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Annabach Vom Kanal zum Biotop Der Annabach – ein Gewässer mit Geschichte Urlaub in Frankreich. Auf einer Brücke mitten in der Kleinstadt sitzen Angler an einem Bach. Die Passanten bleiben stehen, plaudern, fragen nach dem Fang. Fragen nach der Wasserqualität. Schnitt. Fliegenfi scher in Bruchsal am Zusammenfl uss Annabach-Saalbach. Ihnen gegenüber an einem Haus ein Transparent: »Tierquäler«. So geschehen im Frühjahr 2009. Text und Bilder: Hartmut Schönherr 56 WILLI 2009 Bruchsaler Forellen Was viele Bruchsaler nicht wissen: Die Fliegenfi scher vom »Sportfi scher-Verein 1951 Bruchsal« kümmern sich nicht nur um ihren Fang – sondern auch um Wohl und Weh des Annabachs. Und die von vielen Passanten bewunderten Forellen beim Gasthof »Engel« sind vom Verein eingesetzt oder Nachkommen eingesetzter Tiere. Dabei werden Fische aus einer der ältesten Forellenzuchtanlagen in Baden- Württemberg verwendet, dem Betrieb von Josef Hönig. Und dessen Bachforellen sind an hiesigen Bedingungen angepasst. Nun lässt sich über den Sinn von Forellen in den Bruchsaler Hausbächen streiten. Das sind keineswegs klassische Forellengewässer. Allerdings sind sie auch von ihrer ursprünglichen Charakteristik als mäandernde Lössbäche weit entfernt. Ansiedlungen, Begradigungen und Schleusen haben Saalbach und den kurzen Seitenarm Annabach verändert. Und an manchen Tagen ist der Zufl uss aus der Kläranlage Heidelsheim höher als die eigene Wasserführung. Vitales Gewässer Gemessen an den Eingriff en und Belastungen sei der Bach erstaunlich vital, wie Leif Poetzsch vom Bruchsaler Bau- und Vermessungsamt mitteilt. »Die Struktur scheint auch einen stabilen Forellenbestand herzugeben.« An der Annabach kann der Eisvogel beobachtet werden und im weiteren Saalbachbereich haben sich Wasseramseln angesiedelt. Wer am Holzmarkt die Stufen zum Saalbach hinuntersteigt, wird allerdings begrüßt mit dem Muff geruch klärtechnologisch vergangener Epochen. Dabei hat sich die Wasserqualität in den vergangenen Jahren erheblich verbessert, berichtet Gewässer- Hier trennt sich der Annabach vom Saalbach
wart Willi Wurz vom Sportfi scherverein. Seit dem Umbau der Kläranlage bei Heidelsheim 2005 bis 2007 sei die Gewässergüte von den Kategorien 3-4 auf 2-3 gestiegen. Angenehm störende Steine Besonders übel dran war der Annabach. Einst ein eigenständiger Bach, der durch die quellenreichen Badgärten im Norden um das Stadtzentrum fl oss, wurde er schon im 19. Jahrhundert zum Kanal degradiert. Ende des 20. Jahrhunderts war er eine triste Rinne, verschlammt, muffi g. Dann brachte eine Ausgleichsmaßnahme der Stadt den Umschwung, woran die Sportfi scher maßgeblich beteiligt waren. Im Dezember 2006 wurde an der Annabach-Abzweigung bei der Augartenstraße mit Steinaufschüttungen eine Fischpassage zwischen Annabach und Saalbach gebaut, der Zufl uss zum Annabach erhöht und für kräftige Wasserverwirbelungen gesorgt, die Sauerstoff in den Bach bringen. Eine ähnliche Funktion erfüllen die im März 2007 von den Helfern des Fischervereins eingebrachten Stör- oder Wirbelsteine im Bachlauf, die auch gerne von den Enten als Rastplätze angenommen werden. An diesen Steinen verfangen sich Zweige, abgerissene Pfl anzenteile, Laub. Was einerseits gut ist und kleine Vegetationsinseln im Bach schaff t – andererseits aber allerlei Unrat festhält, den achtlose Zeitgenossen in den Bach oder ans Ufer schmeißen. Abfall Und der fällt den Benutzern des Promenadenweges in die Augen. So etwa Heinz Richrath, der auf Gängen von seiner Wohnung in der Klostergasse in die Stadt häufi g diesen Weg benutzt. Als dort noch die Stadtgärtnerei lag, hat er das gerne getan. Heute fühlt er sich oft belästigt. «Immer mehr Dreck bleibt da liegen.« Auch überquellende Papierkörbe sind ihm ein Ärgernis. Dass die Steine dem Bach gut tun, weiß Richrath. »Aber die Stadt sollte da doch mal öfter sauber machen.« Zuständig für die »Hege und Pfl ege« des Gewässers ist allerdings der Sportfi scher-Verein, wie Leif Poetzsch von der Stadt mitteilt. Und der Verein kümmere sich sehr gut um das Gewässer, versichert er. Der von Richrath beklagte Unrat Dank Störsteinen fi nden Enten ein paradiesisches Plätzchen So hat es noch vor kurzem am Annabach ausgesehen kommt auch von braven Hausgärtnerinnen und -gärtnern. Mähgut vom Rasen, Baumschnitt, Laub - »manche Anlieger entsorgen das wie früher«, klagt Gewässerwart Wutz. Und »wie früher«, das heißt: Rein in den Bach oder ans Bachufer, wo es vom nächsten Regen runtergespült wird. Biomasse kontra Sauerstoff Das hat Konsequenzen. Zum Beispiel eine permanente Überdüngung von Bachufer und Bach selbst. Denn Biomasse, das weiß inzwischen jedes Kind, ist Kraftstoff pur. Der Kraftstoff füttert üppige Brennesselbestände am Ufer und den Krautwuchs im Bach. Und er verzehrt Sauerstoff , der dann den Lebewesen im Bach fehlt. Allerdings kann nicht nach jedem Regenereignis gleich ein Säuberungstrupp losziehen, »das ist ja alles ehrenamtliche Arbeit«, erläutert Willi Wurz. Und dabei muss auch auf die Bachökologie geachtet werden. Nicht jederzeit sollte im Bach herumgeräumt werden, Laichzeiten sind zu beachten, das Liebesleben der Enten und die Entwicklung von Vegetationsinseln. Und so sieht es heute aus Ohne Widerhaken Im vergangenen Jahr seien die sechs Fliegenfi scher im Verein etwa 15-mal am Annabach im Einsatz gewesen. »Und da freuen die sich natürlich nicht über Beschimpfungen als Tierquäler.« Zumal Fliegenfi scher ja ohne Widerhaken fi schen und ihre Fänge meist unversehrt zurücksetzen. Anders als der Kormoran, der viele verletzte Fische bei seinen Beutezügen zurücklässt. Nur ältere Exemplare, die den Bach leerräubern könnten, werden von den Anglern mit der eleganten Wurftechnik entnommen. Gerade mal 550 Meter misst der Annabach. Doch die sind allemal einen ausgiebigen Bummel wert, zumal der Promenadenweg zwischen Holzmarkt und Augartenstraße auch vieles über die Geschichte Bruchsals verrät. Noch im 17. Jahrhundert befand sich im Bereich des heutigen »Saalbachhafens« ein Fischmarkt - nicht von Kühltransportern bedient, sondern aus eigenen Gewässern. Und wer möchte, der kann zum Jahresende im Angelbach, wie der Annabach früher hieß, die Forellen beim Laichspiel beobachten. Hier fl ießt der Saalbach in den Annabach, wenn man genauer schaut! WILLI 2009 57
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