Zielstellung und Aufbau <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns1. Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nswäl<strong>de</strong>rn. Diese zusammenhängen<strong>de</strong>n Magerrasen-<strong>Hei<strong>de</strong></strong>-Komplexe zählen heute zu <strong>de</strong>n größten in Sachsen-Anhalt(ÖKOPLAN 1995). Des Weiteren weist das Gebiet infolge <strong>de</strong>rkleinräumigen Verzahnung verschie<strong>de</strong>ner geologischerVerhältnisse (Abb. S. 8), <strong>de</strong>r großräumigen Pufferzonen zuangrenzen<strong>de</strong>n, intensiver genutzten Gebieten, aber auchals Folge unterschiedlicher Nutzungsintensitäten <strong>de</strong>s militärischenÜbungsbetriebes eine hohe Arten- und Lebensraumvielfalt<strong>de</strong>r (Halb)Offenlandschaften auf und zählt zu<strong>de</strong>n biotop- und artenreich sten Gebieten in Sachsen-Anhalt. Große Bereiche <strong>de</strong>s ehemaligen Truppenübungsplatzeswur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb 1998 als Naturschutzgebiet undspäter mit leicht abweichen<strong>de</strong>n Außengrenzen als Natura2000-Gebiet „Mittlere <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>“ ausgewiesen.Darüber hinaus ist das Gebiet Bestandteil <strong>de</strong>s Biosphärenreservates„Mittelelbe“.Auf Grund <strong>de</strong>r Munitionsbelastung konnten auch in <strong>de</strong>r<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> kaum gezielte Maßnahmen zurOffenhaltung umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Infolge<strong>de</strong>ssen wiesen2007, 15 Jahre nach Aufgabe <strong>de</strong>r militärischen Nutzung,zwar alle FFH-Lebensraumtypen noch durch ein vollständigesbzw. weitgehend vollständiges lebensraumtypischesArteninventar auf, die jeweiligen Habitatstruk turen warenjedoch überwiegend nur schlecht ausgeprägt. Die Strukturarmutin <strong>de</strong>n <strong>Hei<strong>de</strong></strong>bestän<strong>de</strong>n war v. a. auf die Dominanzvon überalterter Besenhei<strong>de</strong> zurückzuführen.Vor diesem Hintergrund wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m Zeitraum von 2008bis 2012 in einem von <strong>de</strong>r DBU geför<strong>de</strong>rten Mo<strong>de</strong>llprojekt 1eine extensive Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> mit Robustrin<strong>de</strong>rnund -pfer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> eingerichtet.Auf diese Weise sollten die für Offenlandlebensraumtypenentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n dynamischen Prozesse wie<strong>de</strong>r initiiert unddas räumliche Nebeneinan<strong>de</strong>r sowie das zeitliche Nach -einan<strong>de</strong>r von Pionierstadien und Vegetationseinheiten <strong>de</strong>rspäteren Sukzessionsstadien geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.Übersicht – Lage <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> im Biosphärenreservat „Mittelelbe“1Entwicklung von kosteneffizienten Strategien zum Erhalt undzur Entwicklung von FFH-Offenlandlebensräumen auf großenFlächen. – Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung von Pflegestrategienfür das Mo<strong>de</strong>llgebiet „<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>“4
Zielstellung und Aufbau <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nsAllerdings lagen zu Projektbeginn nur wenige Erfahrungenzum Management von sandgeprägten FFH-Offenland -lebensraumtypen mit Megaherbivoren im subkontinentalenRaum vor. Da die <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> mit einerGröße von 2.114 ha als eine von 33 Nationalen Naturerbeflächenin das Eigentum <strong>de</strong>r DBU Naturerbe GmbH übernommenwur<strong>de</strong> (WAHMHOFF 2010), waren hier optimaleVoraussetzungen gegeben, um verschie<strong>de</strong>ne kosteneffizienteVerfahren zur Offenhaltung von FFH-Lebensraumtypenzu erproben, zu analysieren und zu optimieren.Infolge <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llcharakters wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>ren Wert aufdie wissenschaftliche Begleitung <strong>de</strong>s Projektes sowie <strong>de</strong>rKonzeption und Umsetzung einer umfassen<strong>de</strong>n naturschutzfachlichenErfolgskontrolle gelegt.Da mit <strong>de</strong>m Praxishandbuch von BUNZEL-DRÜKE et al. (2008)eine ausführliche Erläuterung von Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>nvorliegt, wer<strong>de</strong>n