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14 GLOSSE Hundemenschen Wir sind schon ein komisches Völkchen, wir Hundebesitzer. Meistens fällt es uns gar nicht auf, aber wir sind in manchen Dingen doch sehr speziell. Zum Beispiel schleppen wir in sämtlichen Jackentaschen Trockenfutter oder Hundekekse mit uns herum. Neulich hängte ich bei einem Vorstellungsgespräch meinen Mantel über die Stuhllehne, allerdings so unglücklich, dass dabei gefühlte hundert Pellets Trockenfutter aus der Tasche fielen und in alle Richtungen über den Boden kullerten. Die Personalchefs guckten mich etwas schief an: „Sie haben wohl einen Hund“, stellten die Herren fest. „Nein, ich habe nur geübt, wie ich einen bleibenden Eindruck hinterlasse“, eine bessere Antwort fiel mir so spontan nicht ein, während ich über den Teppich rutschte und versuchte möglichst elegant alle Krümel wieder aufzusammeln. In meinem etwas engen Kostüm muss das ein herrlicher Anblick gewesen sein. Das mit dem bleibenden Eindruck wird wohl geklappt haben, aber ob der positiv war? Wohl eher nicht. Wir Hundemenschen haben auch ständig Haare auf der Kleidung. Besonders schwarze Pullis verzieren wir mit der weißen Unterwolle unserer Viecher. Aber vielleicht sind wir auch gerade deswegen weniger krank und leben länger, als unsere tierlosen Mitmenschen. Das wäre ein gutes Argument für die Personalchefs gewesen. Unser Immunsystem ist stärker und wir haben auch weniger Allergien. Zumindest behaupten das etliche Forscher. Unsere Autos sind keine sportlichen Statussymbole, mit zwei Sitzen und einem Kofferraum so groß wie eine Schachtel Pralinen. Sie sind vor allen Dingen eins: praktisch. Und sie stinken so sehr nach nassem Hund, dass kein Anhalter länger als 20 Kilometer mit uns mitfahren möchte. Unsere Nerven sind, was unsere Hunde betrifft, so strapazierbar wie die Netze von Krabbenkuttern und wir haben eine fast unendliche Toleranz entwickelt. Wenn die Möpsin morgens meinen Wecker klingeln hört, dann kommt sie an mein Bett gelaufen, stellt ihre Pfoten auf die Matratze und niest mir ins Gesicht. Daraufhin streichle ich das Tier, schiebe es behutsam zur Seite und stehe auf. Ich weiß nicht, wie meine Reaktion ausfallen würde, wenn mein Freund mir morgens ins Gesicht niesen würde. Streicheln und behutsam zur Seite schieben, wäre es auf jeden Fall nicht. Vor ein paar Tagen war ich auf einer schicken KLEEBLATT · AUSGABE 11/2011 Cocktailparty und versuchte ein Gespräch mit zwei anderen Frauen zu führen. Beide waren eindeutig keine Hundemenschen; die Konversation verlief über Hausarbeit. „Also, ich finde Krümel auf dem Boden ja total ekelig“, sagte die Eine. „Bei uns kannst du vom Boden essen, ich wische immer mit SAGROTAN“, sagte die Andere. Ich sagte lieber gar nichts. Bei mir zu Hause würde ich niemandem empfehlen, vom Boden zu essen. Da liegen Krümel von Hundekeksen, Haare und angesabberte Gummihühner. Bei mir muss aber auch Gott sei Dank niemand vom Boden essen. Ich habe saubere Teller und Bestecke, bei Bedarf auch direkt aus der Spülmaschine. Soviel zu meiner Entschuldigung. ela
HARITY · TITELSTORY: CHARITY · TITELSTORY: CHARITY · TITELSTORY: CHARITY · TITELSTORY: CHARITY · TITELSTORY: CHARITY · TITELSTORY: CHARITY · TITEL Besucher auf 4 Pfoten Tierischer Besuch im Kleefelder Seniorenheim „Ach, wenn ich das gewusst hätte“, sagt eine ältere Dame, die am Fenster des Aufenthaltsraumes sitzt, „dass so viele Hunde hier sind! Dann hätte ich meinen doch auch mitgebracht. Ich habe nämlich einen Pudel.