9. Öffentlichkeitsarbeit – Information und Einbeziehung <strong>de</strong>r Bevölkerung9.1 AnfangsphaseWenn nach Prüfung <strong>de</strong>r wesentlichen Rahmenbedingungendie grundsätzliche Machbarkeit einer extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>bestätigt ist, muss eine umfassen<strong>de</strong> undfachlich fundierte Information <strong>de</strong>r lokalen Bevölkerungerfolgen. Insbeson<strong>de</strong>re auf ehemaligen militärischenÜbungsflächen sollte die Öffentlichkeitsarbeit darauf ausgerichtetsein, zu vermitteln, dass es durch die geplantenMaßnahmen nicht zu einer weiteren Einschränkung <strong>de</strong>rBetretbarkeit bzw. Erlebbarkeit <strong>de</strong>s Gebietes kommt. Essollten <strong>de</strong>shalb die Grün<strong>de</strong> nachvollziehbar erläutert wer<strong>de</strong>n,warum ein entsprechen<strong>de</strong>s Projekt in Erwägung gezogenwird. Ebenso können die positiven Aspekte für dieRegion herausarbeitet wer<strong>de</strong>n. So kann sich aus <strong>de</strong>r extensivenWei<strong>de</strong> ein attraktives Ziel für Naherholung o<strong>de</strong>rNaturerleben entwickeln, sofern dies mit <strong>de</strong>r Munitionsbelastungkonform geht. Auch die Möglichkeit zum Kauf vonhochwertigen Produkten aus <strong>de</strong>r Landschaftspflege (z.B.Fleisch- und Wurstwaren, Honig) kann dargestellt wer<strong>de</strong>n.Um Konflikte zu reduzieren, ist zu recherchieren, in welchemUmfang sich die Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>, einschließlichergänzen<strong>de</strong>r Maßnahmen, auf bereits im Gebiet stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>o<strong>de</strong>r tradierte (auch nicht legale) Nutzungen auswirkenkönnte. Ein offensichtliches Beispiel sind notwendigeZäunungen, die Wegeverbindungen unterbrechen.Des Weiteren können jagdliche Interessen o<strong>de</strong>r Interessenvon Eigentümern angrenzen<strong>de</strong>r Flächen durch die neuenNutzungsformen beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n.Unmittelbar nach Einrichtung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche bietet eineerste geführte Exkursion in das Projektgebiet die Gelegenheit,dass insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Bewirtschafter Fragen <strong>de</strong>rBevölkerung zum Her<strong>de</strong>nmanagement beantwortet undweitere Informationen zu <strong>de</strong>n Tieren gibt. Die erste Projektphasesollte auch genutzt wer<strong>de</strong>n, tragfähige Kontakte zurlokalen Presse aufzubauen, um die Grundlage für einesachliche Berichterstattung zu legen.9.2 Projektbegleiten<strong>de</strong> ÖffentlichkeitsarbeitWährend <strong>de</strong>r Projektlaufzeit sollte <strong>de</strong>r Kontakt zu <strong>de</strong>n Bürgerinnenund Bürgern gehalten wer<strong>de</strong>n. Dazu kann inregelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n über Neuigkeiten, wie z. B.Geburt von Fohlen o<strong>de</strong>r Kälbern, Erweiterung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächeo<strong>de</strong>r auch die Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n Maßnahmenmittels Exkursionen o<strong>de</strong>r Zeitungsberichten informiertwer<strong>de</strong>n.Sofern ersteinrichten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong> Maßnahmengeplant sind, die sowohl <strong>de</strong>n Einsatz von Technik auf Flächenerfor<strong>de</strong>rn, die für die Bevölkerung wegen <strong>de</strong>r Munitionsbelastungnicht zugänglich sind, o<strong>de</strong>r die größereAuswirkungen auf das Landschaftsbild haben, wie z.B. Entbuschung,können die Informationsveranstaltungen imVorfeld genutzt wer<strong>de</strong>n, um diese Maßnahmen zu erklärenund <strong>de</strong>n Bezug zu <strong>de</strong>n übergeordneten Entwicklungs -zielen herzustellen.Häufig leben in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Projektgebietes engagierteBürgerinnen o<strong>de</strong>r Bürger, die z.B. ehrenamtlich alsNatur- o<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rführer, als Naturschutzhelfer o<strong>de</strong>r auchin <strong>de</strong>r Kommunalpolitik aktiv sind. Hier fin<strong>de</strong>t sich schnellein Anknüpfungspunkt, um die regionalen Gruppen bei<strong>de</strong>r Durchführung von eigenen Exkursionen in das Gebietzu unterstützen o<strong>de</strong>r um Informationsangebote gemeinsamzu gestalten. Ebenso können über diese Personenauch konkrete Informationen weitergeleitet wer<strong>de</strong>n.Alle Angebote für Umweltbildung, Naturerfahrung o<strong>de</strong>rallgemeine Öffentlichkeitsarbeit müssen natürlich immerunter <strong>de</strong>r Berücksichtigung <strong>de</strong>r Munitionsbelastung konzipiertwer<strong>de</strong>n.44
Öffentlichkeitsarbeit – Information und Einbeziehung <strong>de</strong>r Bevölkerung9.3 Umweltbildung / NaturerfahrungDa Robustrassen häufig „Sympathieträger“ in <strong>de</strong>r Landschaftsind und von <strong>de</strong>r Bevölkerung eher zur Offenhaltungvon naturschutzfachlich relevanten Lebensraumtypenakzeptiert wer<strong>de</strong>n, als z.B. Entbuschung o<strong>de</strong>r Brand, eignensich Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n in beson<strong>de</strong>rer Weise, umunterschiedliche Zielgruppen an die Notwendigkeit o<strong>de</strong>rdie Zielstellungen in munitionsbelasteten Natura 2000-Gebieten o<strong>de</strong>r Nationalen Naturerbeflächen heranzuführen(KONOLD et al. 2004).Um <strong>de</strong>n interessierten Personen einen Zugang zu <strong>de</strong>mGebiet zu ermöglichen, können gemeinsam mit <strong>de</strong>nzuständigen Behör<strong>de</strong>n Wegeverbindungen abgestimmtund festgelegt wer<strong>de</strong>n. Damit soll einerseits eine Erlebbarkeit<strong>de</strong>r Landschaft, <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere o<strong>de</strong>r auch beson<strong>de</strong>renPflanzen und Tieren ermöglicht wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits müssendiese Wegeverbindungen so gewählt wer<strong>de</strong>n, dasssensible Bereiche ungestört bleiben. Sofern eine grundsätzlicheAkzeptanz <strong>de</strong>r Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> gegebenist, können auch Wei<strong>de</strong>zäune <strong>de</strong>r Besucherlenkung dienen.Um <strong>de</strong>n Aufwand für Zaunbau und -instandhaltung zureduzieren, ist auch zu prüfen, ob die Möglichkeit besteht,Teilstrecken unmittelbar über die Wei<strong>de</strong> verlaufen zu lassen.Da in <strong>de</strong>r Regel auch die Wege als Munitionsverdachts -flächen eingestuft sind, kann geprüft wer<strong>de</strong>n, ob die ab -gestimmten Wegeverbindungen sondiert und beräumtwer<strong>de</strong>n können. Diese Wege können anschließend für dieÖffentlichkeit als Wan<strong>de</strong>rwege freigegeben wer<strong>de</strong>n.Erfahrungsaustausch – Vor Ort und auf TagungenVermittlung von Artenkenntnis und ökologischen Zusammenhängenauf geführten Wan<strong>de</strong>rungen45