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gesundsitzen 2015/2016

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GlosseÜber , küssende Katzenund blinkende HerzenDie einen verstehen nur Bahnhof, wenn ihre Kinder und Enkel miteigenartigen Symbolen auf dem Handy kommunizieren.Die anderen wittern darin gar einen Zerfall der deutschen Sprache.Was die digitale Emoji-Kommunikation mit der Geschichteder Menschheit zu tun hat und was sich daraus lernen lässt.Text: Micha Eicher, lic. phil. IKürzlich im Bus. Neben mir ein junger Mann im schönfrisiert.Als es plötzlich summt, schau ich rüber. Auf seinemBildschirm blinken. Ich lächle. Da istwohl jemand verliebt? Meine Neugier ist geweckt. Nurnoch ein . Aus den Augenwinkeln sehe ich, was ereintippt: .Ich staune. Ein Emotionsschwall im ! Irgendwie hätteich das nicht erwartet. Schön, denke ich, dass er seineGefühle so mitteilen kann. Möglich machen dies Emojis(sprich: Emodschis). So heissen die kleinen Bilder, die immerhäufiger in Kurznachrichten, Tweets, Posts undE-Mails auftauchen. Die Invasion bunter Bildchen stammtursprünglich aus , wo die Menschen ein für emotionaleBildschriftzeichen haben. Der eine oder andereSprachhüter sieht in der Verwendung der Zeichenspracheeinen Zerfall der jahrhundertealten Herrschaft der .Längst sind jedoch Emojis ins Betrachtungsfeld der Forschunggerückt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie ergabaus einer Milliarde versendeter Symbole das beliebtesteEmoji der Welt: . Kein anderes wird so häufigverschickt wie das runde, gelbe Gesicht, das vor Lachennicht mehr kann. Manch einer findet, das ist alles -Kram, für Leute mit zu viel , die keine lesen odereinfach sonst zu viel im Kopf haben. Doch weit gefehlt.Das neue Stilmittel wird nicht nur von Jugendlichengenutzt. Auch und verschicken schon maleinen per zum .Denn eigentlich liegt unsere Liebe zu kleinen Symbolenund Zeichen in der Natur des . Nur schon unser heutiges-System geht auf Piktogramme zurück. «Anfangswar die Schriftgeschichte sehr bildhaft», bestätigt ChristaDürscheid. Sie ist Professorin für deutsche Sprache an derUniversität Zürich und untersucht die Auswirkungen vonWhatsApp auf den Sprachgebrauch. «Emojis werden vorallem in der privaten, informellen Kommunikation genutzt.»Ein kommunikatives, um persönliche Nachrichtenaufzulockern. «Sie bieten eine zusätzliche Möglichkeit,etwas zum Ausdruck zu bringen», so die Professorin.Wenn die Worte fehlen, kommt so einoftmals ge-legen. Wie jede andere Sprache entwickeln sich auch dieBildchen weiter. Seit Kurzem sind sie sogar politisch .Da gibt es alle möglichen Hauttypen emoji, und auchwurden ergänzt mit und . DochKommunikation bleibt eine Herausforderung. Egal ob inWort oder Bild. Nur zu oft gibts, wenn die Botschaftfalsch verpackt nicht als , sondern verstandenwird. Da nutze ich am liebsten meine alteingesessenenKumpels hier. Wobei auch das kürzlich einFreund falsch verstand. Er fragte mich allen Ernstes, warumich fände, er sei ein . Egal ob , oder : Ich( ) mag das bisschen Ironie, das sich damit verpackenlässt. Das augenzwinkernde Supplement für blankeBuchstaben. Eine zusätzliche Ebene, die uns erlaubt, unseremit einem zu versehen. Schon verrückt; diesekleinen, lapidaren Bildchen ermöglichen es mit einemMal, Gefühle einfacher zu formulieren, dieserein kleinesabzugewinnen und sei es nur in Form desmeines Busnachbars. Ein Lächeln, ein orginellerunserer immer schneller werdenden Online-Kommunikation.Jetzt müssen wirs nur noch schaffen, dieses indie analoge Kommunikation zu übernehmen. Das wäre.in<strong>gesundsitzen</strong>– 9 – <strong>2015</strong>/<strong>2016</strong>

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