Theosophie und Anthroposophie im Licht der ... - Bruno Schneider
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nicht von wissenschaftlicher Objektivität, son<strong>der</strong>n zeigt, daß er den heidnischen Mysterien mit<br />
weit mehr Vorurteilen <strong>und</strong> Antipathien gegenüberstand als sie den christlichen. Ein Vergleich<br />
<strong>der</strong> Ausführungen Blavatskys mit Steiners Werk ‚Das Christentum als mystische Tatsache <strong>und</strong><br />
die Mysterien des Altertums‘ kann jedem Leser darüber Klarheit verschaffen. Im genannten<br />
Buch von Steiner findet sich auch ein Kapitel über die Apokalypse des Johannes, zu <strong>der</strong> es bei<br />
Blavatsky heißt: „Es fällt schwer, den wohlangeführten Beweisen zu entschlüpfen, daß die<br />
Apokalypse das Produkt eines initiierten Kabbalisten ist, da seine ‚Offenbarung‘ ganze Seiten<br />
aus dem Buche Enochs <strong>und</strong> Daniels darstellt“ (Isis II, S. 147).<br />
In Geh. III schreibt Frau Blavatsky: „Die transzendentalen Methoden <strong>der</strong> Kabbalah dürfen in<br />
einem öffentlichen Werke nicht erwähnt werden; aber ihre verschiedenen Systeme, auf arithmetische<br />
<strong>und</strong> geometrische Weise gewisse Symbole zu enträtseln, können beschrieben werden (S.<br />
98). — Die f<strong>und</strong>amentale geometrische Figur <strong>der</strong> Kabbalah, wie sie in dem Buch <strong>der</strong> Zahlen<br />
gegeben ist, die Figur, die, wie die Überlieferung <strong>und</strong> die esoterischen Lehren uns sagen, von<br />
<strong>der</strong> Gottheit selbst dem Moses auf dem Berge Sinai gegeben worden war, enthält den Schlüssel<br />
zu dem universalen Probleme in seinen großartigen, doch einfachen Kombinationen. Diese<br />
Figur enthält in sich alle an<strong>der</strong>en. Die Symbolik <strong>der</strong> Zahlen <strong>und</strong> ihrer mathematischen Wechselbeziehungen<br />
ist auch eine von den Zweigen <strong>der</strong> Magie, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> mentalen Magie, <strong>der</strong><br />
Wahrsagung <strong>und</strong> richtigen Wahrnehmung <strong>im</strong> Hellsehen (S. 99). ... Der gelehrte Hebräist<br />
Molitor sagt in seinem Werke über die Überlieferung: «Die zwei<strong>und</strong>zwanzig Buchstaben des<br />
hebräischen Alphabets wurden als eine Emanation o<strong>der</strong> als <strong>der</strong> sichtbare Ausdruck, <strong>der</strong> dem<br />
unaussprechlichen Namen (Tetragrammaton, d.V.), innewohnenden göttlichen Kräfte betrachtet»<br />
(S. 104). – Kurz gesagt, die sieben physischen Planeten sind die nie<strong>der</strong>en Sephirot <strong>der</strong><br />
Kabbalah, <strong>und</strong> unsere dreifache physische Sonne, <strong>der</strong>en Wi<strong>der</strong>schein allein wir sehen, ist durch<br />
die Obere Dreiheit, o<strong>der</strong> die Sephirothische Krone symbolisiert o<strong>der</strong> vielmehr personifiziert“ (S.<br />
459).<br />
Im letzten Zitat muß jeweils das Wort physisch durch das Wort geistig ersetzt werden, denn<br />
selbstverständlich beziehen sich die Sephiroth auf die geistigen Sphären <strong>der</strong> Hierarchie <strong>und</strong><br />
nicht auf die physischen Planeten.<br />
Es gibt noch viele an<strong>der</strong>e Hinweise bei ihr zur Kabbalah, die aber alle nur auf den Rahmen<br />
hinweisen <strong>und</strong> nicht geeignet sind, dem Leser ein Wissen von <strong>der</strong> Praxis zu vermitteln. In<br />
welcher Weise die Buchstaben eines Alphabets, nicht nur des hebräischen, eine Beziehung zu<br />
den göttlichen Kräften <strong>und</strong> Eigenschaften gewinnen können, davon kann man sich nur ein Bild<br />
machen, wenn man ein Wissen von <strong>der</strong> Art besitzt, wie es bei Bardon dargestellt ist.<br />
Bei Steiner finden sich ebenfalls viele Hinweise zur Wissenschaft des Wortes. Dabei wird <strong>der</strong><br />
Begriff Kabbalah offensichtlich sorgfältig von ihm vermieden, was mir insofern wie<strong>der</strong><br />
vollständig unverständlich ist, weil die Hinweise von Frau Blavatsky doch wohl deutlich genug<br />
waren.<br />
U. a. sagte er in GA94: „Das Bewußtsein wird seine Vollendung erreichen, wenn er (<strong>der</strong><br />
Mensch, d.V.) <strong>im</strong>stande sein wird, in sein Wort dieselbe schöpferische Kraft einfließen zu<br />
lassen, mit <strong>der</strong> heute sein Gedankenleben begabt ist. Gegenwärtig vertraut er nur seine Worte<br />
<strong>der</strong> Luft an. Wenn er sich zu einem höheren schöpferischen Bewußtsein erhoben hat, wird er <strong>der</strong><br />
Luft Bil<strong>der</strong> mitteilen können. Das Wort wird dann in vollem Sinne eine lebendige Imagination<br />
sein. ... Und wenn <strong>der</strong> Mensch verstehen wird, das Leben auf das Höchste, was in ihm ist, zu<br />
übertragen, werden diese Bil<strong>der</strong> ein eigenes, wirkliches Leben erlangen, vergleichbar <strong>der</strong><br />
tierischen Existenz. Dann wird <strong>der</strong> Mensch letzten Endes sich selbst reproduzieren können (V.<br />
v. 11. 6. 1906). ... Heute kann das Wort geistige Erlebnisse durch die Luft weitergeben, später<br />
wird man durch das Wort lebendige Wesenheiten hervorbringen, <strong>und</strong> schließlich wird das Wort<br />
selbst schöpferisch sein: da werden die Menschen Magier des Wortes sein (V. v. 8. 7. 1906). ...<br />
Der Mysterienlehrer machte dem Schüler klar: So wie <strong>der</strong> Mensch spricht <strong>und</strong> sein Inneres<br />
losringt in die Luft, so sprach auch die Weltenseele in eine viel feinere Materie hinein, in die<br />
Akasha-Materie, <strong>und</strong> diese wurde darauf fest. Alles um uns herum ist verdichtetes Gotteswort.<br />
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