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Lesungen der deutschen + brasiLianischen autoren ...

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[Fernando Galuppo]Friedenreich,eine brasilianische Seele mit deutschem Blut[Gustavo Bernardo]Garrincha und <strong>der</strong> TorwartSO | 13.10.2013 | 11H30 [ Ausgetanzt [o<strong>der</strong>] Vom Fallen in die Tiefen des Raumes ]Die Furcht, die César den gegnerischen Mannschafteneinflößte, war so groß, dass man ihm drohte, ihn in <strong>der</strong>Schlusswoche <strong>der</strong> Landesmeisterschaft von São Paulo1972 zu entführen.Im selben Jahr beleidigte er den Schiedsrichter Renatode Oliveira Braga schwer und wurde deswegen für neunMonate von allen Spielen suspendiert.Im Jahr 1974 wurde César zur Weltmeisterschaft inDeutschland in die Nationalmannschaft berufen, bliebaber die ganze Zeit auf <strong>der</strong> Bank sitzen, als Reserve. Imdarauffolgenden Jahr wurde er an Corinthians verkauft,er blieb aber nur für kurze Zeit dort im Park São Jorgeund ging dann nach Santos.1979 kehrte César zurück nach Rio de Janeiro und spieltedort zwei Spielzeiten lang für Fluminense, wo er zu guterLetzt auch seine Fußballschuhe an den Nagel hing.Als er bei Palmeiras spielte, gewann César Maluco dreiLandesmeisterschaften von São Paulo (1966, 1972 und1974), vier nationale Meisterschaften (1967, 1969, 1972und 1973), zwei Ramón de Carranza-Pokale (1969 und1974) und verschiedene an<strong>der</strong>e Titel.Als Trainer versuchte César Maluco sich in verschiedenenkleineren Teams im Innern von Bahia, Goiás, Minas undSão Paulo. Weiterhin übernahm er die Leitung <strong>der</strong> Juniorteamsvon Palmeiras, bevor er sich als Pai-de-Santo, alsoals Umbanda-Priester und in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Politik versuchte,wo er 1988 und 2000 in <strong>der</strong> Stadt São Paulo fürden Stadtrat kandidierte.Das Fußballspiel wurde vom Englän<strong>der</strong> Charles Millergegen Ende des XIX. Jahrhun<strong>der</strong>ts in Brasilien eingeführt.Es war aber ein Kind deutscher Eltern, ein Mulatte athletischenund eleganten Aussehens, <strong>der</strong> alle Aufmerksamkeitauf sich zog und die verzauberte, die in den, in seinenAnfängen befindlichen, britischen Sport vernarrt waren.Arthur Friedenreich war das erste Idol <strong>der</strong> breiten Masse.Der erste Star einer Konstellation von Künstlern, die denbrasilianischen Stil Fußball zu spielen, definierten.Seine spektakuläre Karriere begann in den romantischenZeiten des sogenannten Amateurfußballs und erstrecktesich bis hin ins Zeitalter des Profitums. Legenden undMythen ranken sich um seinen Werdegang. Jahrzehntehindurch glaubte man beispielsweise, dass er mehr Toreals Pelé geschossen hätte. So weit ist es dann aber dochnicht gekommen, wie die Werke aufzeigen, die Frieds Karriereanalysieren. Es ist ein Detail, das seine siegreicheLaufbahn mitnichten kleiner macht. Es ist ein Mythos, von<strong>der</strong>selben Reichweite und demselben repräsentativenCharakter, wie <strong>der</strong> des großen Königs des Weltfußballs;mit einem Torriecher, <strong>der</strong> genauso fein war wie <strong>der</strong> Pelés.Fried bereitete den Weg, damit an<strong>der</strong>e Ballgenies denihren gehen konnten.Der Meister des brasilianischen Journalismus, ArmandoNogueira, beschrieb ihn mit folgendem Satz: „ArthurFriedenreich spielte Fußball mit dem Herzen im Fuß. Erwar es, <strong>der</strong> dem brasilianischen Fußball den Weg zumTor wies“. Im Jahre 1925 nahm er an einer Exkursion mitseinem Verein, dem Clube Atletico Paulistano, nach Europateil. Es war das erste Mal, dass sich eine brasilianischeMannschaft auf dem alten Kontinent präsentierte.Arthur Friedenreich war <strong>der</strong> Star des Ensembles. In denfolgenden Galavorstellungen lernte ihn die Welt kennen.Um genau zu sein, den brasilianischen Fußball. Das emblematischsteSpiel dieser Reise, mit dem größten Echoin <strong>der</strong> Presse, war zweifelsohne <strong>der</strong> haushohe Sieg mit7 zu 2 Toren im Auftaktspiel gegen die französische Nationalmannschaft.Fried erzielte dabei drei Tore. Und dieZeitungen lobten die Leistung des jungen Angriffsspielersin den höchsten Tönen: brillant, außergewöhnlich, phantasievoll,mutig.Im Rang eines Feldwebels führte er das Regiment zu einemheroischen Sieg und wurde, aufgrund