Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Teterower</strong> <strong>Zeitung</strong> - 22 - Nr. 7 - 3. August 2015<br />
41 Schüler aus Kunszentmárton besuchten auch<br />
in diesem Jahr unsere Stadt<br />
Bereits seit vielen Jahren besuchen Mädchen und Jungen aus unserer<br />
ungarischen Partnerstadt Kunszentmárton Teterow. Im Gegenzug<br />
fahren die <strong>Teterower</strong> Schalmeien in den Sommerferien<br />
nach Ungarn.<br />
Traditionell ist es auch, dass die jungen Ungarn an einem Vormittag<br />
durch Bürgermeister Dr. Reinhard Dettmann im Saal des Rathauses<br />
empfangen werden, wo Herr Dr. Dettmann sie mit der<br />
Stadt und ihren Einwohnern, der historischen Entwicklung Teterows<br />
und der Wirtschaft bekannt macht.<br />
Für die jungen Besucher wurde im Vorfeld ein umfangreiches Programm<br />
vorbereitet, in dem auch Sport und Spiel nicht zu kurz<br />
kamen. Weiterhin besuchten die Schüler den Natur- und Umweltpark<br />
Güstrow, den Vogelpark Marlow und spazierten in Warnemünde<br />
an der Ostsee entlang.<br />
Bürgermeister Dr. Dettmann erklärt die Entstehung unseres Wappens<br />
die 41 Schüler und Schülerinnen lauschen gespannt denAusführungen<br />
„Schwestern“ seit 20 Jahren:<br />
Teterow und Kunszentmárton<br />
Am 13. November 1993 haben Bürgermeister Reinhard Dettmann und<br />
László Réz, der damalige Vorsteher der ungarischen Gemeinde Kunszentmárton,<br />
im Festsaal des Kunszentmártoner Rathauses eine Deklaration<br />
über die Aufnahme von Städtepartnerschaft der beiden Städte unterschrieben.<br />
Dieses Ereignis hat den Anfang einer seit mehr als 20 Jahren<br />
existierenden und sich formenden Kooperation zwischen zwei Kleinstädten,<br />
die voneinander sowohl im geographischen als auch im kulturellen<br />
Sinne weit entfernt liegen, bedeutet.<br />
Aus der Städtepartnerschaft, aus dieser heutzutage so populären Kooperationsform,<br />
gelang es sowohl Teterow als auch Kunszentmárton, im<br />
Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnten gegenseitig, in mehreren Bereichen<br />
des Lebens zu profitieren, jedoch haben diese Vorteile meistens<br />
einen engeren Kreis der Einwohner betroffen. Die meisten Bürger kennen<br />
wahrscheinlich einen Bereich der Partnerschaft, der aber auch der wohl<br />
erfolgreichste und dauerhafteste Teil der Zusammenarbeit ist: es handelt<br />
sich um den Sommerschüleraustausch, dessen Geschichte noch vor der<br />
Unterschrift des Partnerschaftsvertrags begonnen hat, und von dem man<br />
ohne zu übertreiben behaupten darf, dass es mittlerweile eine richtige<br />
Institution wurde.<br />
Im Laufe der Jahre bedeuteten die Wochen des Austausches für viele<br />
Kinder die erste von der Familie weit entfernte Zeit des ersten Grenzübergangs,<br />
für die Ungarn das erste Baden im Meer, und vor allem das<br />
erste Treffen mit einer fremden Kultur. Für den Verfasser dieser Zeilen<br />
bedeutete die erste solcher Wochen alles dieses, und sogar noch mehr.<br />
Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich mit meiner Umwelt fast gar<br />
nicht kommunizieren, was mich damals sehr störte, und mir deshalb nach<br />
meiner Heimkehr einen neuen Schwung zum Lernen von Fremdsprachen<br />
gegeben hat. Als ich Teterow drei Jahre später wieder aufsuchte, war ich<br />
schon fähig, mich nicht nur mit den Einheimischen zu verständigen, sondern<br />
auch meinen Mitreisenden bei einfacheren Problemen zu helfen.<br />
Diese und weitere, meistens in der süddeutschen Region erworbenen<br />
Erlebnisse mit der deutschen Sprache und Kultur haben mir in den darauf<br />
folgenden Jahren einen zusätzlichen Schwung, der wohl bis zum heutigen<br />
Tag dauert, geschenkt. Obwohl Österreich, wo ich heute lebe, fast nur die<br />
Amtssprache mit der norddeutschen Welt, wo auch Teterow liegt, teilt,<br />
bedeuten mir meine Erinnerungen an und über Mecklenburg auch heute<br />
die Basis meiner Bekanntschaft mit dem deutschen Mittel-Europa. (Falls<br />
ich einer bisher unbekannten und irgendwie „verdächtigen“ deutschen<br />
oder österreichischen Speise begegne, lächle ich auch heute, wenn mir<br />
die „Grundsatzschulung“, die eine unserer Lehrerinnen im Sommer 1998<br />
über die uns überraschende norddeutsche Küche im Speisesaal der<br />