“ Für einen Augenblick stutzt sie, dann blickt sie wieder aus dem Fenster und schweigt. Was jetzt in ihr vorgeht, kann niemand wissen. Vielleicht ist es ihr wieder eingefallen, dass sie im Kleefelder Seniorenheim lebt und ihr Pudel schon viele Jahre tot ist. Vielleicht schwelgt sie aber auch nur ein bisschen in den schönen Erinnerungen an das Tier und hat deshalb Tränen in den Augen. Es ist ein Thema, mit dem man sich lieber nicht auseinander setzen möchte: Demenz. Eine erschreckende und unheilbare Erkrankung, die viele Menschen im höheren Alter betrifft. Kaum ein Artikel über dieses Krankheitsbild ver zichtet auf den Vergleich, demenziell erkrankte Menschen seien kleinen Kindern ähnlich. Das ist natürlich völliger Blödsinn und oft eine ärgerliche Metapher für betroffene Patienten und ihre Angehörigen. Kleine Kinder erwerben ihre Fähigkeiten erst, Demenzkranke aber verlieren sie – und oft bekommen sie diesen Verlust sehr bewusst mit. Was aber nicht bedeutet, dass sie sich an nichts mehr erinnern können. Gerade Erlebnisse, die schon sehr lange zurück liegen, sind den Patienten noch lebhaft in Erinnerung. Und auch Gefühle kann die Krankheit nicht auslöschen, Gefühle von Angst, Trauer oder auch Glück und Freude werden real erlebt und sind ernst zu nehmen. Wie wichtig es ist, demeziell erkrankte Menschen aus ihrem, oft in Pflegeheimen erlebten, Alltagstrott, zu holen und sie emotional zu fordern, ist erst in den letzten zehn Jahren bekannt geworden. Viel zu lange wurden sie einfach nur untergebracht und erhielten keinerlei fördernde Pflege. Das Kleefelder Seniorenheim in der Berckhusenstraße hat schon vor sechs Jahren angefangen, Hunde in der Therapie einzusetzen. „Damals waren wir sicherlich eines der ersten Häuser, das mit Hunden gearbeitet hat“, sagt Ines Gleiß vom Sozialen Dienst der Einrichtung. Seit Beginn der Besuchshunde-Therapie arbeitet das Kleefelder Seniorenheim mit der Organisation „Besucher auf 4 Pfoten“ zusammen. Gründerin und Organisatorin der „Besucher auf 4 Pfoten“ ist Astrid Laubisch, die mit ihren eigenen beiden Hunden und mehreren engagierten Hundebesitzern verschiedene Seniorenheime in Hannover besucht. „Gemeinsam mit den Hunden bringen wir eine kleine Abwechslung in den Alltag der Bewohner. Die Aufgabe des Hundes ist es, sich anfassen, streicheln oder füttern zu lassen“, sagt Astrid Laubisch. „Die Hunde müssen sehr gutmütig und gelassen sein, sie dürfen nicht nach dem Futter schnappen oder sehr wild sein.“ Das Kleefelder Seniorenheim besucht sie jeden ersten Mittwoch im Monat, immer mit den gleichen Teams aus Besitzer und Hund, damit die Senioren sich an die Hunde gewöhnen können. Ziel der Besuchshunde-Therapie ist es, dass sowohl demenziell erkrankte Bewohner, als auch solche ohne dieses Krankheitsbild, im Aufenthaltsraum zusammenkommen und gemeinsam Freude an dem Kontakt mit den Hunden haben. „Es ist schon beeindruckend, welche Gefühle die Hunde auslösen können“, sagt Birgit Hillebrand, die seit dem 1. Juli 2011 als Einrichtungsleitung im Kleefelder Seniorenheim arbeitet. „Oft sind es Bewohner, die sehr zurückgezogen sind und kaum einmal lächeln, die dann, wenn die Hunde zu Besuch kommen, über das ganze Gesicht strahlen“, sagt sie. Aber nicht nur die Hunde sorgen im Kleefelder Seniorenheim für Abwechslung. Birgit Hillebrand lacht: „Wir sind schon fast ein kleiner Zoo. Fest wohnen bei uns Fische, Vögel, Kaninchen und eine Katze. Unser Zukunftstraum ist noch ein Hausschwein, das soll dann Schnitzelchen heißen.“ Die Pflegekassen bezuschussen die Besuchshunde-Therapie jedoch nicht. „Es ist traurig. Die Krankenkassen fordern eine aktivierende und fördernde Pflege von uns, aber wir sind auf das ehrenamtliche Engagement von Frau Laubisch und den anderen Besuchern auf 4 Pfoten angewiesen“, sagt Birgit Hillebrand. Die Organisation „Besucher auf 4 Pfoten“ sucht immer nach engagierten Freiwilligen, die Lust haben, mit ihren wesensfesten Hunden Senioren in Pflege heimen eine Freude zu bereiten. Mitmachen kann jeder Hundebesitzer, der gegenüber alten und pflegebedürftigen Menschen keine Berührungsängste hat, sondern ihnen Einfühlungsvermögen und Verständnis entgegenbringt. Außerdem sollte er die Zeit haben, das Seniorenheim regelmäßig zu besuchen. Die „Besucher auf 4 Pfoten“ sind übrigens nicht nur im Kleefelder Seniorenheim beliebte Gäste, sondern in vielen Einrichtungen in ganz Hannover. ela Nähere Informationen finden Sie hier: Kontakt: Astrid Laubisch · Telefon: 0511 – 604 66 28 Fax: 0511 – 606 48 50 · Mobil: 0176 – 465 065 88 Mail: mail@besucher-auf-4-pfoten.de Internet: www.besucher-auf-4-pfoten.de KLEEBLATT · AUSGABE 11/2011 15
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