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Theosophie und Anthroposophie im Licht der ... - Bruno Schneider

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ein Festhalten desjenigen, was man rein geistig nicht festhalten kann, durch die physische<br />

Materie“ (GA171, V.v. 28.10.1916).<br />

Wie hier dargelegt, können also elementarische Wesen doch physisch sichtbar werden.<br />

Vielleicht hat Steiner seine Erkenntnisse <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Jahre erweitern können, dann hätte es<br />

sich gut gemacht, wenn er diese Erweiterung auch in seiner <strong>Theosophie</strong> nachgetragen hätte, weil<br />

nämlich die Leser sonst in die Irre geführt werden.<br />

In Verbindung mit <strong>der</strong> Beschwörung <strong>im</strong> Faust müssen doch bei jedem an dieser Dichtung<br />

ernsthaft Interessierten einige gr<strong>und</strong>legende Fragen auftauchen. Zum Beispiel: Was ist eine<br />

Zauberformel, <strong>und</strong> wie kommt ihre Wirkung zustande? Welche Bedeutung hat das Zeichen o<strong>der</strong><br />

Siegel eines geistigen Wesens? Welche Bedeutung hat das Zeichen des Makrokosmos in<br />

Verbindung mit einer Beschwörung? Alle diese Fragen wurden von Steiner nicht beantwortet.<br />

Seine Schüler wurden somit über eines <strong>der</strong> größten Probleme <strong>der</strong> gegenwärtigen <strong>und</strong> zukünftigen<br />

menschlichen Entwicklung <strong>im</strong> Dunkeln gelassen. Das Faust-Problem, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Versuchung des Paktabschlusses, ist nämlich nicht nur eine Angelegenheit <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

son<strong>der</strong>n auch eine solche <strong>der</strong> Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft, was Steiner durchaus bewußt war, wie<br />

aus einem Satz in GA171, V.v. 30.9.1916 hervorgeht:<br />

„Und Goethe vermischt fortwährend dasjenige, was <strong>der</strong> geschichtliche Faust erlebte, mit<br />

dem, was er geformt hatte zum Faust des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, zum Faust des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, ja<br />

zum Faust noch vieler kommen<strong>der</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte.“<br />

Da es zu den genannten Fragen bei Bardon ausführliche Darstellungen gibt, möchte ich hier<br />

nur kurz darauf hinweisen, daß Zauberformeln von einem wahren Magier überhaupt nicht<br />

benutzt werden, son<strong>der</strong>n nur von Zauberern o<strong>der</strong> Schwarzmagiern. Der echte Magier muß die<br />

Atmosphäre für ein geistiges Wesen vor <strong>der</strong> Evokation selbst vorbereiten, sonst ist er von<br />

vornherein unterlegen, während die Räucherung zweitrangig ist. Selbstverständlich führt <strong>der</strong><br />

Magier eine Beschwörung nicht deshalb durch, weil er keinen an<strong>der</strong>en Kontakt herstellen kann,<br />

son<strong>der</strong>n weil Beschwörungsmagie eben eine von mehreren geisteswissenschaftlichen Arbeitsgebieten<br />

ist.<br />

Wie offensichtlich die Leser von Steiner in dieser Beziehung in die Irre geführt werden, zeigt<br />

sich beson<strong>der</strong>s gut in seinen Bemerkungen zu Agrippa von Netteshe<strong>im</strong> in seinem Werk ‚Die<br />

Mystik‘. Kein aufklärendes Wort findet <strong>der</strong> Leser darüber, daß bei Agrippa neben vielen<br />

an<strong>der</strong>en Dingen auch Beschwörungsformeln sowie die Namen <strong>und</strong> Siegel von geistigen Wesen<br />

zu finden sind. Es zeigt sich hier dieselbe geistige Haltung gegenüber <strong>der</strong> Magie, die sich bei <strong>der</strong><br />

Kirche bereits während <strong>der</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte währenden Verfolgungen eingebürgert hatte. Verteufelung<br />

<strong>und</strong> Verschweigen gehören mit zu den Hauptwurzeln aller falschen autoritären Urteilsverkündungen<br />

bis in die Gegenwart, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schüler des Okkultismus wird vielen Einseitigkeiten<br />

nur durch die Heranbildung des eigenen Urteilsvermögens entgehen. Der psychologische<br />

Hintergr<strong>und</strong> dieses Verhaltens wird in den Werken von Blavatsky sehr gut beleuchtet.<br />

In GA271, V.v. 30.9.1916 führte Steiner zur Magie aus: „Daher sehen wir auch den Goetheschen<br />

Faust wie<strong>der</strong> zurückblicken zur alten Magie, zur alten Art von Weisheit, Mystik, die nicht<br />

Chemie <strong>im</strong> heutigen materialistischen Sinne getrieben hat, die durch die Hantierungen mit <strong>der</strong><br />

Natur in Zusammenhang kommen wollte mit einer geistigen Welt, aber die Kenntnisse schon<br />

nicht mehr hatte, um in <strong>der</strong> richtigen Art <strong>der</strong> früheren Zeit mit <strong>der</strong> geistigen Welt in Zusammenhang<br />

zu kommen.“<br />

Es gibt keine alte <strong>und</strong> neue Magie! Nach hermetischer Auffassung ist die Magie <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

auch die Magie <strong>der</strong> Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft. Selbstverständlich passen sich die Methoden<br />

dem Gang <strong>der</strong> menschlichen Entwicklung an, aber die Gr<strong>und</strong>gesetze waren, sind <strong>und</strong><br />

bleiben <strong>im</strong>mer dieselben.<br />

Betrachten wir ein weiteres Fehlurteil aus GA93a, V. v. 30.10.1905: „Zeremonielle Magie ist<br />

die niedrigste Art <strong>der</strong> Zauberei <strong>und</strong> besteht darin, daß man sich gewisse Kunstgriffe aneignet auf<br />

dem physischen Plane, um best<strong>im</strong>mte Gebilde <strong>und</strong> Wesenheiten auf dem Astralplan zu schaffen.“<br />

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