Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Teterower</strong> <strong>Zeitung</strong> - 40 - Nr. 7 - 3. August 2015<br />
Fortsetzung: Teterow vor 100 Jahren<br />
Kochtöpfe und Pfannen sind also z.B beschlagnahmt, Messer, Kaffeekannen,<br />
Tafelgeschirr etc. dagegen nicht. Eine Ausnahme machen dann<br />
nur die Servierbretter und Präsentierteller, die der Beschlagnahme unterliegen,<br />
und die Kaffee= und Teemaschinen, die beschlagnahmefrei sind.“<br />
Ganz so einfach scheint diese „einfache“ Formel doch nicht begreifbar<br />
gewesen zu sein. Zur Zerstreuung war der Sport sehr geeignet, wenn man<br />
für Mannschaftssportarten ausreichend Akteure fand. Am 8.8. schreibt die<br />
<strong>Zeitung</strong>: „Unser Fußballklub „Obotritia“ wird am Sonntag, d. 8. d. Mts., auf<br />
dem Sportplatz hinter der Zuckerfabrik wiederum ein Wettspiel liefern, und<br />
zwar gegen den Gnoiener Fußballklub. Allen Freunden des Fußballsports<br />
möchten wir den Besuch des Sportplatzes aufs wärmste empfehlen, da<br />
das bevorstehende Spiel reich an spannenden Momenten sein wird.“ Das<br />
Ergebnis ist nicht überliefert. Am 10.8. trafen sich die Mitglieder der <strong>Teterower</strong><br />
Schützenzunft im „Mecklenburger Hof. Bürgermeister Dr. Müller<br />
leitete die Versammlung. Einziges Thema – die Gründung einer Bürgerwehr.<br />
„Alle jugendlichen, kräftigen Männer seien hinausgezogen, die Feinde<br />
von den Landesgrenzen fernzuhalten, aber im Innern des Landes sei<br />
auch viel feindlich Volk, das sich das Fehlen starker Arme zu Nutze machen<br />
und die öffentliche Ordnung und Sicherheit und das private Eigentum,<br />
besonders der Erntevorräte, stark gefährden könne. Nun seien gerade<br />
die Schützenzünfte ihrem Wesen nach am ersten dazu berufen, den<br />
gelegentlich notwendigen verstärkten Schutz der Zurückgebliebenen<br />
auszuüben. Darum habe Redner auch die Schützenzunft in dieserAngelegenheit<br />
zu Rate gezogen. Es erfolgte eine längere Aussprache, in der u.a.<br />
verschiedene Meinungen über die Aufgabe einer Bürgerwehr geäußert<br />
wurden. Die Notwendigkeit der Bildung einer Wehrabteilung wurde allgemein<br />
anerkannt, und so beschloß man denn vorläufig, entsprechend der<br />
ungefähren Anzahl der von der Militärbehörde zur Verfügung gestellten<br />
Gewehre, aus jeder der drei Schützenkorporationen 10 Mann auszuwählen<br />
und sie zum heimatlichen Waffendienst bereitzustellen. Die Bildung<br />
einer Reservegruppe aus Mitgliedern des Kriegervereins wurde gleichfalls<br />
in Erwägung gezogen. Schluß der Versammlung war gegen 10 Uhr.“<br />
Natürlich geschahen während des Krieges auch immer wieder Straftaten,<br />
wie die TZ am 12.8. berichten: „Als gestern Nachmittag ein junges Mädchen<br />
aus Gr. Roge, das täglich zu einer hiesigen Hausarbeitslehrerin fährt,<br />
mit seinem Rad auf dem Heimweg war, wurde es am Hollerberg von einem<br />
unbekannten Mann angefallen. Der Unhold würgte das sich wehrende<br />
Mädchen am Halse und verwundete es im Gesicht. Auf die lauten Hülferufe<br />
der Ueberfallenen eilten der Feldpfänder H. und der Schlachtermeister<br />
B. hierselbst herbei und verscheuchten den Bösewicht. Einem hiesigen<br />
Polizeibeamten gelang es bald, den Wegelagerer in der Nähe der Stadt<br />
festzunehmen.“ Am gleichen Tag erregte ein Lenkballon, der am Vormittag<br />
über der Stadt allerlei interessante Manöver ausführte, die Aufmerksamkeit<br />
der <strong>Teterower</strong>.<br />
Regelmäßig fanden partriotische Konzerte, oft im Hotelgarten des „Fürsten<br />
Bismarck“ (ehemaliges Kulturhaus), statt.<br />
Es muss des Öfteren großen Ärger mit betrunkenen Personen an den<br />
Sonntagen gegeben haben. Eine Anzeige des Magistrats sollte daher die<br />
Gastwirte zu besonnenem Handeln auffordern.<br />
Am gleichen Tag machte die <strong>Teterower</strong> Zuckerfabrik in einem Inserat auf<br />
die bevorstehende Zuckerrübenkampagne aufmerksam.<br />
In der Monatsmitte waren die Inseratenteile beider <strong>Teterower</strong> <strong>Zeitung</strong>en<br />
voll von Verboten, Verordnungen, Bestimmungen usw. Viele Dinge konnten<br />
nur noch gegen Gutscheine erworben werden, wie z.B. Brot und Koks.<br />
Wöchentlich hatten die Bäcker, Konditoren und Händler ihre vereinnahmten<br />
Brotkartenabschnitte im Rathaus Zimmer 6 abzurechnen. Am 17.8.<br />
veröffentlichte der Magistrat eineAnzeige zur Lederknappheit.