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Theosophie und Anthroposophie im Licht der ... - Bruno Schneider

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Nun möchte ich das betrachten, was Rudolf Steiner den Suchenden über die Hierarchie zu<br />

sagen hatte. Für die Öffentlichkeit gab es zunächst nur Hinweise in dem Werk ‚Die Gehe<strong>im</strong>wissenschaft<br />

<strong>im</strong> Umriß‘ in Verbindung mit <strong>der</strong> Entwicklung unseres Sonnensystems <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erde.<br />

In seinem Vorwort betont er, daß er sich vor <strong>der</strong> Naturwissenschaft verantwortlich fühle mit<br />

seinen Aussagen. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, denn dies sollte bei jedem Okkultisten<br />

<strong>der</strong> Fall sein. Wie steht es aber mit seiner Verantwortlichkeit gegenüber an<strong>der</strong>en Geistesforschern<br />

wie Blavatsky, den Kabbalisten, den Rosenkreuzern, den indischen Yogis? Wo hat er<br />

ausreichend Stellung genommen zu den genannten Geistesrichtungen? In seinen philosophischen<br />

Werken ist Steiner demgegenüber ganz an<strong>der</strong>s verfahren, hat das Streben seiner Vorgänger<br />

ausführlich gewürdigt <strong>und</strong> Vergleiche bis in die Antike gezogen. Die Motivation für die Art<br />

<strong>der</strong> Darstellung seiner okkulten Forschungen hat er <strong>im</strong> Vorwort von GA13, S. 12-13 gegeben:<br />

„So hatte ich die Ergebnisse meines Schauens vor mir. Sie waren zunächst Anschauungen,<br />

die ohne Namen lebten. Sollte ich sie mitteilen, so bedurfte es <strong>der</strong> Wortbezeichnungen. Ich<br />

suchte dann später nach solchen in älteren Darstellungen des Geistigen, um das noch wortlose<br />

in Worten ausdrücken zu können. Ich gebrauchte diese Wortbezeichnungen frei, so daß wohl<br />

kaum eine <strong>der</strong>selben in meinem Gebrauche zusammenfällt mit dem, was sie dort war, wo ich sie<br />

fand. Ich suchte aber nach solcher Möglichkeit, mich auszudrücken, stets erst, nachdem mir <strong>der</strong><br />

Inhalt <strong>im</strong> eigenen Schauen aufgegangen war. Vorher gelesenes wußte ich be<strong>im</strong> eigenen forschenden<br />

Schauen durch die Bewußtseinsverfassung, die ich eben geschil<strong>der</strong>t habe, auszuschalten.“<br />

Natürlich kann jedem Geistesforscher die Freiheit gelassen werden, auf sein eigenes Hellsehen<br />

o<strong>der</strong> Schauen eine Wissenschaft aufzubauen, ohne sich um die Forschungsergebnisse<br />

an<strong>der</strong>er Geisteswissenschaftler zu kümmern. Ob allerdings mit dieser Geisteshaltung die okkulte<br />

Wissenschaft jemals auf eine internationale Gr<strong>und</strong>lage gestellt werden kann, das wage ich sehr<br />

zu bezweifeln. Es ist doch wirklich keine Schande für einen Eingeweihten, wenn er durch seine<br />

eigenen Forschungen bestätigen kann, daß vor ihm schon an<strong>der</strong>e Geistesforscher bei <strong>der</strong><br />

Erforschung <strong>der</strong> geistigen Welten zu wahren Ergebnissen gekommen sind.<br />

Konkrete Hinweise auf bereits vorhandene Beschreibungen <strong>der</strong> Hierarchie werden den<br />

Lesern von Steiner kaum gegeben. Hingewiesen wurde lediglich auf die Lehren von Dionysius<br />

Areopagita <strong>und</strong> Dante. Die recht umfangreichen Darstellungen von Robert Fludd <strong>und</strong> H. P.<br />

Blavatsky wurden vorsichtshalber verschwiegen, ganz nach dem Modus <strong>der</strong> zweitausendjährigen<br />

kirchlichen Dogmengeschichte. Gegen viele Zitate von Blavatsky hätte Steiner wohl kaum<br />

etwas ins Feld zu führen gehabt. So schreibt sie u. a.:<br />

„Schließlich gibt Ennemoser <strong>der</strong> Meinung entschieden Ausdruck, daß die Schriften von<br />

Dionysius Areopagita offenbar auf <strong>der</strong> jüdischen Kabbala begründet worden sind. Wenn wir in<br />

Betracht ziehen, daß die Gnostiker o<strong>der</strong> die ersten Christen nur Nachfolger <strong>der</strong> alten Essener<br />

unter neuem Namen waren, so braucht man sich über diese Tatsache nicht den Kopf zu zerbrechen<br />

(Isis I, S. 26). Christliche Theologie, die die Lehre von den Erzengeln <strong>und</strong> Engeln<br />

direkt aus <strong>der</strong> orientalischen Kabbala bezog, von <strong>der</strong> die Mosaische Bibel nur ein allegorischer<br />

Deckmantel ist, sollte sich schließlich <strong>der</strong> Hierarchie erinnern, die für diese personifizierten<br />

Emanationen von <strong>der</strong> Kabbala eingesetzt wurde. Die Geisterscharen <strong>der</strong> Cherub<strong>im</strong> <strong>und</strong> Seraph<strong>im</strong>,<br />

mit denen wir gewöhnlich die katholischen Madonnas auf ihren Bil<strong>der</strong>n umgeben sehen,<br />

gehören, zusammen mit den Eloh<strong>im</strong> <strong>und</strong> Beni Eloh<strong>im</strong> <strong>der</strong> Hebräer, zu <strong>der</strong> dritten kabbalistischen<br />

Welt, Jezirah“ (Isis II, S. 210).<br />

Ob die Darstellungen von Steiner in dieser Beziehung ein brauchbarer Beitrag zur Erforschung<br />

wissenschaftlicher Wahrheit ist, das möchte ich dem Leser zur Beurteilung überlassen.<br />

Seine Beschreibung über die Wesen <strong>der</strong> Hierarchie sind wi<strong>der</strong>sprüchlich <strong>und</strong> verwirrend, <strong>und</strong><br />

enthalten zum Teil weniger Informationen als diejenigen von Frau Blavatsky. Die auf Seite 36<br />

unter Nr. 4 dargestellte Hierarchie habe ich aus dem Gesamtwerk zusammengesetzt. Der Leser<br />

wird nur ungenügend aufgeklärt über das wahre Verhältnis von Gott, Hierarchie <strong>und</strong> Mensch,<br />

<strong>und</strong> auch jener bereits besprochene Irrtum wird wie<strong>der</strong>holt, daß die geistigen Wesen <strong>der</strong><br />

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