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Theosophie und Anthroposophie im Licht der ... - Bruno Schneider

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Und ziehe schon an die zehen Jahr<br />

Herauf, herab <strong>und</strong> quer <strong>und</strong> krumm<br />

Meine Schüler an <strong>der</strong> Nas' herum<br />

Und seh, daß wir nichts wissen können,<br />

Das will mir schier das Herz verbrennen.<br />

Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,<br />

Doktors, Professors, Schreiber <strong>und</strong> Pfaffen,<br />

Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,<br />

Fürcht mich we<strong>der</strong> vor Höll noch Teufel.<br />

Dafür ist mir auch all' Freud entrissen,<br />

Bild mir nicht ein, was Rechts zu wissen,<br />

Bild mir nicht ein, ich könnt was lehren,<br />

Die Menschen zu bessern <strong>und</strong> zu bekehren;<br />

Auch hab ich we<strong>der</strong> Gut noch Geld<br />

Noch Ehr <strong>und</strong> Herrlichkeit <strong>der</strong> Welt.<br />

Es möcht kein H<strong>und</strong> so länger leben!<br />

Drum hab ich mich <strong>der</strong> Magie ergeben,<br />

Ob mir durch Geistes Kraft <strong>und</strong> M<strong>und</strong><br />

Nicht manch Gehe<strong>im</strong>nis werde k<strong>und</strong>.<br />

Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß<br />

Rede von dem, was ich nicht weiß.<br />

Daß ich erkenne, was die Welt<br />

Im Innersten zusammenhält,<br />

Schau alle Wirkenskraft <strong>und</strong> Samen<br />

Und tu nicht mehr in Worten kramen.<br />

(Goethe / Faust I)<br />

Wer könnte diese St<strong>im</strong>mung besser schil<strong>der</strong>n. Ein streben<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> überall an die<br />

Grenzen seiner Erkenntnis gestoßen ist, trotz größter Bemühungen. Jetzt greift er nach <strong>der</strong><br />

Magie, in <strong>der</strong> Hoffnung auf Überwindung seiner Erkenntnisgrenzen. Doch machen seine Worte<br />

auch deutlich, daß er sich nicht nur mit <strong>der</strong> Theorie befassen will, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt des Geistes<br />

Auge in Auge gegenübertreten möchte. Die Gestalt des Faust wird selbstverständlich für jeden<br />

<strong>im</strong> Dunkel bleiben müssen, <strong>der</strong> nicht weiß was Magie ist. Wer nun glaubt, bei Steiner darüber<br />

eine ausreichende Darstellung zu finden, <strong>der</strong> wird sehr enttäuscht.<br />

Zur Magie sagte er in GA94, V. v. 29.5.1906: „Die höhere Einweihung besteht in <strong>der</strong><br />

Kontrolle aller Vorgänge des physischen Leibes, in ihrer vollkommenen Beherrschung, so daß<br />

man sie nach Belieben in <strong>der</strong> Hand hat. In dem Maße, wie <strong>der</strong> Eingeweihte an diesem Punkt<br />

ankommt, besitzt er Atma, wird er ein Magier <strong>und</strong> erwirbt er Macht über die Natur.“ Und in<br />

GA100, V.v. 18.6.1907: „Gerade weil <strong>der</strong> physische Leib das unterste Glied ist, braucht es die<br />

höchste Kraftanstrengung des Menschen, um diesen Körper in die eigene Gewalt zu bekommen.<br />

Mit <strong>der</strong> Umarbeitung dieses physischen Leibes geht Hand in Hand die Erlangung <strong>der</strong> Gewalt<br />

über Kräfte, die den ganzen Kosmos durchfluten. Und die Herrschaft über diese kosmischen<br />

Kräfte ist das, was man als Magie bezeichnet.“<br />

Die vorstehenden Sätze sind zwar richtig, aber lei<strong>der</strong> die einzigen konkreten, die ich in<br />

seinem Werk über Magie gef<strong>und</strong>en habe. Welches theoretische <strong>und</strong> praktische Wissen denn nun<br />

zur magischen Einweihung führt, darüber hat er seine Schüler in Unwissenheit gelassen. Zu<br />

einer vergleichenden wissenschaftlichen Betrachtung <strong>der</strong> zu seiner Zeit bereits vorhandenen<br />

Schriften über Magie, wie sie z. B. bei Blavatsky zu finden ist, hat er sich nie durchgerungen.<br />

Dies ist in Anbetracht <strong>der</strong> Wichtigkeit <strong>der</strong> Magie eine fürwahr eigenartige Geisteshaltung für<br />

einen okkulten Lehrer.<br />

Bewegen wir uns weiter auf den Wegen des Faust:<br />

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