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RentneR mieten per Internet - Senio Magazin

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Die Kinder derKriegskinderDie Kölner Journalistin Sabine Bodebeschäftigt sich seit Mitte der 1990erJahre mit dem Thema „Kriegskinder“.Im Zuge dessen ist sie auch auf dieGeschichten der „Kriegsenkel“ gestoßen,denen zuvor wenig Beachtunggeschenkt wurde. Ihre dabei gemachtenErfahrungen schildert sie in demBuch „Kriegsenkel. Die Erben dervergessenen Generation“.Warum ein Buch über Kriegsenkel? Wiepräsent ist denn heute – 68 Jahre nachKriegsende – der 2. Weltkrieg noch?Ich behaupte, präsenter denn je. Denn jelänger das Kriegsende zurückliegt, umsomehr beschäftigen sich die Leute mit derZeit davor. Zwar nicht so sehr mit der Frage,was damals geschah, denn das ist weitestgehendgeklärt, aber über die Auswirkungenauf die Menschen weiß man immernoch wenig. Bisher ist es eine Minderheit,die sich damit befasst, vor allem im Kontextmit der eigenen Familiengeschichte.Aber diese Minderheit wächst, und zwarziemlich schnell.Als mein Buch über die Kriegskinder „Dievergessene Generation“ als Taschenbucherschien, meldeten sich deren Kinder beimir, und zwar vehement. Sie sagten: ‚Wirhaben auch etwas erlebt. Nichts offensichtlichSchlimmes zwar, aber wir haben auchProbleme – vor allem Probleme mit unserenEltern.‘ Der erste Teil ihrer E-Mails lautetefast immer: ‚Vielen Dank, dass Sie mireinen Zugang zu meinen Eltern ermöglichthaben‘, und im zweiten Teil las ich: ‚Es istnicht leicht, Kind solcher Eltern zu sein.‘Bild: Uli RegenscheidtWer ist sie?Wir sprechen jetzt von denJahrgängen 1960 bis 1975, also vonMenschen, die heute zwischen Endedreißig und Anfang fünfzig sind......und die immer noch große Problememit ihren Eltern haben. Außerdem habenviele von ihnen mit einem verunsichertenLebensgefühl zu kämpfen, von demsie bisher nicht wussten, woher das kam.Und so war es für sie erleichternd zu erkennen,dass hier offenbar ein altersgruppenspezifischesProblem vorliegt.Und das alles hat etwasmit dem Krieg zu tun?Ja. Es beginnt bei den Eltern der Kriegsenkelund dem, was jenen widerfahrenist. Wir wissen heute aus der Entwicklungspsychologie,dass die ersten Erfahrungenim Leben die prägendsten sind.Zwar haben die Kriegskinder, die in denSabine Bode ist u.a. Autorinder Bücher „Die vergesseneGeneration. DieKriegskinder brechen ihrSchweigen“ und „Kriegsenkel.Die Erben der vergessenenGeneration“. WeitereInfos über Sabine Bodefinden Sie im <strong>Internet</strong> unterwww.sabine-bode-koeln.de.Menschen auf dem Weg in einen BerlinerLuftschutzkeller am 8. April 1944, Quelle:BundesarchivZusammenleben 321940er Jahren geboren wurden, kaum Erinnerungenan die Kriegsjahre. Von ihrenEltern haben sie oft gehört: ‚Du warst jaklein, hast immer nur in deinem Körbchengelegen, da hast du nicht viel mitbekommen.‘Aber natürlich haben dieseKinder etwas mitbekommen – auf einerganz subtilen Ebene. Den in den 1930erJahren Geborenen wurde gesagt: ‚Seifroh, dass du lebst, vergiss alles, schaunach vorn.‘ Daran haben sie sich gehaltenund das war auch die richtige Strategie.Denn es gab damals keine Hilfe fürtraumatisierte Kinder. Und es gab auchnur wenige unbelastete Eltern und Erwachsene,die diesen Kindern in irgendeinerForm hätten beistehen können. DieKriegskinder haben von ihren Eltern nachdem Krieg immer wieder gehört, dass allesin Ordnung sei. Das muss man auchverstehen. Wenn die schlimme Zeit vorbeiist, dann will man nicht mehr darandenken, dann freut man sich, wenn dieKinder gute Schulnoten heimbringenund alles scheinbar gut ist.Die Kriegskinder mussten also allesmit sich selbst ausmachen, was fürKinder und Jugendliche nur schwermöglich ist, und das hat sicher Spurenin deren Seele hinterlassen. Dochinwiefern haben sich deren seelischeVerletzungen und Traumata auf ihreKinder ausgewirkt bzw. übertragen?Darüber habe ich lange nachgedacht. DieAntwort liegt in der Bindungsforschung,die aus der Psychoanalyse entstandenist. Eltern, die sich von traumatischen Erlebnissennicht erholt haben – das ist beiTraumata in der Kindheit häufig der Fall–, können ihren Kindern nicht die Stabilitätgeben, die diese brauchen. Das Allertypischstefür solche Eltern ist, dass sieein Kind nicht beruhigen können. Ein unbelasteterVater oder eine unbelasteteMutter nimmt ein Kind, das schreit, aufden Arm und hält es – selbst wenn eslange schreit –, bis es ruhig ist. So entstehtVertrauen ins Leben. Belastete Elternkönnen das nicht, denn das Schreiendes Säuglings weckt ihre eigene Hilflosigkeit,die sie ja eigentlich gut weggepacktzu haben glaubten. Sie halten dasSchreien nicht aus und unterbrechenden Kontakt. Das klingt jetzt erst malnicht so schlimm, denn sie tun ja ihren

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