seiner Tapferkeit,von <strong>der</strong> Revolutionsarmee zum Leutnant beför<strong>der</strong>t.Es waren 26 Tage mühevollen Kampfes. Nachrichten erschienenin den Zeitungen und im Radio, von seinem angeblichenTod, die allgemeine Erschütterung auslösten. Eswaren aber nur Gerüchte.Er wurde im Triumphzug, zusammen mit an<strong>der</strong>en Soldaten,durch die Straßen São Paulos getragen und war indirekter Weise für die Eroberung von Bürgerrechten undFreiheitsidealen verantwortlich, genau so, wie sein Großvater,Karl Wilhelm Friedenreich, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Revolutionvon 1848 auf die Straße ging, um das Schwarz-Rot-Gold<strong>der</strong> Fahne <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Revolutionäre im sogenannten„Völkerfrühling“ zu verteidigen. Der hätte es sich wohl nieträumen lassen, dass sein Enkel eines Tages in Südamerikaein Unsterblicher des Fußballs sein würde. Der Erste ineiner langen Reihe von Genies, die das Land des Fußballshervorbrachte. Mit einer brasilianischen Seele und deutschemBlut! Es lebe Arthur Friedenreich!Bei seiner Geburt, sagte ein krummer Engel zum Dichter:Gehe, Carlos, sei „gauche“ im Leben.Als ich geboren wurde, segnete mich, ohne es zu wollen,ein Engel mit krummen Beinen, als würde er sagen wollen:Junge du wirst ein Dichter werden.Als er älter wurde, schrieb <strong>der</strong> Dichter namens Carlostatsächlich seine ironischen Verse von <strong>der</strong> linken Seiteseiner Brust, immer darum besorgt, we<strong>der</strong> dies noch daszu sein.Als ich älter wurde, wollte ich alles, nur kein Dichter sein:entwe<strong>der</strong> ein Zeichner o<strong>der</strong> vielleicht ein Illusionist.Ich konnte aber nur das Gesicht von einem bestimmtenMädchen zeichnen, wenn ich auf die Bühne kletterte, umdas Schreiben zu vergessen und mich an Zaubertricksversuchte, die nie funktionierten.Als ich dann noch ein wenig älter wurde, da wollte ich immernoch alles an<strong>der</strong>e sein, außer Dichter: ein Ingenieur,wie mein Vater, weise wie mein Großvater o<strong>der</strong> sogar einFußballspieler, wie <strong>der</strong> Engel mit den krummen Beinen,<strong>der</strong> mich, ohne es zu wissen, gesegnet hatte.Ich bin aber nie gut in Mathematik gewesen, war nieruhig wie ein Weiser und wusste auch nicht einen Ball indie Ecke zu beför<strong>der</strong>n, in <strong>der</strong> die Eule schläft.Aber, <strong>der</strong> Ball.Der Ball hat mich fasziniert. Und plötzlich war alles, wasich im Leben wollte, Ball zu spielen, einfach nur deswegen,weil <strong>der</strong> Ball rund war und mein Leben quadratisch.Also, wenn ich Ball spielte, würde wohl auch mein Lebenrund laufen, nicht wahr?Aber, die bösen Jungs. Die bösen Jungs haben mich immerzuletzt ausgewählt und dann haben sie mich unterdas Rechteck eines Tores gestellt, wo meine Aufgabe darinbestand zu verhin<strong>der</strong>n, dass <strong>der</strong> Ball sein rundes Zielerreichte.Ich stand im Tor, weil ich dem Ball nahe sein wollte, vergossaber in Strömen die Tränen des an<strong>der</strong>en Engels, despornografischen. So wurde mein Leben noch mehr quadratischund noch krummer.Ich war ein guter Torwart, ich kämpfte immer gegen denintimen Wunsch des Balles an, den ich so sehr liebte. Wieje<strong>der</strong> gute Torwart war ich ein trauriger Mensch, <strong>der</strong> von<strong>der</strong> Traurigkeit jenes krummen Engels träumte, <strong>der</strong> mich,ohne es zu wissen, bei meiner Geburt gesegnet hatte. DieTraurigkeit des krummen Engels wie<strong>der</strong>um, die brachtemich dazu, Verse zu schreiben und sie in meinen Glossenund Romanen zu verstecken.Ein Held auf dem Spielfeld, wurde er gleichfalls zumKriegshelden. 1932 rückte er in die Schützengräben <strong>der</strong>Verfassungsrevolution von São Paulo ein, in <strong>der</strong> die Bevölkerungzu den Waffen griff, um für das Recht auf einefreie Wahl ihrer Volksvertreter und gegen das vorherrschende,damals totalitäre Regime zu kämpfen. In seinerEinheit dienten 1400 Soldaten. Er nahm an einem GefechtUnd so wurde ich ein Dichter, wobei nur ich und meinmit den Regierungstruppen teil.Engel mit den krummen Beinen davon wissen.28 29SO | 13.10.2013 | 11H30 [ Ausgetanzt [o<strong>der</strong>] Vom Fallen in die Tiefen des Raumes ]

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