sie Ausschaunach irgendjemand. Passanten grüßte siefreundlich, in der Hoffnung, den einenoder anderen als Kunden zu gewinnen,und sei es nur für die Reparatur einer Uhr.Hin und wieder blieben Frauen am Schaufensterstehen, für die so manches edleStück eine Versuchung bedeutete. Dochnur zu besonderen Anlässen und vor Weihnachtenblühte das Geschäft wirklich.Oft aber versammelten sich auf der anderenStraßenseite Scharen von Kindern,die sich über Püppchen lustig machten:„Hahaha, Püppchen da! Hahaha, Püppchenda!“ Püppchen fühlte sich deshalbBild: Petra Bork/pixelio.dekeineswegs geschmeichelt. Im Gegenteil,sie schimpfte, drohte den Kindern und erntetenur Gelächter.Trotzdem wollte Püppchen immer gesehenwerden, besonders von den Nachbarn,hielt sich diese aber strikt vom Leib.Niemand wagte die fein gekleidete, abergrantige Frau anzusprechen, und so hattesie wenig Kontakt und schon gar keineFreunde. Aber die Nachbarschaft registriertealles, was Püppchen tat und was umsie herum geschah. Wann sie morgens dieRollläden hochzog und um welche Zeit siesie abends wieder herunter ließ, welchenHut sie beim Kirchgang trug und wann sieam Samstagabend mit der Straßenbahnzum Variété fuhr.Mittlerweile war Püppchen vierundachtzigund schaute, immer noch fein gekleidet,ab und zu aus der Ladentür. So mancheFalte zierte ihr Gesicht, und vom allmorgendlichenBrennen mit der Lockenscherewar ihr Haar dünn und spärlich geworden.Auch ins Variété zog es sie nicht mehr. Zuihrer Enkelin Marianne, ihrer einzigen Verwandten,hatte sie ein gestörtes Verhältnis.Kein Wunder, dass die beiden seit Jahrennichts mehr voneinander gehört hatten.Eines Morgens meldete sich bei MariannePüppchens Nachbar Felsenstein: „MitIhrer Großmutter stimmt etwas nicht. SeitBegegnungen 18gestern hat sie die Rollläden nicht hochgezogen.Das ist sehr ungewöhnlich. Vielleichtschauen Sie einmal bei ihr nach.“Marianne ahnte nicht Gutes und verabredeteein Treffen mit Herrn Felsenstein.Trotz mehrfachen Klingelns an PüppchensTür rührte sich nichts. Blieb nur eine Möglichkeit:eine Kletteraktion hinauf auf dieTerrasse. Alle Fenster waren geschlossenund durch die inneren Fensterläden verriegelt.Marianne spähte durch eine Ritzeund erschrak, als sie Püppchen am Bodenliegen sah. Es blieb nichts anderes übrig,als die Fensterscheibe einzuschlagen undden eisernen Riegel anzuheben.Püppchen lag da, ganz friedlich, die Handtascheam Arm, neben sich das brennendeHeizöfchen, das bereits einen schwarzenFleck ins Linoleum gebrannt hatte. Sie atmete,aber reagierte nicht.Herr Felsenstein öffnete die abgeschlosseneTür und lief hinüber in sein Haus, umnach einem Arzt zu rufen. Kurze Zeit späterbrachte ein Krankenwagen Püppchenins Krankenhaus.Da lag sie nun auf ihrem Bett, immernoch die Handtasche am Arm, als sieplötzlich zu sich kam und unruhig wurde:„Ich habe mein Schirmchen vergessen“,flüsterte sie. „Ihr müsst mir mein Schirmchenholen, schnell!“Die Krankenschwester gab Marianne einZeichen und winkte ab.Nur kurze Zeit später hatte sich Püppchenstill und leise ins Jenseitsbegeben. Ohne Schirmchenund Handtasche...Andrea Bernhards<strong>Senio</strong>reneinrichtungen und anderenBegegnungsstätten biete ich eine unterhaltsameStunde und lese für Sie aus meinen„Geschichten von Damals und Heute“ - Heiteresund Nachdenkliches - Umrahmt von Musik ausmeinem Schatzkästlein. Terminabsprache unterAndrea Bernhards, Tel.: 0241 - 920 4735Mail: andrea.bernhards@t-online.dewww.an-bernhards.de

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