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Fachgruppen<br />
corporAte sociAl responsibility<br />
im mittelstAnd<br />
Kunden machen ihre Kaufentscheidung zunehmend vom<br />
sozialverantwortlichen unternehmerischen Handeln des<br />
Produzenten resp. Anbieters abhängig. Auch der Mittelstand<br />
ist als Zulieferer oder auch Direktanbieter vom Wandel<br />
des Kaufverhaltens betroffen und muss sich über eine<br />
strategische Einbettung der CSR Gedanken machen.<br />
Corporate Social Responsibility (CSR) ist insbesondere im Zuge<br />
der Globalisierung ein ernstzunehmendes Thema für Unternehmen<br />
geworden. Von ihnen wird immer mehr erwartet, dass sie<br />
bei ihren Aktivitäten – auch in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
– über betriebswirtschaftliche Ziele hinaus soziale und ökologische<br />
Aspekte beachten. Die Notwendigkeit und die Chancen<br />
des CSR, aber auch die betriebswirtschaftlichen Grenzen sind bei<br />
vielen Unternehmen jedoch immer noch nicht ausreichend bekannt.<br />
Dies zeigen die vielen Negativbeispiele der Vergangenheit,<br />
aus denen – so scheint es – einige nicht gelernt haben: Wie sonst<br />
kann ein Unternehmen wie Nokia hinsichtlich seiner Standortverlagerung<br />
so unprofessionell in der Öffentlichkeit auftreten.<br />
Der Imageschaden für dieses Unternehmen ist nicht unerheblich<br />
und darüber hinaus wäre er vermeidbar gewesen. Die öffentliche<br />
Meinung und die Politik wurden völlig falsch eingeschätzt. Das<br />
Unternehmen Shell machte in den 90er Jahren einen ähnlichen<br />
Fehler, als es die Ölplattform Brent Spar im Meer versenken<br />
wollte und nach einem internationalen Boykott der Tankstellen<br />
dann doch eine Entsorgung an Land durchführte.<br />
In den USA begann die Diskussion über die gesellschaftliche Ver-<br />
antwortung von Unternehmen bereits Mitte des zwanzigsten<br />
Jahrhunderts. Eine der ersten größeren Publikationen zum Thema<br />
kam 1953 von Howard Bowen, welche in der Öffentlichkeit<br />
eine beachtliche Aufmerksamkeit erlangte und den Beginn eines<br />
bis heute andauernden Diskurses darstellt. Während ursprünglich<br />
das individuelle verantwortliche Handeln von Managern im<br />
Vordergrund stand, trat später eine kollektive Sicht hinzu, welche<br />
die Gesamtsozialverantwortung eines Unternehmens betrachtet.<br />
In den Neunziger Jahren erweiterte sich dann der Bezugsrahmen<br />
auch auf ökologische Aspekte.<br />
Im Juli 2001 erstellte die Europäische Kommission ihr so genanntes<br />
„Grünbuch“, um aufzuzeigen, wie soziale Verantwortung von<br />
Unternehmen übernommen werden kann. Die EU-Kommission<br />
definiert darin CSR als „Konzept, das den Unternehmen<br />
als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und<br />
Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen<br />
mit den Stakeholdern zu integrieren.“ Ein Jahr<br />
später machte die Europäische Kommission konkrete Vorschläge<br />
für europäische Institutionen, die Mitgliedstaaten, Sozialpartner,<br />
Wirtschafts- und Verbraucherverbände, einzelne Unternehmen<br />
und weitere betroffene Akteure.<br />
DiE VErantWortungsPyramiDE<br />
Ein fundiertes CSR-Modell entwickelte Archie Carrol 1979.<br />
Danach wird die Verantwortung eines Unternehmens in vier<br />
Kategorien unterteilt: Ökonomisch, gesetzlich, ethisch und philanthropisch<br />
(vgl. Abb.1). Ökonomische Verantwortung bildet<br />
die Basis für alle weiteren Kategorien und stellt nach Carrol<br />
die wichtigste Ebene dar: Güter und Dienstleistungen sind zu<br />
produzieren, die von der Gesellschaft nachgefragt werden, um<br />
ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei gilt das Ziel der Gewinnmaximierung.<br />
Die rechtliche Verantwortung wird durch<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Malcolm Schauf<br />
Leiter der Fachgruppe<br />
Mittelstand<br />
äußere Rahmenbedingungen determiniert – das Unternehmen<br />
soll Gesetze (Rechtsnormen) beachten und seine wirtschaftliche<br />
Verantwortung innerhalb dieser rechtlichen Grenzen erbringen.<br />
Bei Nichtbeachtung drohen Strafen. Ethische Verantwortung<br />
bedeutet, dass das Unternehmen die Werte und Normen der<br />
Gesellschaft berücksichtigt. Deren Nichtberücksichtigung führt<br />
wiederum zu gesellschaftlichen Sanktionen. Philanthropische<br />
Verantwortung soll freiwillig übernommen werden und Wünschen<br />
der Gesellschaft entsprechen, d. h. Unternehmen sollen<br />
gute Bürger (Good Corporate Citizens) sein, die sich gesellschaftlich<br />
engagieren. Die vier Stufen der Pyramide bilden folglich die<br />
gesamtunternehmerische Verantwortung und die zunehmenden<br />
Verantwortlichkeiten der Unternehmen.<br />
Abbildung 1: Carrolls CSR-Pyramide<br />
PrinziPiEn, umsEtzung unD ErgEbnissE Von csr<br />
Donna J. Wood erweiterte Carrolls Ansatz (vgl. Abb. 2). Soziale<br />
Verantwortung vollzieht sich nach Wood über drei Prinzipien:<br />
institutionales, organisationales und individuelles Prinzip.<br />
Grundsätzlich besteht die Erwartung an alle Unternehmen als<br />
wirtschaftliche Institution, dass diese sich sozialverantwortlich<br />
verhalten. Die Stakeholder „legitimieren“ sozusagen die Existenz<br />
eines Unternehmens. Diese Legitimation kann auch entzogen<br />
werden, wenn Unternehmen gegen bestimmte Erwartungen<br />
verstoßen. Sie haben mit Sanktionen seitens der Stakeholder zu<br />
rechnen: Aktienverkäufe, Produktboykott, Loyalitätsverlust bei<br />
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