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gesundsitzen 2015/2016

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Jedem Leisten seine Geschichte: Walter Däpp kennt sie alle.Massanfertigung in Handarbeit: Skizze eines Probeschuhsaus Abfallleder.Kleine Füsse, grosse Füsse, Klumpfüsse, zehenlose Füsse,verformte Füsse. In Reih und Glied stehen sie allenebeneinander. Fein säuberlich sortiert. Ein ganzerKeller voll. Eigentlich sind es nur Fussabdrücke, aufgeschäumteFussabbilder, so genannte Leisten. DerSchuster, der liebend gern beiseinen Leisten bleibt, heisstWalter Däpp (43). Er gehört zuden Menschen, die Füsse mögen.Hier im Keller bei seinenLeisten stehen sie alle vor ihm.Für jeden Leisten hat er in aufwendigerHandarbeit den passendenSchuh genäht. «EineOrthopädieschuhmacherei ist noch eine echte Manufaktur»,sagt Walter Däpp nicht ohne Stolz und fährtmit der Hand über das Regal.Vom Gipsabdruck zum Massschuh«Sie sind mir schon sehr ans Herz gewachsen.» SeineHand bleibt gedankenverloren bei einem Leisten hängen.Ein kleiner verformter Fuss, die Zehen fehlen. WalterDäpp nimmt ihn behutsam aus dem Regal und schonist da eine Geschichte. Eine Geschichte über die Person,zu der die Füsse gehören. Eine Frau, die in jungen JahrenKinderlähmung hatte und seither auf verkrüppeltenFüssen laufen muss. «Ich versuche, sie trotz dieserEinschränkungen mobil zu machen», sagt Däpp. «MeineZiel ist, das Gangbild zu normalisieren.» Walter Däppist Orthopädieschuhmachermeister bei Ortea in Bern.«Bei solch schwierigen Fällen hilft nur eine Mass​an fer­«Ich versuche jede Person –trotz ihrer Einschränkungen– mobil zu machen.»Walter Däpp, Orthopädieschuhmachermeisterti gung.» Dann gipst Walter Däpp zuerst den Fuss ab, umdaraus einen Leisten aus Kunststoff zu schäumen. Auseiner durchsichtigen Folie fertigt er einen ersten Probeschuh.«Streift der Kunde den über, sieht man sogleichdie Druckstellen», so Däpp. Mit dieser Erkenntnis nähter einen richtigen Pro beschuhaus Abfall leder. Mit diesem sollder Kunde dann herumlaufenund testen, wo er sitzt und woes noch Anpassungen braucht.«Einmal war ein Kunde soglücklich mit dem Testschuh,dass er damit in die Ferienging. Wir hörten monatelangnichts mehr von ihm. Normalerweise ein schlechtesZeichen», so Däpp. «Als wir ihn anriefen, war er geradein Paris auf einem Städtetrip. Und total glücklich mitseinem Abfalllederschuh.» Sowieso freut sich WalterWie wird man Orthopädieschuhmacher?Die Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher oder zur Orthopädieschuhmacherinbeinhaltet eine vierjährige Lehrzeit in einem Atelier für Orthopädie-Schuhtechnik.Sie endet mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis«Orthopädieschuhmacher/in EFZ». Die schulische Bildung nimmt einenTag die Woche in Anspruch und beinhaltet Fächer wie Handwerk und Technologie,Kundenberatung, Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Umweltschutzoder Werterhaltung. Siehe auch www.fussundschuh.ch<strong>gesundsitzen</strong>– 55 – <strong>2015</strong>/<strong>2016</strong>

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