mit diesem Leitfa<strong>de</strong>n, ausgehend von <strong>de</strong>nErgebnissen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprojektes, praxisnahe Hinweisezur Einrichtung und langfristigen Sicherung von HalboffenenWei<strong>de</strong>landschaften in großflächigen, sandgeprägtenNatura 2000-Gebieten gegeben, die in <strong>de</strong>r Vergangenheitmilitärisch genutzt wur<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>mzufolge als Munitionsverdachtsflächeneinzuordnen sind. Des Weiteren wer<strong>de</strong>n,in Hinblick auf die Gewährleistung eines günstigen Erhaltungszustan<strong>de</strong>svon FFH-Lebensraumtypen sowie Arten<strong>de</strong>r FFH-Anhangslisten bzw. EU-Vogelschutzrichtlinie,konkrete Vorschläge zur Durchführung von einmaligenersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmen sowie das Wei<strong>de</strong>regimeergänzen<strong>de</strong>, flächenspezifisch begrün<strong>de</strong>te Maßnahmenhergeleitet, um das naturschutzfachliche Potenzial bestmöglichzu nutzen.In <strong>de</strong>n einzelnen Kapiteln wer<strong>de</strong>n die folgen<strong>de</strong>n Fragenbehan<strong>de</strong>lt:1. Welche Grundlagen und Informationen müssen im Vorfeldrecherchiert und analysiert wer<strong>de</strong>n?2. Wie können Ziele für ein großflächiges Offenlandma -nagement in sandgeprägten Natura 2000-Gebieten imsubkontinentalen Raum systematisch abgeleitet undkonkretisiert wer<strong>de</strong>n?3. Wie können aus diesen Zielsetzungen konkrete Vorgabenfür die Einrichtung von Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n aufmunitionsbelasteten Flächen abgeleitet wer<strong>de</strong>n?4. Was ist bei <strong>de</strong>r Einrichtung und <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächezu berücksichtigen?5. Wie kann eine wirtschaftliche Tragfähigkeit <strong>de</strong>r Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>langfristig abgesichert wer<strong>de</strong>n?6. Welche weiteren ersteinrichten<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong>nMaßnahmen können in Hinblick auf die angestrebtenManagementziele in Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n? Wasist in diesem Fall insbeson<strong>de</strong>re bei munitionsbelastetenFlächen zu berücksichtigen?7. Wie kann eine wissenschaftliche Begleitung und naturschutzfachlicheErfolgskontrolle <strong>de</strong>r Managementmaßnahmenetabliert und langfristig abgesichert wer<strong>de</strong>n?8. Wie können die Zielstellungen und Managementmaßnahmenin munitionsbelasteten Natura 2000-Gebietenin <strong>de</strong>r lokalen und regionalen Öffentlichkeit kommuniziertwer<strong>de</strong>n?In je<strong>de</strong>m Kapitel wer<strong>de</strong>n die grundlegen<strong>de</strong>n Problemeerläutert und es wird <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>gewählte Lösungsweg vorgestellt. Abschließend wer<strong>de</strong>nkonkrete Hinweise auf „Fallstricke“ gegeben, die evtl. imProjektverlauf auftreten, die jedoch, wenn sie rechtzeitigerkannt wer<strong>de</strong>n, vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können bzw. vorausschauen<strong>de</strong>sHan<strong>de</strong>ln ermöglichen.Etappen zur Etablierung einer Halboffenen Wei<strong>de</strong>landschaftauf ehemaligen militärischen ÜbungsflächenKooperation mit allen Akteuren, umfassen<strong>de</strong> ÖffentlichkeitsarbeitAkteursanalyseGrundlagenrechercheAbgestimmtes LeitbildAbleitung DefiziteAbleitung und Konkretisierung von ManagementzielenAuswirkungen inSandökosystemenEntscheidung BasismanagementGanzjahresstandwei<strong>de</strong> mit Megaherbivoren / MischbeweidungWei<strong>de</strong>betriebWei<strong>de</strong>einrichtung,Tierbesatz,Her<strong>de</strong>nmanagementEventuell ergänzen<strong>de</strong>MaßnahmenEntbuschung, <strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahdmit Abtransport, Lenkungüber LecksteineAuswertung vorhan<strong>de</strong>ner Informationen,eigene Erfassungen und KartierungenCharakterisierung ökologischer ProzesseAbschätzung <strong>de</strong>rErfolgsaussichtenBetriebswirtschaftliche Absicherung<strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>betriebsVerän<strong>de</strong>rungsanalyseLandschaft, Lebensraum -typen, Pflanzen- undTierarten, weiterewei<strong>de</strong>spezifischeParameterMethodikVorher-Nachher-AnalyseMit-Ohne-VergleichSoll-Ist-Vergleich5