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72<br />

Persönlich<br />

Get your disinfection<br />

Prof. Dr. Walter Popp, Leiter der<br />

Krankenhaushygiene am Uni ver sitäts<br />

klinikum Essen, hat im Februar<br />

2008 eine Kampagne zur Verbesserung<br />

der Handhygiene in Krankenhäusern<br />

gestartet. muko.info sprach mit dem<br />

Initiator dieser Aktion.<br />

muko.info: Herr Prof. Popp, bei unseren<br />

Recherchen im Internet sind wir auf<br />

Sie als Macher skurriler Videoclips zur<br />

Händedesinfektion gestoßen. Mir gefi el<br />

z.B. „Sei kein Braehmer“ (www.uk-essen.<br />

de/krankenhaushygiene) besonders gut,<br />

ein Clip, der das Thema mit einer guten<br />

Portion Frechheit und Witz bearbeitet.<br />

Könnten Sie unseren Lesern die Aktion<br />

„Get your disinfection“ vorstellen, für die<br />

auch die Videos werben?<br />

Prof. Dr. Popp: Vor einigen Jahren ist uns<br />

aufgefallen, dass hygienische Schulungen<br />

immer nur in Form von Unterricht oder<br />

in schriftlicher Fassung erfolgen. Dabei<br />

stehen heute auch andere Medien zur<br />

Verfügung, z.B. Videos oder auch bildliche<br />

Darstellungen. Wir haben daher zusammen<br />

mit Kommunikationsstudenten erste Kurzvideos<br />

gedreht, die 30 Sekunden lang sind.<br />

Damals wurde auch der Slogan „Get your<br />

disinfection“ etabliert.<br />

Wir haben in der Folge zusammen mit<br />

den Studenten, die heute freischaffende<br />

Filmproduzenten sind, jedes Jahr weitere<br />

Videos gedreht, zuletzt jenes mit Dr.<br />

Brähmer. Alle diese Videos sind auf<br />

unserer Website kostenlos verfügbar, und<br />

wir freuen uns, wenn sie heruntergeladen<br />

und genutzt werden. Soeben haben wir<br />

neue Clips gedreht, die im Laufe des Jahres<br />

2<strong>01</strong>0 erscheinen werden, unter anderem<br />

auch wieder mit Dr. Brähmer.<br />

Gegenstand der Videos ist bisher<br />

Prof. Dr. Walter Popp<br />

ausschließlich die Händedesinfektion,<br />

da sie bekanntermaßen häufi g nicht<br />

durchgeführt wird. Wir glauben, dass man<br />

immer wieder erinnern muss und dass<br />

der Effekt vielleicht größer ist, wenn das<br />

in Form von solch lustigen Videos<br />

geschieht als durch den ständig drohenden<br />

Zeigefi nger. Inzwischen wird die Aktion<br />

auch getragen von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Krankenhaushygiene<br />

(DGKH) und dem Berufsverband<br />

Deutscher Chirurgen (BDC).<br />

muko.info: Wie kommt die Kampagne bei<br />

den Ärzten und Pfl egern an?<br />

Prof. Dr. Popp: Dass Pfl egende derartige<br />

Videos mögen, war uns von Anfang an<br />

klar. Wir hatten ursprünglich die Sorge,<br />

dass vielleicht Ärzte verärgert reagieren,<br />

aber müssen nun feststellen, dass auch<br />

bei ihnen die Videos äußerst gut<br />

ankommen. Jede Woche haben wir<br />

Anfragen, ob die Videos genutzt werden<br />

können, z.B. in Pfl egeschulen, was uns<br />

natürlich freut. Auch im Ausland sind<br />

die Videos inzwischen bekannt, zumal<br />

das Video mit Dr. Brähmer inzwischen<br />

auch mit englischen Untertiteln verfügbar<br />

ist. Im Juni 2<strong>01</strong>0 werde ich z.B. bei der<br />

Tagung der französischen Hygieniker in<br />

Bordeaux über unsere Kampagne „Get<br />

your disinfection“ referieren. Man muss<br />

einfach alle Möglichkeiten nutzen, um<br />

hygienische Inhalte zu transportieren:<br />

Schulung, Beobachtungen und persönliche<br />

Ansprache, bildliche Darstellungen und<br />

Videos. Dabei scheinen kurze Videos, wie<br />

unsere, eher angenommen zu werden.<br />

muko.info: Haben Sie Vorschläge, wie<br />

Patienten das Hygieneverhalten von Ärzten<br />

und Pfl egern einfordern könnten? Das<br />

Problem ist ja, dass man als Patient seinem<br />

Arzt nur ungern auf die Füße tritt...?<br />

Prof. Dr. Popp: In England und in den <strong>US</strong>A<br />

gibt es Kampagnen, die Patienten aktiv in<br />

die Verbesserung des Hygieneverhaltens<br />

einzubeziehen. So sollen sie ihre Ärzte und<br />

Pfl egenden fragen, ob sie sich die Hände<br />

desinfi ziert haben. Ich sehe das etwas<br />

kritisch, da der Patient letztlich hilfesuchend<br />

und damit auch hilfl os ist und<br />

man ihm diese Last nicht auch noch<br />

aufl aden kann. Daher ist zuerst für die<br />

Einhaltung der Hygienevorschriften die<br />

Institution, also das Krankenhaus, gefordert.<br />

Jene Patienten, die über mehr<br />

Erfahrung verfügen, sollten aber durchaus<br />

auf hygienisch korrektes Verhalten achten.<br />

Allerdings sollte auf Fehler oder vermeintliche<br />

Fehler vielleicht erst hingewiesen<br />

werden, wenn sie sich wiederholen.<br />

Denn auch hier gilt: Der erste Eindruck<br />

kann täuschen. So wie umgekehrt sich der<br />

Arzt ja auch nicht vom ersten Eindruck des<br />

Patienten fehlleiten lassen sollte. Patienten<br />

können darüber hinaus gut beurteilen, wie<br />

sauber ein Zimmer ist und wie oft und wie<br />

gründlich geputzt wird. Achten kann man<br />

auch darauf, ob etwa die Händedesinfektion<br />

vor einem Verbandwechsel durchgeführt<br />

wird und danach. Wenn man Klagen hat,<br />

muss man sicherlich individuell entscheiden,

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