Jugendherberge improvisiert hat, einfällt. Es befanden sich nämlich unter<br />
uns damals eher wenige Gourmands.)<br />
Deswegen freute ich mich besonders, dass ich nach meinen Schuljahren<br />
und trotz meines Wegzuges aus Kunszentmárton Mitmacher der Städtepartnerschaft<br />
sein durfte: ich habe einmal für die örtliche <strong>Zeitung</strong> ein<br />
Interview mit Kapellmeister Jürgen Oestreich gemacht, und mehrere Male<br />
die <strong>Teterower</strong> Besuchergruppe hoch in den Kunszentmártonter Kirchturm<br />
geleitet. Während dieser Treffen versuchte ich so viel wie möglich über die<br />
Geschichte Kunszentmártons zu erzählen.<br />
Warum möchte ich meine Erfahrungen mit den Lesern und Leserinnen<br />
teilen? Ich möchte den (derzeitigen und zukünftigen) <strong>Teterower</strong> Eltern, die<br />
persönlich keine Teilnehmer desAustausches waren, dadurch illustrieren,<br />
dass der finanzielle Aufwand der Reise nach Ungarn eine rentable<br />
Investition ist. Diese Sommerwoche kann viel zur Entwicklung der Kinder<br />
beitragen, wenn sie in Kunszentmárton einer neuen Kultur und damit fast<br />
einer neuen Welt begegnen, was ihre Offenheit, Toleranz und Flexibilität<br />
breiter macht. Wer würde sagen, dass diese heutzutage keine lebenswichtigen<br />
Fertigkeiten seien?<br />
In den vorangehenden zwei Jahrzehnten verging kein Sommer ohne<br />
Schüleraustausch, wobei viele <strong>Teterower</strong> und Kunszentmártoner eine<br />
andauernd bedeutende Rolle gespielt haben. An der ersten Stelle lassen<br />
sich die beiden Bürgermeister der „Gründerzeit“, Dr. Reinhard Dettmann<br />
und László Réz, erwähnen. Für seine mehrere Jahrzehnte umfassende<br />
Arbeit als Brückenbauer zwischen Deutschen und Ungarn wurde Herr Dr.<br />
Dettmann im Jahre 2006 vom ungarischen Staat mit der Medaille<br />
„ Szabadság Hőse“ ausgezeichnet. Herr Altbürgermeister Réz, sein<br />
ehemaliger Amtskollege, hilft auch nach seiner Pensionierung jedes Mal,<br />
damit er zum Erfolg der Städtepartnerschaft beitragen kann. Seine verstorbene<br />
Ehefrau, die Lehrerin Zsófia Pataki hat eine sehr aktive Rolle bei<br />
freundlichem Näherkommen der zwei Städte gespielt. Sie war nicht nur<br />
die pädagogische Programmleiterin des Schüleraustausches, sondern<br />
auch die ehrenamtliche Dolmetscherin beim regelmäßigen Treffen der<br />
<strong>Teterower</strong> und Kunszentmártoner Delegationen. Nach ihrem bedauerlich<br />
frühenAbleben wurde ihre Rolle in beiden Bereichen von EtelkaApatóczki<br />
übernommen. Sie leitet das Austauschprogramm seit mehr als zehn Jahren<br />
mit der von ihr gewohnten Agilität und Kreativität. Als sprachliche<br />
Vermittlerin hat neben ihr – besonders in Teterow – Krisztina Nálhi, eine<br />
Kunszentmártonerin, die ihre Hochschulstudien in Rostock absolvierte,<br />
besonders viel zum Gelingen beigetragen. Eine ebenfalls herausragende<br />
Rolle hat der ehemalige Direktor der ehemaligen Grundschule „István<br />
Széchenyi“ in Kunszentmárton, Imre Kuna beim Anbahnen des Austauschprogramms<br />
gespielt. Neben den „Gründervätern und -müttern“<br />
geht ebenfalls besonderer Dank an die jeweiligen Bürgermeister auf der<br />
ungarischen Seite, und an die Schuldirektoren und die mitwirkenden<br />
Pädagogen auf beiden Seiten dafür, dass sie das Wesen des Aufrechterhaltens<br />
der Partnerschaft neben ihrer anderen, oft schwer belastenden<br />
Aufgaben, als Herzsache behandelt haben. Der Sommerbesuch der <strong>Teterower</strong><br />
Schüler wird schon traditionell mit einem Konzert ihrer Schalmeienkapelle<br />
abgeschlossen. Mittlerweile wurde Blasmusik auch in Kunszentmárton<br />
eine ernsthafte Tradition, was einen neuen Bereich für potentielle<br />
Zusammenarbeit geöffnet hat. Dabei haben die beiden Kapellmeister,<br />
Jürgen Oestreich und der ehemalige Kunszentmártoner Musikschuldirek-<br />
tor Ferenc Szőke eine Pionierarbeit geleistet. Über die Familie von Herrn<br />
Kapellmeister Oestreich kann man auch im Allgemeinen sagen, dass sie<br />
mit dem Austauschprogramm sozusagen „zusammengewachsen“ sind.<br />
Seine Ehefrau, Sigrid Oestreich ist sowohl als Lehrerin als auch Helferin in<br />
die Arbeit ihres Ehemannes integriert, ihr Sohn Thomas Oestreich, einer<br />
der am häufigsten zurückkehrenden <strong>Teterower</strong> Gäste in Kunszentmárton,